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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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angelegt, als Ruth und Horatio Hand in Hand vom Hügel stiegen. Sie wollten gerade ihre Pferde besteigen, als Ruth sagte: »Still, Horatio. Hörst du das auch?«
    Er lauschte, dann schüttelte er den Kopf. »Was war da?«
    »Ach, nichts. Mir schien nur, als hätte ich ein Neugeborenes schreien hören.«
    »Einen Säugling?«
    »Ja. Vielleicht. Ich weiß nicht. Einen Säugling oder ein Lämmchen. Wahrscheinlich habe ich mich getäuscht. Die Lämmerweiden sind weit weg. Wir müssen uns beeilen. Mama Elo wartet sicher schon mit dem Abendbrot.«
    Eine halbe Stunde später saßen sie am Tisch. Schweigend und mit verschlossenem Gesicht reichte Rose die Fleischplatte herum. Corinne dagegen war heiter. »Mama Elo hat mir einen Sud für mein Haar gemacht. Seht ihr, wie es nun wieder glänzt?«
    Sie schüttelte ihre frisch gewaschene Mähne und strich zart mit den Fingern darüber. Als keine Reaktion kam, sah sie verwundert von einem zum anderen. »Was ist los? Warum spricht hier niemand?«
    »Halt den Mund, Corinne! Es ist wirklich nicht die Zeit, über Schönheitspflege zu sprechen. Und, um Gottes willen, fass dir doch bitte bei Tisch nicht in das Haar.«
    Corinne zog einen Schmollmund, warf einen verärgerten Blick zu ihrer Mutter und stocherte kurz auf ihrem Teller herum, dann fragte sie: »Es ist wegen des blöden Artikels, nicht wahr? Immer noch.«
    Als wieder niemand antwortete, zeigte Corinne mit ihrer Gabel auf Ruth: »Es ist alles deine Schuld. Du mit deinen verrückten Ideen! Eines Tages richtest du uns alle zugrunde!«
    »Was und wen richte ich bitte zugrunde?«, fragte Ruth spitz und sah kampflustig in die Runde.
    »Du musst zugeben, dass deine Personalpolitik in der Gegend nicht gerade Begeisterung hervorruft«, erklärte Rose mit mühsam gezügelter Wut. »Ich habe versucht, die Sache vom Tisch zu bringen, aber es ist mir nicht gelungen.«
    Ruth legte das Besteck aus der Hand, stützte die Unterarme auf den Tisch. »Aha. Was hast du gemacht?«
    »Ich habe natürlich bei der Allgemeinen Zeitung angerufen und denen dort erklärt, dass du durch die Vorkommnisse rund um den Diamanten noch immer etwas ... nun, sagen wir ... etwas verstört bist. Morgen sollte eine Richtigstellung erfolgen. Doch die Allgemeine hat abgelehnt. Sie könnten nicht jeden Personalwechsel auf jeder Farm mitteilen, behaupten sie.« Sie verzog den Mund, um anzuzeigen, was sie davon hielt.
    »Das ist gut so«, entgegnete Ruth ruhig und legte ihre Hand demonstrativ auf Horatios. »Es gibt nämlich keinen Personalwechsel auf Salden’s Hill. Horatio ist und bleibt auch in Zukunft Verwalter dieser Farm. Und zwar solange er das möchte.«
    Rose öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch Ruth schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. »Es tut mir leid, Mutter. Du hast in dieser Angelegenheit nichts zu sagen. Die Farm gehört mir; ich habe euch eure Anteile abgekauft. Wen ich einstelle und wie ich die Farm führe, ist allein meine Sache.«
    Rose ließ die Gabel sinken, neigte den Kopf zur Seite und nickte leicht. Ihre rechte Hand jedoch trommelte ein stürmisches Stakkato auf die Tischplatte – für Ruth ein deutliches Zeichen dafür, dass ihr Nicken kein Einverständnis ausdrückte und Rose sich vielmehr wieder einmal bestätigt sah, dass ihre Tochter ein rechter Trotzkopf war.
    »Aber unseren guten Ruf hast du trotzdem beschädigt. Ich finde, dafür steht uns ein Schmerzensgeld zu«, meldete sich Corinne zu Wort.
    Ruth antwortete ihr nicht, doch der Blick, den sie ihr zuwarf, war beredt. »Du, Mutter, hast vielleicht bei der Allgemeinen Zeitung nichts erreicht. Ich aber habe eine Anzeige aufgegeben, die morgen erscheint.« Ruths Stimme klang ruhig und überlegt.
    »Eine Anzeige? Was für eine Anzeige?« Rose fuhr auf, presste zwei Finger gegen ihre Schläfen, als befürchte sie einen Migräneanfall.
    »Eine Anzeige, in der steht, dass Salden’s Hill einen Käser sucht, der nach schweizerischer oder holländischer Tradition käst. Du musst zugeben, dass Mama Elos und Mama Isas Künste uns nicht sehr weit bringen. Außerdem wollen wir zukünftig nicht nur Ziegenfrischkäse, sondern auch Weich- und Hartkäse produzieren.«
    Einen Augenblick schaute Rose verdutzt, dann hellte sich ihre Miene auf, und ein anerkennendes Lächeln erschien. »Das ist gut. Das ist klug. Ein cleverer Schachzug. Auf diese Art weiß ganz Namibia, dass wir keinen Voodoo-Käse herstellen. Gratuliere, Ruth, darauf bin ich nicht gekommen!«
    »Danke, Mutter. Ich gebe

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