Das Herz der Savanne - Afrika-Roman
Problem, und du bist unfähig, eine Entscheidung zu treffen.«
»Aber die Vor ...«
»... schriften, ich weiß. Noch ein letzter Vorschlag, Sergeant. Stell Sally unter Hausarrest. Wenn sie von hier verschwindet, hast du eine Handhabe, uns alle ins Gefängnis zu stecken. Du weißt, dass wir uns so etwas nicht leisten können. Das wäre das Ende unserer Farm.«
Lang runzelte die Stirn.
»Ich habe nichts dagegen, dass der Bastard so schnell wie möglich von hier verschwindet«, mischte sich Corinne ein. »Er brüllt die halbe Nacht. Ich habe nicht mehr durchgeschlafen, seit er hier ist.«
Ruth wollte aufspringen, ihrer Schwester quer über den Tisch an die Kehle, aber Horatio hielt sie zurück. »Sei ruhig«, flüsterte er. »Du wirst sehen: Alles wird gut.«
Ruth atmete tief ein, trat dann unter dem Tisch, so fest sie konnte, gegen Corinnes Schienbein.
»Au!«, schrie Corinne. »Das wird dir nicht helfen, dumme Kuh!« Dann wandte sie sich erneut an den Sergeant. »Einen Säugling unter Hausarrest stellen, das ist albern. Wo soll das Kind denn hin? Es kann ja noch nicht einmal laufen. Es gibt sicher noch andere Waisenhäuser in der Gegend. Und Vorschriften sind nun einmal Vorschriften und müssen eingehalten werden. Sie haben es eben selbst gesagt. Denken Sie an Ihre Beförderung.«
Langs Blicke huschten hilfesuchend von Rose zu Corinne.
Rose funkelte ihre älteste Tochter so kalt an, dass es schien, als könne ihr Blick die Limonade im Glas zum Gefrieren bringen.
Ruth wollte erneut aufspringen und ihrer Schwester direkt an den Hals, doch Horatios eiserner Griff hielt sie zurück.
»Tja, jetzt ist doch alles ganz einfach!«, verkündete Rose nach einer Schweigeminute. »Ich habe einen Vorschlag, der allen gerecht wird. Um deine Beförderung musst du nicht bangen, mein Lieber.«
»Und?«, fragte der Sergeant mit Hoffnung im Blick. »Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
»Nimm Corinne mit.«
»Was?« Jetzt war es Corinne, die die Augen vor Entsetzen weit aufriss. »Wieso ich? Bist du verrückt geworden, Mutter? Dich hat das Balg doch auch gestört. Wir sollten froh sein, es loszuwerden.«
»Nimm sie mit!«, forderte sie den Sergeant auf. »Immerhin war sie es, die das Kind in der Viehtreiberhütte gefunden hat. Wir alle haben uns seither gefragt, was sie dort eigentlich zu suchen hatte. Zum Arbeiten, musst du wissen, ist meine älteste Tochter nämlich nicht geboren. Also: Warum ist sie ausgerechnet an diesem Tag zur Viehhütte geritten? Hat sie jemand damit beauftragt? Hat sie also gewusst, was sie dort findet? Und warum, mein lieber Sergeant, hat sie das Kind nicht gleich mit zur Farm gebracht, sondern ist allein zurückgeritten und hat meine jüngste Tochter und unseren schwarzen Verwalter rausgeschickt?«
»Mutter!« Corinne war mit einem Mal weiß wie eine frisch gekalkte Wand. »Wie kannst du nur solche Vermutungen anstellen? Was soll das? Du weißt genau, dass ich nichts mit dem Mord an Ama zu tun habe.«
»Ja, das weiß ich, mein Kind. Und deshalb macht es dir sicherlich nichts aus, den Sergeant zu begleiten und sozusagen als Geisel für unsere Sally zu fungieren. Du tust etwas Gutes damit, mein Schatz. Und das ist, wie wir alle wissen, im Augenblick das, was nötig ist.«
Elftes Kapitel
» R uth, jetzt leg sie schon zurück in ihr Körbchen. Sie ist müde. Siehst du nicht, wie sie sich die Äuglein reibt?«
»Aber ja!« Ruth seufzte und bettete Sally, so behutsam es nur ging, in den großen Wäschekorb, der noch immer auf dem Küchentisch stand. »Es fällt mir so schwer, sie allein zu lassen«, sagte sie leise.
Horatio legte ihr einen Arm um die Schulter. »Sie ist doch nicht allein. Mama Elo ist hier. Der Polizist hat versprochen, dass Sally einstweilen bei uns bleiben kann.«
»Ja, aber nur, weil ihm Corinne als das größere Übel erschien. Erika Lang hätte unsere Sally notfalls noch verkraftet, aber mit Corinne wäre sie nicht so einfach fertiggeworden. Sergeant Lang mag vielleicht auch kein guter Mensch sein, in jedem Falle aber ist er ein Feigling.« Ruth verzog unwillig den Mund, dann runzelte sie die Stirn. »Wisst ihr, was ich überhaupt nicht verstehe? Warum war Mutter plötzlich auf unserer Seite? Wieso hat sie sich so vehement für Sally eingesetzt?«
Sie sah zu Mama Elo, die aber zuckte nur mit den Schultern. »Das ist jetzt nicht so wichtig. Hauptsache ist doch, dass die Kleine bei uns ist.«
»Ruth, vielleicht ist deine Mutter gar nicht so, wie du sie siehst. Vielleicht
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