Das Herz der Savanne - Afrika-Roman
ich. Ihre Butter aber war einfach köstlich. Viel cremiger und geschmacksintensiver als unsere.«
Outwater entspannte sich ein wenig. »Ich benutze nicht den Butterfertiger, sondern schlage die Butter mit Holzschaufeln. Das kostet Kraft, aber die habe ich ja.«
»Das ist das ganze Geheimnis?«, wollte Ruth wissen. Unwillkürlich dachte sie an Mama Elos und Mama Isas Beratungen mit den Ahnen.
»Es gibt kein Geheimnis, nur Erfahrung und die Liebe zur Arbeit.« Outwater lächelte schüchtern. »Ich weiß, es klingt merkwürdig, aber ich wollte schon immer Käser werden. Als Kind war ich einmal mit meinen Eltern in der Schweiz auf einer Alm. Wir haben dort zwei Wochen lang nur mit den Sennern und den Kühen gelebt. Es war ...«, er lächelte verlegen, »einfach wunderschön.«
»Und dann? Wie gehen Sie weiter vor?«, fragte Ruth, nach Roberts Geständnis, von dem sie jedes Wort glaubte, freundlicher.
»Zuerst schlage ich die Sahne. Mit der Hand. Das dauert manchmal. Wenn sie fest wird, gieße ich die Buttermilch ab und schlage weiter. Dann lege ich die Butter auf ein Abtropfbrett, wasche sie mit kaltem Wasser und presse sie kräftig aus, bis auch der letzte Wasserrest verschwunden ist. Danach salze ich sie ein. Ich nehme Meersalz dazu, damit der Geschmack kräftiger wird. Mit den Holzschaufeln forme ich die Butter und gebe sie in die Formen. Zum Schluss presse ich die fertige Butter auf Backpapier. Fertig. Das Geheimnis, wenn es denn doch eines gibt, liegt im Waschen und Walzen.«
Ruth nickte. Sie wusste inzwischen, dass er ein ausgezeichneter Käser war, aber sie wusste auch, dass er um seine Qualitäten wusste. Ich muss so viel wie möglich von ihm lernen, dachte sie. Er wird nicht lange hierbleiben. Laut fragte sie: »Sie brauchen sicherlich einen festen Gehilfen. Mama Elo und Mama Isa können nicht den ganzen Tag in der Käserei zubringen. Und jetzt, da wir ein Kind haben, schon gar nicht. Also: Ab wann brauchen Sie Hilfe?«
»Am besten sofort.«
»Ich kann das machen.«
»Du?« Ruth fuhr herum. Corinne hatte unbemerkt den Raum betreten und nickte nun heftig. Sie war blass, ihre Augen rot geweint, die Unterlippe zitterte. »Ja, ich. Mutter hat ja sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, dass sie von mir etwas Ordentliches erwartet. Also kann ich mich hier nützlich machen. Dann braucht ihr euch nicht mehr darum zu sorgen, dass ich euch auf der Tasche liege.« Sie sah zu Robert Outwater, schob die Hüfte ein wenig nach vorn und fügte mit piepsiger Stimme hinzu: »Das heißt natürlich, wenn der Meister einverstanden ist.«
Ruth sah von Corinne zu Robert, von ihm zu Horatio. Der hob die Schultern.
Ruth seufzte. »Also gut, dann bleib da, wenn Mister Outwater dich brauchen kann. Doch sobald ich die erste Klage höre, sobald ich feststelle, dass du den Käser von der Arbeit abhältst oder sonst irgendeinen Unfug treibst, dann bist du schneller hier weg, als die Milch kocht. Ist das klar?«
Corinne warf sich in die Brust. »Natürlich, Schwesterchen. Du bist der Bass. Meine Anteile hast du mir ja ohnehin abgekauft.«
Outwater grinste. »Da im Schrank finden Sie ein Haarnetz und einen Kittel. Die frische Milch vom Morgen sollte mittlerweile abgekühlt sein. Wir können also anfangen zu buttern.«
Corinne nickte wie eine brave Schülerin am ersten Schultag und band sich eine Gummischürze um. »Zu Diensten.«
»Gut«, erklärte Horatio. »Sie machen mir also die Produktproben für Swakopmund fertig?«
»Natürlich. Sie sind der Bass.«
»Was war das denn jetzt?«, fragte Ruth, als sie und Horatio einige Meter von der Käserei entfernt waren. »Seit wann reißt sich Corinne um Arbeit? Das kann doch nur an Outwater liegen.«
»Lass sie«, bat Horatio. »Sie hat begriffen, dass sie etwas tun muss, um wohlgelitten zu sein. Vielleicht meint sie es ernst.«
Aus der Käserei drang Gelächter zu ihnen herüber.
Ruth runzelte die Stirn. »Wer’s glaubt, wird selig. Nein, nein. Ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass sie etwas aushecken. Und darauf, mein Lieber, bin ich wirklich gespannt.«
Horatio beschirmte seine Augen mit der Hand und sah zu den Pontoks der Farmarbeiter hinüber. »Wir müssen es Thala sagen«, erklärte er. »Sie hat schon ihre Tochter verloren. Womöglich auch ihren Mann. Sie muss wissen, dass es ihrem Enkelkind gut geht, dass es bei uns aufwachsen kann. Sie sollte ihre Zustimmung geben.«
Ruth schürzte die Lippen. »Warum? Sie hätte zu uns kommen und nach dem Kind fragen, es sogar
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