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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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mehr für die Gerechtigkeit tun können ...« Rose stand auf und machte Mama Elo ein Zeichen, die Limonade hinauszubringen.
    Der Polizist rührte sich nicht, er stierte zunächst auf seinen Block, dann sah er den Anwesenden reihum in die Augen. »Eine letzte Frage habe ich noch: Weiß jemand von euch, wo das Baby ist?«
    »Ich muss in die Küche, nach dem Mittagessen sehen.« Mama Elo eilte gesenkten Blickes aus dem Salon. Rose zog unterdessen ein Gesicht, als müsse sie angestrengt nachdenken. Corinne malte mit dem Finger das Muster des Esszimmertisches nach. Ruths Atem ging in hektischen Stößen.
    »Was ist? Habt ihr etwa die Frage nicht verstanden? Wo ist das Baby?«
    Ruth holte Luft. »Es ist hier«, flüsterte sie. »Sally ist bei uns.«
    Rose schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte den Kopf.
    Corinne duckte sich so klein wie möglich in den Lehnstuhl.
    »Sally?« , fragte der Sergeant. »Woher wisst ihr, welchen Namen das Kind hat?«
    »Wir haben es in der Viehtreiberhütte in der Nähe des Hügels gefunden.« Ruth deutete auf ihre Schwester. »Corinne hat die Kleine entdeckt. Wir haben sie auf die Farm gebracht und sie Sally genannt, weil sie doch auf Salden’s Hill geboren wurde.«
    »Ich verstehe.« Der Polizist machte sich Notizen. »Und weil das alles so aufregend war, habt ihr euch nicht sofort gefragt, wer die Mutter und der Vater sein könnten. Und natürlich habt ihr auch vergessen, euer Fundstück den Behörden zu melden.«
    »Nein, so war es nicht«, widersprach Horatio. »Das Kind lag allein in der Hütte. Es war schmutzig, es hatte Hunger und Durst. Wir haben getan, was in diesem Augenblick nötig war, haben es mitgenommen, ihm zu essen und zu trinken gegeben und einen Platz zum Schlafen. Niemand hat nach dem Kind gefragt. Niemand schien es zu vermissen. Ich war im Hüttendorf der Arbeiter und habe mich vorsichtig erkundigt. Wissen Sie, was die Nama mit einem Mischlingsbaby machen? Sie bringen es zu einem Heiler, damit dieser den weißen Teil des Kindes mit üblen Tränken und Schlägen austreibt. Es werden Dinge in das arme Kind gesteckt. An allen möglichen Stellen. Es wird ins Wasser getaucht, seine Fußsohlen werden über Feuer gehalten. Und wenn das nicht hilft, bringen sie es in eine christliche Kirche. Es gibt Priester, die die Kinder an Stricken an der Kirchendecke aufhängen, damit sie vom aufsteigenden Weihrauch geläutert werden. Können Sie sich vorstellen, was das für ein Neugeborenes bedeutet?«
    »Ich lebe lange genug hier, um eine Ahnung zu haben.«
    »Na also. Wir haben dem Kind das Leben gerettet! Wir haben das getan, weil es ein menschliches Wesen ist, ein von Gott geschaffenes. Es war in großer Not, und wir haben ihm geholfen. Mehr nicht.« Horatio stand auf. »Wollen Sie Sally sehen?«
    Als hätte Mama Elo hinter der Tür gestanden, öffnete sich diese jetzt und die schwarze Frau kam mit Sally auf dem Arm ins Esszimmer. »Hier, Sergeant«, sagte sie. »Nehmen Sie sie ruhig.« Sie drückte dem Polizisten das leise vor sich hin brabbelnde Kind in den Arm.
    Der hielt es wie eine heiße Pfanne. »Schon gut, ich verstehe ja, was ihr getan habt. Ich habe selbst Kinder. Meine Frau hätte nicht anders gehandelt. Aber ich bin nicht als Vater hier, sondern als Polizist.«
    Ruth atmete hörbar auf, streckte die Arme nach Sally aus, nahm sie dem gewaltigen Mann behutsam ab und schmiegte sogleich ihre Wange an die duftende Babywange. Sie hielt Sally so fest, als wolle sie sie nie wieder loslassen.
    »Trotzdem muss ich das Kind mitnehmen.«
    Ruth riss die Augen auf. »Nein!« Ihr Schrei war markerschütternd.
    Horatio stellte sich schützend vor Ruth und das Baby und breitete die Arme aus. »Das können Sie nicht!«, rief er aus. »Sally ist hier zu Hause. Sie hat es gut bei uns.«
    Hinter ihm weinte Ruth, benetzte das Köpfchen des Kindes mit ihren Tränen. Sally wurde wach und begann so laut zu brüllen, dass Corinne sich die Ohren zuhielt.
    Rose breitete die Arme aus, als könne sie damit alles Unbill ersticken. »Jetzt beruhigen wir uns erst einmal alle. Mama Elo, bring das Kind in sein Bettchen. Es ist nicht gut für eine so kleine Seele, Streit mitanzuhören.«
    Die schwarze alte Frau eilte herbei, nahm Sally aus Ruths Armen, presste sie an ihre Brust und verschwand.
    Als die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, teilte Rose Salden dem Polizisten mit: »Das Kind bleibt hier. Es gehört auf die Farm. Denk nach, Sergeant, dann wirst du feststellen, dass das so am besten

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