Das Herz der Savanne - Afrika-Roman
Hintereingang.
Dupont stand schon vor der Tür. Er trug eine karierte Hose, eine weiße Jacke und auf dem Kopf eine Kochmütze. Mit einer Handbewegung forderte er Horatio auf, an einem kleinen Tisch Platz zu nehmen. »Sie hatten eine lange Fahrt und sind sicher durstig. Was darf ich Ihnen anbieten?«
Horatio, noch immer verärgert über die unfreundliche Rezeptionistin, entspannte sich. »In Frankreich«, fragte er, »scheint es wenige Schwarze zu geben?«
Dupont lachte. »Ich stamme eigentlich aus Belgien. Aber Sie haben recht. Dort, wo ich herkomme, gibt es wenige Nichtweiße. Manchmal habe ich das bedauert. In meiner Küche geht es fröhlicher zu, wenn ich Einheimische beschäftige.«
Auf seinen Wink brachte ein Küchenjunge einen Glaskrug mit eisgekühlter Limonade, in der neben Zitronenscheiben auch Minzblätter schwammen.
Durstig griff Horatio zu. Dann holte er die ersten Kostproben der Salden-Käse aus einem der Körbe. »Hier haben wir einen Frischkäse mit Feigen. Daneben ein Käsetaler, der mit Honig aromatisiert wurde. Diese beiden Käse wurden aus Schafsmilch gemacht. Die beiden helleren sind Ziegenfrischkäse. Der linke Taler wurde in Pfeffer gewälzt, der rechte mit Bohnenkraut gewürzt.«
Der Koch kostete zuerst den Feigenkäse. »Sehr gut, vielleicht eine winzige Spur zu süß. Der Honigkäse dagegen ist delikat. Haben Sie ihm einen Namen gegeben?«
Nein, verdammt, das haben wir vergessen, dachte Horatio, ehe er spontan entgegnete: »Wir nennen ihn ›Das Herz der Savanne‹.« Ja, ein guter Name. Horatio war erleichtert, dass ihm so schnell etwas eingefallen war. »Das Herz der Savanne«, das klang gut – und erinnerte ihn an Ruth, an ihre Haut, die so weiß war wie der Käse, die Honigsüße ihrer Küsse, den Geruch ihres Haares nach Sonne und Savanne.
»Sehr gut. Das gefällt mir. Sie haben sicher nichts dagegen, wenn wir den Namen auf unserer Speisekarte übernehmen.«
»Nein, natürlich nicht.« Horatio sah die Karte schon vor sich. Er freute sich darauf, Ruth den neuen Namen zu erklären.
Mister Dupont sprach unterdessen weiter: »Ziegenfrischkäse mit Pfeffer habe ich schon immer geliebt, das Bohnenkraut sagt mir persönlich nicht zu, aber ich könnte mir ein Gericht aus lauwarmem Ziegenkäse mit Wildkräutern und Löwenzahnsalat vorstellen.«
Horatio nickte, obwohl er nicht die geringste Ahnung hatte, was Löwenzahnsalat sein könnte. So etwas hatte es zu Hause bei seiner Mutter nicht gegeben, und auch Mama Elo hatte auf der Farm noch nie diesen Salat aufgetischt. »Hier ist noch die Butter.« Horatio reichte ein Fässchen über den Tisch. »Kosten Sie die. Wir sind sehr stolz auf dieses Produkt.«
Dupont griff nach einem Stück dunklem Brot, bestrich es andächtig. Dann schloss er die Augen und biss ab. »Hmm, köstlich. Ich nehme an, die Butter wurde gut ausgewaschen und gepresst.«
»Ja. Unser Käser stammt aus Holland. Er arbeitet nach Rezepten aus seiner Heimat. Bei den Käsewürzen hält er sich aber auch gern an einheimische Gepflogenheiten.«
Dupont tauchte einen Löffel in den Sahnetopf und schleckte daran. Mit dem Quark verfuhr er ebenso. »Ihre Produkte sind gut. Nicht sehr gut, aber gut, besser jedenfalls als die meines bisherigen Zulieferers. In ein paar Wochen würde ich gern weitere Käse von Ihnen probieren, am liebsten Weich-und Hartkäse. Frischkäse stellen an einen Käser keine großen Herausforderungen. Die Meisterschaft ist erst bei den Hartkäsen zu erkennen, aber das wissen Sie sicher selbst. Ich hätte gern einen Hartkäse aus Ziegenrohmilch, der in Asche gereift ist. Des Weiteren interessiere ich mich für Blauschimmelkäse. Fürs Erste reicht mir eine Menge aus siebzig Litern Kuhmilch. Für den Hartkäse reichen zunächst um die zwanzig Liter, aber die Milch muss von verschiedenen Kühen stammen, damit das Aroma besser wird. Können Sie das liefern?«
Horatio schob mit dem Zeigefinger die Brille nach oben. Dann öffnete er sein Notizbuch und notierte sich die Wünsche des Hotelkochs. »Ich denke, das werden wir schaffen. Möchten Sie auch Quark, Sahne und Butter bei uns bestellen?«
Mister Dupont bestrich sich noch ein wenig Brot mit der Butter. »Ich benötige wöchentlich rund zwanzig Kilo gesalzene Butter und zwanzig Kilo Süßrahmbutter. Der Salzgehalt könnte ein wenig höher sein und, wenn ich bitten darf, aus groben Salzkörnern bestehen. Nehmen Sie Meersalz von unseren Küsten. Das lieben die Leute. Außerdem würde ich noch zwanzig Kilo
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