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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Horatio ein Zeichen, sich ihm gegenüber hinzusetzen, dann wandte er sich an Ruth: »Kleine Frau, hast du nichts zu tun? Wäsche waschen? In der Vorratskammer nach dem Rechten sehen? Das Kindlein in der Wiege schaukeln?«
    Ruth schüttelte den Kopf. »Das hier ist meine Farm. Und ich habe ein Recht darauf zu erfahren, was hier los ist. Die Polizei ist ja gewiss nicht gekommen, um uns zum schönen Wetter zu gratulieren.«
    Der Polizist warf einen resignierten Blick auf Horatio und seufzte. »So sind sie. Einen Augenblick lassen wir sie aus den Augen, und schon tanzen sie uns auf der Nase herum.« Er lachte gutgelaunt.
    Ruth setzte sich neben Horatio. Das Lachen des Polizisten verhieß nichts Gutes, auch wenn es auf Fremde so wirken mochte. Ruth aber kannte Sergeant Lang schon einige Jahre und wusste, dass er seinen Vorgänger nicht etwa in Pension geschickt, sondern eher vergrault hatte. Mehr als einmal hatte Ruth miterlebt, dass sich hinter der Maske des jovialen Gesetzeshüters ein Mann verbarg, der rücksichtslos seine eigenen Ziele verfolgte und dabei, wenn nötig, sogar über Leichen ging. So hatte sie mitangesehen, wie Sergeant Lang im Pub von Dordabis einen Farmer fertiggemacht hatte, der kurz vor dem Ruin stand und deshalb sein Gerätehaus angezündet hatte, um die Versicherungssumme zu kassieren. Dabei war Lang nicht einmal aufgestanden, sondern war vor seinem Hansa-Lager sitzen geblieben, eine Zigarette im Mundwinkel, und hatte mit leiser Stimme gesagt: »Jetzt erzähl ich dir mal, wie ich mir den Sachverhalt vorstelle, Jordan.«
    Jordan hatte nur leicht die Augenbrauen gehoben, als Lang fortfuhr: »Ich denke mir da nämlich einen Mann, der es nicht mehr bringt. Gar nicht mehr, verstehst du, Jordan. Ich meine einen, dem die Eier vertrocknet sind, weil er sich mit den Niggern gemeingemacht hat. Du hast sicher schon davon gehört, Jordan, dass die Schwarzen Dinge vollbringen können, von denen wir nichts wissen, oder? Na, jedenfalls haben sie deine Eier schrumpfen lassen. Zuerst ist dir die Frau weggelaufen, was ich – wenn du mich fragst – übrigens auch getan hätte. Sie hatte nämlich deine Heulerei satt und wollte lieber einen Mann mit Kraft in den Lenden und Eiern wie ein Jungstier.«
    Jordan hatte sich unter Langs Worten geduckt wie unter Peitschenhieben, während der Sergeant langsam und leise weitergesprochen hatte: »Tja, und jetzt lässt sich deine Frau mal so richtig verwöhnen. Sie hat da einen, der es ihr so besorgt, wie sie es braucht. Ich habe gehört, der nimmt sie sogar im Stall. So, und du sitzt auf deiner Farm und machst da mit deinen Niggern rum. Die nennen dich nicht mal ›Bass‹, sondern einfach nur ›Georg‹. Und so nach und nach haben dich die Nigger immer mehr beschissen. Sie haben deine Schafe geklaut, haben die Weiden verwüstet und ihren verfluchten schwarzen Zauber ausgeübt, sodass dir jetzt nichts mehr bleibt. Ein Mann mit Eiern würde sich zurückholen, was ihm gehört. Du dagegen flennst hier rum und steckst, feige wie du bist, sogar die eigene Farm an. Das kannst du zwar halten, wie du willst, aber rechne dabei nicht mit meiner Unterstützung.«
    Er war ganz nah an Jordan herangerückt. »Was immer der Bericht der Feuerwehr auch bringt, für mich bist du ein eierloser Brandstifter, und genauso werde ich dich behandeln.«
    Jordan hatte sich kurz darauf das Leben genommen, und Ruth war seither klar, dass Sergeant Lang nicht der war, der er vorgab zu sein. Dass er hier war, beunruhigte sie zutiefst.
    »Also, was führt euch her, Sergeant?«, fragte sie also noch einmal.
    Lang lachte und haute Horatio auf die Schultern. »Habt ihr nichts zu rauchen im Haus? Keinen guten Schluck für einen richtigen Mann?«
    Horatio wollte schon aufstehen, aber Ruth hielt ihn zurück. »Nein. Wir wollen erst erfahren, was los ist. Für Zigaretten und Whiskey bleibt danach noch genug Zeit.«
    Das Gesicht des Ordnungshüters verdüsterte sich, das Lachen verschwand. Er presste den Mund zusammen, dass nur noch ein Strich zu sehen war, und warf Ruth einen hasserfüllten Blick zu. »Ich ermittle wegen Sachbeschädigung. So heißt es im Gesetz. Aber für mich ist das, was da in der letzten Nacht passiert ist, mehr. Für mich, ihr Lieben, ist es Mord. Auf fünf Farmen wurden die Zuchtstiere erschossen. Auf Miller’s Run, auf Dormann’s Hope, auf Niedereck, auf Kathi Markworths Waterfall-Farm und auf Schüsslers Scholle. Wobei es Kathi am härtesten getroffen hat. Tapfere weiße Frau, die

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