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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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durchaus tragen. Hier, jetzt zieh das Kleid drüber!«
    Ruth tat ergeben, was ihre Mutter verlangte, und fand sich kurz darauf in das grüne Kleid gezwängt, das so eng war, dass sie kaum Luft holen konnte. »Das Ding ist ja wie eine Zwangsjacke. Das hat sich ein Mann ausgedacht, wetten? Wie soll man darin laufen? Platzen nicht alle Nähte, wenn ich mich hinsetze? Und was ist, wenn ich etwas essen muss?«
    Mama Elo gluckste vor Vergnügen, während Corinne ihrer Schwester neidvolle Blicke zuwarf. Rose Salden hob die Hände. »Meine Güte, Kind! Jetzt stell dich nicht so an. Du bist eine junge Frau, Herrgott! Jetzt hab doch mal ein bisschen Freude an schönen Dingen.«
    Ruth schluckte. Sie wollte ihre Mutter nicht verärgern. Schon gar nicht, nachdem sie dafür gesorgt hatte, dass Sally hierbleiben durfte. Aber so ein Kleid! Nein, das war doch ein bisschen viel verlangt. »Wann soll ich das Kleid denn anziehen? Zu welchem Anlass?«
    »Zum Frühjahrsball in Gobabis natürlich. Was hast du denn gedacht!«
    »Mama! In diesem Kleid kann ich nur stehen, sonst nichts. Ihr müsstet mich liegend auf der Ladefläche des Dodge nach Gobabis bringen, mich ins Haus tragen und an die Wand lehnen. Anders geht das nicht. Ich bin sozusagen eingeschweißt. Sprechen kann ich nur zwischen den Zähnen, essen, trinken und lachen gar nicht und Luft holen nur ein ganz klein wenig.«
    Jetzt lächelte auch Rose. »Du wirst es lernen. Und ich bin sicher, wenn du dich erst einmal mit deiner neuen Frisur siehst, wirst du dich auch viel wohler fühlen.«
    »Eine neue Frisur?« Ruth klappte die Kinnlade herunter.
    »Natürlich. Dein Haar ist viel zu lang. Man trägt jetzt einen Pferdeschwanz aus schulterlangem Haar oder einen Mittelscheitel mit Haarband, damit die Ohrclips besser zur Geltung kommen.« Rose wühlte in dem Karton und holte Haarbänder und Ohrclips in verschiedenen Farben heraus.
    Ruth trat erst einen Schritt vom Tisch weg. Als sie aber sah, dass Corinne näher kam, tat sie wieder einen Schritt vor, griff an Corinne vorbei und nach einem Paar Ohrclips. Sie warf ihr Haar zurück, hielt sie sich an. »Und? Wie sehe ich damit aus?«
    »Hervorragend!« Rose war begeistert.
    »Unmöglich. So etwas passt nicht zu dir!«, meinte Corinne.
    Ruth sah ihre Mutter und ihre Schwester an. Dann riss sie sich die Clips von den Ohren. »Na ja, vielleicht kann ich die Sachen doch gebrauchen. Und auch den neuen Haarschnitt.«
    »Was hast du vor? Bist du endlich einsichtig geworden und nimmst am gesellschaftlichen Leben teil? Oh, das würde der Farm nur guttun! Die Nachbarn haben sich noch immer nicht davon erholt, dass ein Schwarzer hier den Verwalter mimt. Ach, Ruth, ich freue mich für dich!«
    Rose wollte ihre Tochter in die Arme ziehen, doch Ruth wehrte sie ab. »Tut mir leid, Mutter, aber für deine Kaffeekränzchen fehlt mir schlicht die Geduld. Ich kann nicht stundenlang über Tapetenmuster und Nierentische reden.«
    »Wozu brauchst du dann eine neue Frisur? Und die Kleider? Es wäre schade, wenn sie ungenutzt herumlägen. Ich zum Beispiel würde sehr gern zum Kaffeekränzchen der Farmersfrauen gehen.« In Corinnes Augen leuchtete die Gier.
    Ruth lächelte. »Du kannst tun und lassen, was du willst. Und vielleicht leihe ich dir mein Kleid sogar einmal. Aber zuerst brauche ich es selbst. Mutter, du hast mir einen großen Gefallen getan. Danke sehr.« Ruth hatte einen Entschluss gefasst. Seit Horatio die Farm vorhin so unterkühlt verlassen hatte, sehnte sie sich nach ihm. Er hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht. Und sie? Hatte geschwiegen. Wie dumm von mir, dachte sie nun.
    »Aber bitte, gern geschehen. Nur, wozu brauchst du die Sachen?« In Roses Gesicht stand eine gelinde Überraschung.
    Ruth breitete die Arme aus. »Für meine Hochzeit.«
    »Für deine was?« Rose beugte sich nach vorn, als hätte sie nicht richtig gehört.
    »Für meine Hochzeit. Horatio und ich werden nämlich heiraten.«
    Da begann Sally zu weinen. Rasch riss Ruth Mama Elo das Kind aus dem Arm. »Tut mir leid, ich kann nicht länger an eurer Modenschau teilnehmen, die Kleine hat Hunger.« Und noch ehe Rose etwas erwidern konnte, war Ruth aus dem Zimmer.
    Mama Elo hob die Schultern und folgte ihr.
    Als die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, stemmte Corinne die Fäuste in die Hüften. »Was soll das denn, Mutter?«
    Rose sah noch immer auf die geschlossene Tür. Dann wandte sie sich an ihre ältere Tochter. »Wenn du jetzt auf einen Wutanfall von mir wartest, muss ich

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