Das Herz der Savanne - Afrika-Roman
zurückkomme, wird sie einer Aussprache aber nicht ausweichen können, nahm er sich vor. Er hob die Hand, rief nach dem Käser: »Sind die Sachen für das Hansa-Hotel fertig?«
Outwater nickte. »Beinahe. Ich komme sofort, muss erst diese Dinger hier loswerden.«
Während der Käser mit den Paketen ins Haus ging, schlug Horatio den Weg zur Käserei ein. Es wunderte ihn nicht, dass er dort auf Corinne traf. Corinne stand hinter dem Herd und erwärmte die Milch für die neuen Käse. Mit einer Hand rührte sie langsam im Topf, in der anderen hielt sie ein großes schmales Thermometer.
»Ach, Horatio. Du fährst doch heute in die Stadt, nicht wahr? Bitte, kannst du mir etwas aus unserem Haus in Swakopmund mitbringen?«, zwitscherte sie. »Ich gebe dir den Schlüssel und erklär dir, wo alles liegt.«
»Kann das nicht jemand anders erledigen? Oder magst du mitkommen nach Swakopmund? Ich stöbere ungern in fremden Sachen.«
Corinne lachte und zog den Topf vom Herd. »Du bist so etwas wie mein Schwager. Du bist kein Fremder. Außerdem bitte ich dich nur darum, ein paar Sachen aus dem Haus zu holen, harmlose Dinge. Ist das schon zu viel verlangt?«
Horatio seufzte. »Nein, natürlich nicht. Gib mir die Schlüssel.«
Corinne griff in ihre Schürzentasche und warf ihm einen Schlüsselbund zu. »Ich brauche ein wenig Kleidung. Im Schlafzimmer steht ein großer weißer Schrank. Ich möchte das blau getupfte und das rote Kleid, dazu die weißen Slingpumps, die auf dem Schrankboden stehen. Auf dem Nachttisch findest du ein Kästchen. Darin ist mein Schmuck. Am besten bringst du mir gleich das ganze Kästchen mit. Und darunter, in der Schublade, liegt Nachtwäsche. Nimm das rosafarbene Negligé. Aber vergiss nicht die Hälfte! Es besteht aus drei Teilen: einem Hemdchen, einem Umhang und dazu passenden Pantoffeln.«
»Corinne, ich möchte wirklich nicht in euer Schlafzimmer. Und in deiner Nachtwäsche will ich schon gar nicht wühlen. Kann Willem dir die Sachen nicht schicken?«
»Könnte er«, antwortete Corinne fröhlich. »Aber das dauert mir viel zu lange. Ich hätte die Sachen gern so schnell wie möglich hier. Es ist nur ein kleiner Umweg vom Hansa-Hotel bis zu unserem Haus. Ich bitte dich um eine Gefälligkeit, die keine zehn Minuten deiner Zeit in Anspruch nimmt. Das wird doch nicht zu viel verlangt sein, oder?«
Horatio seufzte und nickte. Dann wiederholte er, was er mitbringen sollte. Im gleichen Augenblick hastete Mama Elo keuchend herbei. »Corinne, du wirst am Telefon verlangt.«
Corinne trocknete sich die Hände an der Schürze ab, schenkte Horatio ein strahlendes Lächeln, das ihn an eine Hyäne erinnerte, und folgte Mama Elo.
Als Outwater endlich kam, belud Horatio mit ihm zusammen den Dodge, dann fuhr er vom Farmgelände. Er war verärgert, er war traurig, aber als er Ruth so allein an der Ausfahrt stehen sah, die immerhin eine Viertelmeile vom Haus entfernt lag, da hielt er an und kurbelte das Fenster herunter.
»Na?«, sagte Ruth und sah ihn hilfesuchend an.
»Na?«, entgegnete Horatio.
Ruth holte tief Luft. »Ich ... ich wollte dir nur eine gute Reise wünschen.«
»Danke. Das ist nett von dir.«
Alles in Horatio drängte danach, auszusteigen und Ruth in seine Arme zu schließen. Es kostete ihn unglaubliche Beherrschung, es nicht zu tun. Ruth sollte fühlen, wie es war, zurückgewiesen und gekränkt zu werden. Einmal nur sollte sie spüren, was er vorhin gespürt hatte.
»Ist noch was?«, fragte er.
Mit einem Mal sah Ruth so traurig aus, dass es ihm beinahe das Herz zerriss. Er krallte seine Finger so fest um das Lenkrad, dass die Knöchel hervortraten.
Ruth verschränkte die Arme auf dem Rücken, senkte den Kopf. »Nein, es ist nichts sonst. Gute Fahrt.«
»Danke.« Horatio gab Gas, und schon stob der Dodge aus der Einfahrt hinaus auf die Pad.
»Was ist da drin?« Corinne stand vor den Paketen und schaute Mama Elo herausfordernd an. Diese hielt die schlafende Sally auf dem Arm, das winzige Köpfchen an ihrer Brust geborgen. Sacht wiegte die alte schwarze Frau das kleine hellbraune Mädchen. »Ich weiß es doch nicht. Wahrscheinlich wieder irgendetwas, das deine Mutter in Übersee bestellt hat. Mir hat sie nichts erzählt.«
»Auf dem Empfänger steht kein Vorname. Nur ›Salden, Salden’s Hill‹. Also können wir die Pakete aufmachen. Na, los doch, worauf wartest du? Hol eine Schere.«
»Siehst du nicht, dass ich die Kleine habe?« Mama Elo hörte nicht auf, Sally zu wiegen.
Corinne
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