Das Herz der Savanne - Afrika-Roman
möchte nur über alles Bescheid wissen.«
»Ich habe keine Ahnung, aber ich bin sicher, dass ich es herausfinde. Meiner Meinung nach sieht das eher nach persönlicher Rache aus.«
»Deine Meinung interessiert mich einen Scheißdreck. Was ich will, sind Fakten.«
»Okay, das habe ich verstanden.«
»Und unser Mann?«
»Macht, was er soll. Allerdings langsamer, als ich gedacht habe.«
»Wir haben nicht mehr viel Zeit. Siehe zu, dass er in die Spur kommt.«
»Ich weiß, aber ich kann nicht hexen. Ich bin kein Schwarzer.«
»Lass die blöden Scherze! Du weißt, was du zu tun hast. Und du weißt auch, was passiert, wenn du nicht lieferst, was wir wollen.«
»Scheiße, verdammte!«
»Hör auf zu fluchen! Du hattest die Wahl. Du bist es doch, der reich und mächtig werden will. Mit aller Gewalt. Wir können dir das ermöglichen. Aber du musst verdammt noch mal deinen Teil beitragen. In einer Woche haben wir ihn, oder unser Deal ist geplatzt. Also tu etwas!«
Neunzehntes Kapitel
» R uth, ich bitte dich noch einmal inständig, komm mit mir nach Swakopmund.«
Ruth presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf, dass die roten Locken nur so flogen.
»Warum nicht, Liebste?«
Ruth funkelte Horatio an. »Wegen Sally natürlich. Was meinst du denn? Sie ist noch viel zu klein, um sie einen ganzen Tag allein zu lassen.«
»Nein, Ruth. Das ist eine Ausrede, das weißt du selbst. Mama Elo und Mama Isa kümmern sich so gut um sie, als wäre Sally ihr eigenes Kind.«
»Trotzdem. Ich möchte sie nicht mit Corinne und meiner Mutter allein lassen.«
»Und was ist mit uns, Ruth? Seit ein paar Tagen sprichst du nur noch das Nötigste mit mir. Auf der Fahrt hätten wir Zeit zum Reden. Außerdem ist es wichtig, dass du die Leute vom Hansa-Hotel kennenlernst.«
»Ja, weil ich weiß bin. Übrigens habe ich mit dir nichts zu besprechen. Alles was du wissen musst, habe ich dir bereits gesagt.«
Horatio seufzte. »Du glaubst mir nicht, dass ich die Politik an den Nagel gehängt habe, oder?«
Ruth schwieg.
Horatio trat auf sie zu, fasste nach ihren Schultern. Ruth drehte den Kopf zur Seite.
»Sieh mich an, Ruth. Ich liebe dich. Sally und du, ihr steht bei mir an erster Stelle. Ich möchte dich heiraten. Ich möchte euch heiraten, damit wir endlich eine richtige Familie sein können. Komm mit mir, Ruth. Lass uns in Ruhe darüber reden. Lass uns nachdenken, wo und wie wir heiraten könnten. Hier ist es verboten, in Südafrika auch. Lass uns nach Angola gehen oder meinetwegen nach Kuba. Dort dürfen wir das.«
Ruth sah auf den Boden. »Ich habe eine Farm und ein kleines Kind zu versorgen«, antwortete sie trotzig. »Für Ausflüge nach Swakopmund, Angola oder gar Kuba habe ich keine Zeit.« Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Alles an ihr war abweisend, doch der äußere Anschein täuschte. Nichts wünschte Ruth sich sehnlicher, als von Horatio in den Arm genommen und festgehalten zu werden. Er sollte ihre Abwehr überwinden, sollte ihr einmal und noch einmal sagen, dass er nicht mehr politisch arbeitete, dass er sie und Sally über alles liebte und sie heiraten wollte. Sie wollte nichts mehr, als ihm glauben. Aber genau das konnte sie nicht. Nicht ganz.
Horatio streckte die Hand nach ihr aus. »Heißt das, du willst mich nicht mehr? Willst du mir damit sagen, dass du mich nicht mehr liebst? Oder willst du mich nicht heiraten, weil ich schwarz bin?«
Horatio hatte leise gesprochen, suchte Ruths Blick. Aber Ruth trat einen Schritt nach hinten, verschränkte die Arme vor der Brust und sagte mit verzweifelter Stimme: »Ich weiß es doch auch nicht. Ich weiß gar nichts mehr. Ich will doch nur in Ruhe gelassen werden.« Auch das stimmte nicht. Ruth hatte noch nie so deutlich wie in diesem Augenblick gespürt, wie sehr sie Horatio liebte. Sie hatte Angst, dass er sie verlassen könnte, fürchtete, ihn zu verlieren. Diese Angst und ihr verdammter Stolz lähmten ihre Gedanken, ließen sie abweisend und kalt wirken.
Statt Horatio aber einzugestehen, was sie dachte, was sie wirklich fühlte, stürzte sie davon. Sie rannte Robert Outwater beinahe in die Arme, der zwei große Pakete zum Haus schleppte.
Horatio sah ihr nach, überlegte, was er tun sollte. Dann entschied er sich, allein nach Swakopmund zu fahren. Es war in letzter Zeit alles ein bisschen viel gewesen: Amas Tod, der Waffendiebstahl, die toten Stiere, der Ärger mit Corinne. Ruth hat selbst gesagt, dass sie in Ruhe gelassen werden wollte. Wenn ich
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