Das Herz Der Woelfin
eine Hilfe. Sie kann als Erstes den Fußboden schrubben und danach die benutzten Gefäße reinigen. Wenn du sie nicht mehr brauchst, schicke sie zu mir zurück. Ich lasse dir die zwei Wachen da, wenn sie Schwierigkeiten machen sollte, lass es mich wissen.“
Mechthild nickte und wischte sich die Hände an der Schürze ab. „Komm, wir werden erst einmal Wasser besorgen.“
„Nun gut, dann gehe ich jetzt. Denk an meine Worte, macht sie Schwierigkeiten, gib mir Bescheid.“
„Ja Frau Ogiva. Ich werde schon mit ihr zurechtkommen“, versicherte Mechthild.
„Hmpf!“
Frau Ogiva warf Ylfa noch einen warnenden Blick zu und verschwand aus der Kammer.
Ylfa folgte Mechthild zum Brunnen und sie trugen zwei Eimer Wasser in die Milchkammer. Dann gab die Magd Ylfa eine Bürste und schüttete etwas Lauge in das Wasser.
„Wenn du gut arbeitest und mir keine Schwierigkeiten machst, werden wir schon miteinander auskommen“, sagte die Magd und Ylfa nickte.
Dann begab sich Mechthild wieder an ihre Arbeit und Ylfa ging auf die Knie, um den Dielenfußboden zu schrubben.
*
Die Ketten behinderten Ylfa ständig bei der Arbeit und sie stieß Verwünschungen in ihrer Sprache aus, doch auch ohne die Worte zu verstehen, konnte Mechthild sich vorstellen, was die Gefangene da von sich gab. Sie beobachtete die Wikingerin, die immer wieder durch die Ketten behindert wurde. Gegen Mittag schickte sie Ylfa wieder zu Frau Ogiva zurück, da sie für die Gefangene keine Arbeit mehr hatte. Vor dem Abendessen suchte Mechthild Frau Ogiva persönlich auf. Die Hausdame beaufsichtige gerade die Wäscherinnen.
„Frau Ogiva? Kann ich euch um ein paar Minuten eurer Zeit bitten?“, sprach die Magd die matronenhafte Hausdame an, die mit in die Hüften gestemmten Armen vor einem großen Kessel stand, indem die Kleidung gekocht wurde.
„Legt noch mehr Holz nach. Das Wasser ist kalt!“, kommandierte sie im Befehlston.
Dann drehte sie sich zu Mechthild um und blickte sie aus zusammengekniffenen Augen an. Sie hatte kleine, grüne Augen, die unangenehm stechend waren und die Falten um ihren Mund waren keine Lachfältchen. Mechthild konnte sich nicht erinnern, diese Frau je lächeln gesehen zu ha cgesm iben.
„Was willst du? Wie du siehst, bin ich sehr beschäftigt!“
„Ich wollte mit euch über die Gefangene reden“, begann die Magd. „Sie hat heute wirklich gut gearbeitet, aber die Ketten behindern sie sehr und ich glaube, dass sie ihr bei der Arbeit auch wehtun. Da sie ja ohnehin von zwei Wachen begleitet wird, halte ich es für angemessen, ihr während der Arbeit die Ketten abzunehmen.“
„Nichts dergleichen!“, brauste die Matrone auf. „Sie ist eine wilde Heidin, eine blutrünstige Bestie. Keine hochwohlgeborene Dame. Sie bleibt in Ketten und damit hat es sich. Belästige mich nicht mehr mit solchen unsinnigen Nichtigkeiten!“
Mechthild wusste, dass es keinen Sinn machte, noch weiter in die Hausdame zu dringen und so schluckte sie ihre Wut hinunter und wandte sich zum Gehen.
*
Ylfa lehnte sich gegen die Wand und stöhnte. Ihr war schwindlig. Seit früh morgens war sie auf den Beinen und hatte außer einem kleinen Stück altbackenem Brot und etwas Wasser, nichts zu essen bekommen. Ihre Glieder schmerzten von all den ungewohnten Arbeiten und ihre Hände waren voll schmerzhafter Blasen. Die Haut an ihren Handgelenken war, trotz der Ledereinlagen der Schellen, aufgescheuert und brannte höllisch. Sie verfluchte den Franken und noch mehr verfluchte sie diese fette Hausdame, die ihr seit über zwölf Stunden nun eine Arbeit nach der anderen verschafft hatte. Als am frühen Nachmittag die Küchenmädchen ihre Pause hatten und ein geradezu festliches Mahl von kaltem Huhn, knusprigem Brot und Käse einnahmen, hatte die Matrone ihr aufgetragen, die Vorratskammern aufzuräumen. Seit dem Mittag arbeite Ylfa in der Küche und konnte all das Essen nicht mehr sehen und riechen, ohne Magenschmerzen zu bekommen. Gerade jetzt stieg ihr der Duft von gebratenen Tauben und Wachteln in die Nase und ihr Magen knurrte laut.
„Was stehst du hier so faul rum?“, ertönte die Stimme der Hausdame. „Ich werd dir schon Beine machen. – Komm!“
Sie nickte den beiden Wachen zu, die in einiger Entfernung auf einer Bank saßen und sie folgten Ogiva und der Wikingerin nach draußen in den Hinterhof. Es war bereits dunkel und Ylfa wunderte sich, was für eine Arbeit man ihr denn nun auftragen würde. Die Hausdame führte Ylfa zu einem niedrigen,
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