Das Herz Der Woelfin
fensterlosen Verschlag und befahl einer der Wachen, die Tür zu öffnen. Mit der Lampe, die Ogiva mitgebracht hatte, leuchtete die Hausdame in das Innere. Es war eine Lage schmutzigen Strohs in dem Verschlag und die Luft roch abgestanden und muffig. Ein Rascheln überall im Stroh verriet, dass allerlei Getier in dem winzigen Raum lebte. Ogiva nickte den Wachen zu und die ergriffen Ylfa und drängten sie in den dunkeln, fensterlosen Verschlag. Ylfa protestierte und wehrte sich, doch man gab ihr einen Schubs und sie fiel der Länge nach hin, wobei sie sich schmerzhaft den Arm verrenkte, weil sie mit den Ketten Schwierigkeiten hatte, sich abzufangen. Sie schrie auf und dann ward es dunkel.
Diese Bastarde hatten die Tür geschlossen und sie hörte, c h&Arm verwie der Riegel vorgeschoben wurde. Ylfas Herz pochte vor Empörung und sie stieß einen wütenden Schrei aus. Das stetige Rascheln in der Einstreu erinnerte sie an ihre Mitbewohner und sie schüttelte sich unwillkürlich. Sie fragte sich, wie sie in so einer Umgebung, noch dazu in völliger Finsternis, überhaupt schlafen sollte. Doch sie war von dem langen Tag so erschöpft, dass sie wider Erwarten bald in einen unruhigen Schlaf fiel.
*
Als man sie am nächsten Morgen unsanft weckte, war Ylfa vollkommen orientierungslos. Sie blinzelte in die Dämmerung. Die Sonne war gerade in Begriff, aufzugehen und es war ein klarer, kalter Morgen. Ylfa zitterte vor Kälte und es juckte sie überall. Sie war sicher voll von Ungeziefer nach der Nacht in diesem Dreckstall.
„Mach, dass du deine faulen Knochen bewegst!“, fuhr ein Wächter sie an und verpasste ihr einen Tritt.
„Komm Mädchen“, sagte der andere etwas milder.
Mit einem unterdrückten Stöhnen erhob sich Ylfa. Die Ketten schienen mittlerweile aus Blei zu bestehen und ebenso ihre Augenlider, die einfach immer wieder zufallen wollten. Sie hatte wirklich schlecht geschlafen und noch schlechter geträumt. Mit wackligen Beinen, die ihr kaum gehorchen mochten, folgte sie den beiden Wachen, die sie direkt zu Frau Ogiva brachten.
Den Morgen arbeitete Ylfa in der Küche. Die Köchin hatte den schlechten Zustand der Wikingerin bemerkt und ihr heimlich eine noch warme Pastete gegeben, die vom Frühmahl übrig geblieben war. Hastig schlang Ylfa das mit Lamm und Zwiebeln gefüllte Gebäck hinunter. Der Saft lief ihr an den Mundwinkeln hinab und sie leckte die Tropfen mit der Zunge ab und wischte den Rest mit dem Handrücken weg. Das war köstlich gewesen, doch sie hätte noch drei oder vier von den Pasteten vertragen können. Sie war jedoch froh, überhaupt etwas im Magen zu haben und als sie auch noch einen Becher Met bekam, fühlte sie, wie ihre Lebensgeister ein wenig zurückkehrten.
Nachdem sie gegen Mittag in der Küche nicht mehr gebraucht wurde, führten ihre Wärter sie zu der Hausdame, die im Küchengarten unter einem Baldachin saß und einige Mägde beaufsichtigte, die den Garten für den Winter vorbereiteten. Ylfa gab sich Mühe, nicht so kraftlos auszusehen, wie sie sich fühlte, und straffte die Schultern. Die Matrone musterte sie mit zusammengekniffenem Mund und Ylfa hielt den Kopf hochgereckt. Sie bedachte die Hausdame mit einem mörderischen Blick. Zu ihrer Genugtuung las sie eine gut versteckte Furcht in dem Gesicht der älteren Frau. Frau Ogiva reichte Ylfa gerade einmal bis ans Kinn und die Hausdame war für eine Fränkin schon eine stattliche Person.
„Gibt es in der Küche nichts mehr zu tun für sie?“, wollte Frau Ogiva wissen.
Sie musterte Ylfa mit einem hasserfüllten Blick und Ylfa wunderte sich, woher dieser scheinbar tiefe Hass auf sie kam. Sie hatte von Anfang an bemerkt, dass die Hausdame sie mit übertriebener Stren ciebgeisge behandelte, während sie zu allen anderen Bediensteten, selbst denen, die ebenfalls Leibeigene waren, zwar streng, aber nicht grausam war. Ylfa hoffte, dass Fulk bald zurückkam und dem Ganzen endlich ein Ende bereitete. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass er zu so einer Behandlung seine Zustimmung gegeben hatte und zumindest Gisela hätte dafür gesorgt, dass dieser Wahnsinn aufhörte.
Ylfa registrierte, dass man etwas zu ihr gesagt hatte und eine der Wachen sie unsanft anstieß, doch sie war in Gedanken gewesen und wusste nicht, worum es nun ging. Irritiert sah sie Frau Ogiva an.
„Diese Hure hat scheinbar immer noch nicht den nötigen Respekt gelernt“, keifte die Matrone und ihre Stimme überschlug sich dabei. „Bindet sie an den Pfahl
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