Das Herz Der Woelfin
Herz wie wild, in Erwartung, dass Fulk ins Zimmer treten würde. Auch diesmal wurde sie enttäuscht, als Gisela die Tür öffnete und Ylfa freudig zulächelte.
„Guten Morgen Ylfa“, grüßte sie und schloss die Tür hinter sich.
„Guten Morgen“, murmelte Ylfa und setzte ihre Runden durch das Zimmer fort.
„Ich habe eine gute Nachricht“, verkündete Gisela strahlend.
„Hmpf!“
Unbeirrt stapfte Ylfa weiter und Gisela nahm seufzend auf dem Bett Platz. Eine Weile schwieg sie und beobachtete jede Bewegung Ylfas="1emheigh.
„Willst du denn gar nicht wissen, was ich zu sagen habe?“, fragte sie schließlich.
„Erzähl“, sagte Ylfa ohne echte Emotion und ohne ihre Runde zu unterbrechen.
„Fulk meint, du könntest ein wenig Abwechslung gebrauchen und so trug er mir auf, dich mit in den Garten zu nehmen, dass du mir ein wenig bei der Arbeit hilfst. Was hältst du davon?“
„Du meinst, es ist an der Zeit, dass seine Leibeigene endlich zu arbeiten anfängt, anstatt faul hier im Zimmer zu sitzen“, brummte sie, doch insgeheim freute sie sich, nicht mehr den ganzen Tag eingesperrt zu sein.
„So ist es nicht“, widersprach Gisela.
„Natürlich!“, schnaubte Ylfa und blieb stehen. „Nun also. Gehen wir.“
„Du wirst sehen, es wird dir gefallen. Und gut tut es dir auch, endlich an die Luft zu kommen und dich ein wenig zu bewegen“, meinte Fulks Schwester und erhob sich vom Stuhl.
„Dann lass uns an die Arbeit gehen.“
*
Ylfa genoss die Gartenarbeit mehr, als sie zugeben wollte. Sie erntete Knoblauch und häufte Laub um die mehrjährigen Kräuter, um sie für den kommenden Winter zu schützen. Sie arbeiteten die meiste Zeit schweigend. Hin und wieder machte Gisela den Versuch einer Konversation, doch Ylfa machte es ihr nicht gerade leicht.
„So, das wäre vollbracht!“, verkündete Gisela zufrieden und rieb sich die schwere, dunkle Erde von den Händen.
Ylfa tat es ihr gleich und betrachtete zufrieden ihr Werk.
„Wir räumen die Gerätschaften weg, dann gehen wir erst einmal etwas essen“, meinte Gisela und erhob sich. „Komm!“
In der Küche war es behaglich warm. Erst jetzt bemerkte Ylfa, wie steif und kalt ihre Finger waren und sie rieb sich die kalten Hände vor dem Herdfeuer.
„Der Winter kommt“, sagte Gisela und gesellte sich zu Ylfa.
„Hmpf!“
Ylfa dachte an ihren Vater. Falls er mittlerweile vom Schicksal seiner Tochter erfahren haben sollte, so wäre es auf jeden Fall zu spät für eine Rettungsaktion. Der nahende Winter machte die Reise zu gefährlich. Sicher würde er weder Schiff noch Männer dafür riskieren, seine Tochter aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Wenn sie ein Sohn gewesen wäre. Wäre er dann gekommen? Diesgek er weder e Frage quälte Ylfa und sie hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Sie räusperte sich.
„Komm! Lass uns etwas essen!“, unterbrach Gisela ihre Gedanken.
Ylfa folgte Gisela in die Halle und sie setzten sich an die große Tafel. Eine Magd brachte ihnen Brot, Käse und Wein. Ylfa war sich der finsteren Blicke, mit denen die Magd sie bedachte, mehr als bewusst. Offensichtlich missfiel es ihr, eine Leibeigene zu bedienen, auch wenn die Schwester des Herrn dies angeordnet hatte.
Sie aßen schweigend, bis eine polternde Stimme die Stille durchbrach.
„Was geht hier vor?“
Gisela schaute auf und hielt dem finsteren Blick ihres Bruders stand. Ylfa zog es vor, auf ihr Essen zu starren.
„Was meinst du damit, Bruder?“, fragte Gisela scheinbar ruhig. Ylfa bemerkte jedoch das leise Zittern in ihrer Stimme.
„Was ich meine?“, brüllte Fulk aufgebracht. „Was ich meine?“
Er zeigte auf Ylfa, die mit klopfendem Herzen auf der Bank saß.
„Das meine ich! Wieso sitzt eine Leibeigene mit dir zu Tisch? Reicht es nicht, dass sie hier mehr verwöhnt wird als meine Dienstboten? Ist das der Dank für meine Milde?“
Fulk schlug mit der Faust auf den hölzernen Tisch, dass die Becher in die Höhe hüpften und scheppernd wieder auf der Tischplatte landeten.
Die beiden Frauen zuckten erschrocken zusammen.
„Sie hat gearbeitet, wie du angeordnet hast und jetzt hat sie sich etwas zu essen verdient“, rechtfertigte sich Gisela, jetzt mit deutlich zittriger Stimme.
„ Hier ? Hier an meiner Tafel? Haben wir nicht einen Tisch für Gesinde in der Küche? Musst du diese Leibeigene über meine Dienstboten stellen und sie damit verhöhnen? Wie stellst du mich vor meinen Leuten hin? Als trotteligen Narr, der sich von seiner kleinen
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