Das Herz Der Woelfin
schillernden Schuppen hinab. Sie hatte von all dem keine Ahnung gehabt. Fulk hatte die Sache mit keinem Wort erwähnt. Vielleicht war die schlechte Behandlung ja doch nicht auf seine Anordnung hin erfolgt.
„Es war ein schweres Vergehen“, erklärte Hildegund. „Als Leibeigene hast du einen nicht unerheblichen Wert. Wenn du nun aufgrund der schlechten Behandlung verstorben wärst, dann ...“
„Verstehe!“, unterbrach Ylfa grimmig.
Wie hatte sie nur eine Sekunde denken können, der finstere Herr dieser Festung wäre vielleicht doch anders. Sie war ein Wert. Eine Sache, die man beschädigt hatte. Nichts weiter!
„Wenn du dich gut fügst, dann wird es dir hier nicht schlecht ergehen, Mädchen“, sagte die Köchin im mütterlichen Ton. „Und wer weiß, vielleicht bleibst du nicht immer eine Leibeigene“, fügte sie in leisem, verschwörerischem Ton hinzu.
„Was meinst du damit? Dass man mich und meine Männer freilassen wird?“
Die Vorstellung war einfach zu schön. Niemals würde es dazu kommen.
„Ich meine, dass ich Augen im Kopf habe und dass ich mich ein wenig mit Leuten auskenne“, erkläre Hildegund flüsternd.
„Ja und?“
„Der Herr hat einen Narren an dir gefressen, sag ich. – Und du scheinst mir auch nicht so, als wäre er dir egal.“
Ylfa lief rot an. Sie starrte stur auf den Fisch, den sie gerade bearbeitete, und war froh, dass es so dämmrig in dem Raum war. Sie hoffte nur, die Wachen hatten von der Unterhaltung nichts mitbekommen.
„Unsinn!“, knurrte Ylfa und schabte wie besessen an den Schuppen des Fisches in ihrer Hand. Mit einer heftigen Bewegung warf sie den fertigen Fisch in den Bottich mit den gesäuberten Fischen. Es war der Letzte gewesen.
„Ich bin fertig!“, sagte sie gereizt.
Hildegund warf ihren Fisch ebenfalls in den Bottich und erhob sich.
„Ich auch! Gehen wir etwas essen.“
Wenn die mütterliche Köchin Ylfas Verärgerung bemerkt hatte, so ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken.
*
Fulk schlug erbarmungslos auf seinen Gegner ein. Schweiß stand auf seiner Stirn und auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck von entschlossener Raserei. Sein Gegner hatte alle Hände voll zu tun, die gnadenlosen Hiebe abzuwehren und kam langsam in echte Bedrängnis.
„Verdammt Fulk! Willst du mich umbringen?“, keuchte Brice und wich einem vernichtenden Schlag aus, indem er in letzter Sekunde zur Seite sprang.
Fulk schüttelte verwirrt den Kopf. Was war nur los mit ihm? Er verstand diese Raserei selbst nicht, die ihn befallen hatte. Schwer atmend ließ er das Schwert sinken und stützte sich darauf, seinen Freund entschuldigend ansehend.
„Entschuldige! Ich weiß nicht, was heute mit mir los ist. Zu viel Kraft. Keine Ahnung.“
Brice musterte ihn stirnrunzelnd.
„Mann! Einen Augenblick dachte ich, meinen letzten Atemzug getan zu haben.“
„Tut mir leid. Aber du hast gut gekämpft!“, sagte Fulk mit einem zerknirschten Grinsen.
Brice schlug Fulk auf die Schulter und lachte.
„Ist schon gut. Es hat mir gezeigt, dass ich in letzter Zeit das Training ein wenig vernachlässigt habe und mich zu viel von deiner Schwester habe verhätscheln lassen.“
Fulk fiel in das Lachen mit ein.
„Wenn alle Männer sich nur mit ihrem Weib beschäftigen würden, hätten wir keine Überfälle und Kriege.“
„Solange es nicht solche Weiber sind, wie deine Wikingerin“, witzelte Brice und lachte.
„Hmpf!“, machte Fulk, dem plötzlich das Lachen vergangen war.
Brice Lachen verebbte und er schaute seinen Freund skeptisch an, dann lachte er erneut und konnte sich diesmal kaum halten. Sein ganzer Leib schüttelte sich.
„Was ist so komisch?“, wollte Fulk wissen, dem der Lachanfall seines Freundes so gar nicht gefallen wollte. Grimmig blickte er Brice an.
„Ich weiß jetzt, warum du mich heute fast umgebracht hast“, wieherte Brice und schlug Fulk auf die Schulter.
„Und das findest du zum Lachet de M&aun? Dass ich dich beinahe zum Teufel geschickt hätte. Wenn du so weiter machst, dann überleg ich mir noch, ob ich nicht beende, was ich angefangen habe!“
„Es ist … ha, ha, ha … es ist … hi, hi, hi ...“
„Was?!“
„Dieses blonde Weib! Du bist … hi, hi, hi … ver...verliebt! Ha, ha, ha!“
Der Schlag kam plötzlich und streckte Brice sofort nieder. Er hörte auf zu lachen und fasste sich an die Nase. Sie blutete und war offensichtlich gebrochen.
„Du Arsch hast mir die Nase gebrochen!“, klagte er erstickt.
Fulk funkelte seinen Freund
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