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Das Herz der Wueste

Das Herz der Wueste

Titel: Das Herz der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Webber
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verkündete er in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ.
    Sie wandte sich ihm zu. „Das brauchen Sie nicht. Ich bin bald fertig.“
    „Und Sie vertrauen mir nicht und würden sowieso jedes Ergebnis kontrollieren. Wollten Sie das damit sagen?“
    Er war ihr so nahe, dass sie den Bartschatten auf Wangen und Kinn sehen konnte und den Duft nach Wüste und Wind wahrnahm, der seiner Kleidung entströmte.
    „Ja, ich würde sie noch einmal überprüfen, aber nicht, weil ich Ihnen nicht traue, sondern weil ich immer nach dieser Arbeitsmethode vorgehe. Wir nehmen drei Proben, weil eine nicht aussagekräftig genug ist, und vergleichen sie miteinander. Bei drei negativen Befunden impfen wir die betreffende Person und sehen sie hier nicht wieder. Ist jemand infiziert, erhält er eine Nummer, und die Therapie beginnt.“
    Sie streckte den Arm aus und nahm einen Objektträger zur Hand, der in einer Ecke mit einem kleinen gelben Farbklecks markiert war. „Gelb bedeutet dritter Tag, und jetzt suche ich mir die Träger vom ersten und zweiten Tag – rot und blau gekennzeichnet – und vergleiche. Sobald alle drei untersucht worden sind, wandern sie in ein Desinfektionsbad und werden später in kochendem Wasser sterilisiert, damit wir sie erneut verwenden können.“
    Du redest zu viel, dachte sie, erklärst Dinge, die nichts mit ihm zu tun haben. Aber sie brauchte die Ablenkung, weil ihre innere Unruhe wuchs. Zu allem Überfluss wurde sie sich ihres Körpers mehr und mehr bewusst, so als reagiere er auf heimliche Signale, die der Mann neben ihr aussandte.
    Sie setzte ihre Erklärungen fort.
    Kamid hörte Jenny aufmerksam zu, nicht etwa, weil die Einzelheiten des Tuberkulose-Programms ihn brennend interessierten, sondern weil er ihre Stimme mochte.
    Verlor er allmählich sein Ziel aus den Augen?
    Schließlich war er ans äußerste Ende seines Landes gereist, um herauszufinden, was hier vorging und wie er den Menschen helfen könnte. Vor allem weil er zornig war, dass eine ausländische Hilfsorganisation sich um die Flüchtlinge kümmern musste, nachdem die Wüstenstämme jahrhundertelang immer selbst füreinander gesorgt hatten.
    Und jetzt, obwohl große Aufgaben und viel Arbeit auf ihn warteten, ließ er sich ablenken.
    Von einer Frau …
    Er lehnte sich zurück, um ein bisschen Abstand zwischen sie beide zu bringen, um nicht ihre Wärme zu spüren, den weiblichen Duft ihrer Haut wahrzunehmen.
    Prompt stand sie auf. „So, das wäre geschafft. Ich gehe ins Bett.“ Sie blickte ihn an. „Wollen Sie wirklich allein bei Akbar wachen? Wir könnten uns doch abwechseln.“
    „Nein, kein Problem. Ich habe einen leichten Schlaf und lege mich neben ihn, sodass ich im Notfall sofort wach werde. Außerdem wird Lia nicht von seiner Seite weichen. Kann ich noch irgendetwas für Sie tun? Im Lager ist es ruhig, deshalb nehme ich an, dass Ihre Helfer auch schon schlafen.
    Brauchen Sie Wasser zum Waschen? Soll ich Ihnen welches holen?“
    „Danke, aber das ist nicht nötig. Das erledigen auch nicht meine Helfer. Ich mag eine andere Hautfarbe haben als die Menschen, die ich betreue, doch ich versuche, ihre Sitten zu respektieren. Deshalb glaube ich, dass sie mich weniger als Ausländerin, sondern eher als eine der ihren betrachten. Frauen sind fürs Wassertragen zuständig, und ich bin eine Frau und hole mir mein Wasser selbst.“
    Sie schwieg kurz und lächelte dann. „Obwohl mir diese Aufgabe gelegentlich ein kleiner Junge abnimmt, aber wohl mehr wegen der Bonbons, die ich ihm zur Belohnung gebe.“
    Kamid mochte ihr Lächeln nicht. Nicht das Lächeln an sich, denn es war zauberhaft, geradezu betörend. Was ihm überhaupt nicht gefiel, war die Wirkung, die es auf ihn ausübte. Es erfüllte ihn mit Wärme und einem Sehnen, das nichts mit der Sehnsucht zu tun hatte, die er für die unendliche Weite der Sanddünen empfand …
    Geh weg, sagte ihm sein Verstand, doch sein Körper hörte nicht auf ihn.
    „Können Sie sich nicht vorstellen, dass ich ein kleiner Junge wäre, nur dieses eine Mal?“, hörte Kamid sich sagen. „Ich verlange auch keine Bonbons.“
    Wieder lächelte sie, vergnügt diesmal, mit Lachfältchen in den Augenwinkeln. „Ich bezweifle, dass meine Fantasie in der Lage ist, Sie in einen kleinen Jungen zu verwandeln. Kommen Sie, wir gehen zusammen“, schlug sie vor. „Auf diese Weise werde ich meinen Ruf als Frau nicht komplett ruinieren, wenn ich mir von einem Mann das Wasser tragen lasse.“
    Sie verschwand und kehrte

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