Das Herz der Wueste
doch das innige Mitgefühl vermochte sein Begehren nicht zu dämpfen …
Kamid zog Jeans und T-Shirt aus, schnappte sich ein Handtuch und nahm das Töpfchen mit der Rosencreme an sich. Als nähere er sich einem furchtsamen Pferd, nie zuvor berührt von der Hand eines Mannes, ging er langsam auf Jenny zu.
„Warte, ich trockne dich ab“, sagte er leise. Beim Klang seiner Stimme zuckte Jenny zusammen, ließ ihn aber gewähren. Verführerischer Rosenduft hüllte sie ein, während er die Creme auf ihrer weichen Haut verteilte.
Seine Selbstkontrolle wurde auf eine harte Probe gestellt. „Mach du weiter“, bat er, „ich werde mich schnell waschen.“
Jenny nickte nur und ging zu ihrer Schlafstatt. Seltsamerweise war sie gar nicht mehr verlegen, als sie die samtige Creme auf ihrem Gesicht verrieb, auf dem Nacken, den Armen. Es war ein sinnliches Vergnügen, sich ausgiebig zu verwöhnen.
Für Kamid …
Sie blickte zu ihm hinüber, sah die starken, breiten Schultern, den schlanken Rücken, die schmalen Hüften, die langen, kräftigen Beine.
War es wirklich Liebe, was sie empfand und was sie so mutig machte? Oder lag es an der scheinbar unwirklichen Situation mit dem Sandsturm, der primitiven und doch romantischen Höhle, dem Nervenkitzel unterschwellig drohender Gefahr?
Jenny hoffte, dass es nicht Liebe war, die sie heute Nacht in Kamids Arme trieb. Für ihren Seelenfrieden wäre es wirklich besser, wenn sie sich ohne Bedingungen, ohne Verpflichtungen und ohne Hoffnungen einem Mann hingeben könnte.
Einfach der lustvollen Anziehung folgen, sich auf eine kurze Affäre einlassen und sie dann wieder vergessen …
Da drehte er sich um, und Jenny vergaß ihre Fragen, ihre Zweifel. Sie würde den hinreißendsten Mann lieben – nun ja, Sex mit ihm haben –, dem sie je begegnet war. Die Erwartung ließ sie am ganzen Körper zittern, und sie war sicher, dass Kamid es von dort hinten sehen konnte. Mit einem scheuen Lächeln legte sie sich auf ihre Decke.
Doch als er bei ihr war, runzelte er die Stirn.
„Was ist los?“ Sie streckte die Hand aus und wollte ihn zu sich herabziehen.
Er blieb, wo er war. „Ich habe nichts zum Verhüten dabei“, gestand er, verlegen und wütend zugleich auf das Schicksal, das ihn mit der begehrenswertesten aller Frauen mitten in einem Sandsturm in eine Höhle verschlagen hatte, ohne dass er ein Kondom in der Jeanstasche hatte.
Jenny zog wieder an seiner Hand. „Das macht nichts, es wird nichts passieren.“ Mehr sagte sie nicht. Kamid brauchte nicht zu wissen, dass sie keine Kinder mehr bekommen konnte. Wie immer, wenn sie daran dachte, tat ihr vor Kummer das Herz weh, aber diesmal war es nicht so schlimm. Natürlich hatte sie keine hundertprozentige Gewissheit, doch ihre Ärzte waren überzeugt gewesen, dass die schweren inneren Verletzungen infolge des Unfalls eine Schwangerschaft unmöglich machten.
„Wie schön du bist.“ Endlich kam er zu ihr, nahm sie in die Arme und küsste sie. Zärtlich, forschend zuerst, dann fordernder, bis sie beide vor Verlangen bebten.
Dennoch hielten sie sich zurück, erkundeten einander mit suchenden Händen. Jenny entdeckte von Neuem, wie es war, einen harten Männerkörper unter den Fingern zu spüren, das heisere Stöhnen zu hören, wenn sie empfindliche Stellen berührte, glatte Haut über festen Muskeln zu streicheln.
Gleichzeitig eroberte Kamid sie mit zarten Liebkosungen, fand verborgene Zonen der Lust, bis sie vor Sehnsucht und Begierde lichterloh brannte. Als sie die Spannung nicht länger aushielt, griff sie nach ihm, führte ihn, um endlich eins mit ihm zu werden. Schnell fanden sie den Rhythmus, der so alt war wie die Zeit selbst, trieben einander höher und höher hinauf zu einem ekstatischen Tanz auf dem Vulkan.
Und dann regnete es Sterne, bunte Funken, und Jenny hörte sich heiser aufschreien und Kamid tief aufstöhnen. Langsam und sacht schwebte sie wieder zur Erde, während die Wellen der Lust in ihr nachschwangen, begleitet von köstlichen Schauern.
Matt und befriedigt lagen sie da, keiner sagte etwas, als hätten sie Angst, dass Worte den Zauber zerstören könnten. Irgendwann schmiegte Jenny sich in Kamids Arme und fühlte sich sicher und geborgen, ungeachtet des tosenden Sturms, der den Wüstensand gegen die Türmatten peitschte.
Irgendwann verlor sie jedes Zeitgefühl. Draußen steigerte sich das Heulen des Windes zu schrillen Tönen, verlor sich dann wieder in dumpfen Seufzern, untermalt vom Rascheln der Webteppiche am
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