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Das Herz der Wueste

Das Herz der Wueste

Titel: Das Herz der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Webber
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konnten, um Jenny nicht zu ängstigen. „Der Anführer hat vorgeschlagen, dass wir mit ihm essen und dann in der Höhle Zuflucht suchen, in der wir gestern übernachtet haben. Er hat seine Männer angewiesen, am Eingang Teppiche anzubringen, um den Sand abzuhalten. Aber bei solch einem Sturm wird das nicht viel nützen. Man atmet ihn ein, man schluckt ihn, man hat ihn im Bett, egal, was man unternimmt, um sich davor zu schützen.“
    Er zog Jenny an sich und befestigte ihr Tuch so, dass es ihr Gesicht größtenteils bedeckte. „Komm.“ Kamid nahm ihre Hand. „Wir müssen laufen. Bleib dicht hinter mir.“
    Dann rannten sie los. Kamid bedauerte bald, dass er das Tuch nicht umgebunden hatte, das man ihm angeboten hatte. Es hätte seine Haut vor den scharfen Nadelstichen geschützt, die wie Feuer brannten. Doch er fürchtete, so noch leichter erkannt zu werden, und hatte seine Baseballkappe aufbehalten.
    Vielleicht war seine Furcht übertrieben, aber er dachte nicht daran, das Schicksal herauszufordern.
    Im Zelt des Stammesführers angekommen, streifte er die Schuhe ab und half Jenny, ihre Sandalen auszuziehen. Barfuß traten sie zu den Männern, die auf Teppichen um einen großen Topf in der Mitte versammelt waren.
    Man forderte sie auf, sich zu essen zu nehmen, und Kamid füllte erst Jenny, dann sich eine Schale mit dem würzigen Eintopf. Während er ihr ein Stück Brot reichte, versuchte er, sich seine Unruhe nicht anmerken zu lassen. Wie lange würden sie hier festsitzen?
    Würde Arun sich denken, dass sein Bruder sich wegen des Sandsturms nicht bei ihm melden konnte, oder sofort aufbrechen, um ihn aus einer vermeintlichen Gefahr zu retten, falls er über die verabredete Zeit hinaus nichts von ihm hörte?
    Kamid schmeckte kaum, was er aß, und als er sah, dass Jenny aufgegessen hatte, entschuldigte er sich bei seinem Gastgeber, stand auf und hielt ihr die Hand hin.
    „Wolltest du nicht noch ein bisschen plaudern?“, neckte sie ihn und bückte sich, um die Sandalen wieder anzuziehen.
    „Ich will dich in die Höhle bringen.“
    Unter diesen Umständen ein harmloser Satz, doch Kamid spürte, wie sein Körper reagierte, weil seine Fantasie ihm aufregende Bilder vorgaukelte.
    Normalerweise hatte er sich im Griff, aber mehrere Tage mit Jenny Stapleton in einer Höhle festzusitzen, würde ihn stark in Versuchung führen.
    Erneut bedeckte er ihr Gesicht mit dem Schal, damit die wirbelnden Sandkörner ihre zarte Haut nicht verletzten, fasste sie bei der Hand, befahl ihr, dicht hinter ihm zu bleiben, und stellte sich der Naturgewalt.
    Kaum traten sie ins Freie, begriff Jenny, dass der Sturm erheblich stärker geworden war. Schützend hob sie die freie Hand vor Augen und folgte Kamid.
    Grobkörniger roter Sand wirbelte um sie herum, streifte wie eine riesige, laut rotierende Schleifmaschine alles, was ihm im Weg lag. Undeutlich erkannte sie die Umrisse von Zelten und Häusern, glaubte jedenfalls, dass es Zelte und Häuser waren, und hoffte inständig, dass Kamid wusste, in welche Richtung sie laufen mussten.
    Geduckt bewegten sie sich vorwärts, hielten sich dicht an Hauswände, die im Windschatten lagen, aber der Sturm hatte bereits Sandwehen aufgetürmt, ähnlich denen, die ein heftiger Schneesturm mit Schnee aufhäufte.
    „Wir sind da.“ Kamid hielt einen Teppich einen Spaltbreit offen, damit sie hineinschlüpfen konnte.
    Drinnen war es ziemlich dunkel, trotz der brennenden Talglampe, die jemand auf den Tisch hinter den Schlafmatten gestellt hatte.
    Jenny ging auf das Licht zu. Der Sand war durch sämtliche Ritzen ihrer Kleidung bis auf die Haut gedrungen und scheuerte unangenehm. Am liebsten hätte sie sich ausgezogen, um die Sachen auszuschütteln, aber das mochte sie vor Kamid nicht tun.
    „Oh!“, rief sie aus. Auf dem Tisch lagen eine Haarbürste, Seife und ein Cremetiegel, aus dem es nach Rosen duftete, dann ein leichtes Gewand, das sie als Nachthemd benutzen konnte, und ein paar Tücher und Schals.
    Am anderen Ende des Tisches befanden sich ein kleiner Spiritusofen, ein Wasserkessel, Tassen, in ein Tuch eingewickelter Brotfladen und einige Konserven. Zu ihrer Überraschung fand sie auch ein Päckchen Teebeutel.
    „In den Fässern ist Wasser, daneben eine Schüssel zum Waschen, eine Toilette hinter dem Vorhang, alles da. Wir könnten fast Vater-Mutter-Kind spielen.“ Kamid war hinter sie getreten, um die Sachen auf dem Tisch zu inspizieren.
    „Vater-Mutter-Kind?“, wiederholte sie und wandte sich ihm zu,

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