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Das Herz Des Daemons

Das Herz Des Daemons

Titel: Das Herz Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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sie aus ihrem Holster, zog den oberen Teil zurück, begutachtete den Lauf und ließ ihn offenbar zufrieden wieder zuschnappen. Nachdem er beides beiseite gelegt hatte, packte er eine Schachtel mit Munition und mehrere Magazine aus der Kassette. Patrone um Patrone drückte er mit routinierten Bewegungen erst in eines, dann in ein zweites und drittes. Das erste schob er in das Griffstück der Pistole, wo es mit einem Klicken einrastete. Dann eine weitere knappe Bewegung und ein Ratschen verriet, dass die Waffe durchgeladen war. Ganz kurz drückte er mit dem Daumen direkt über dem Griff an den Lauf der Pistole - offenbar um sich zu vergewissern, dass sie gesichert war - ehe er sie in ihr Holster zurückschob, durch dessen Schlaufe einen Gürtel zog, den er in den Bund seiner Hose fädelte. Von den übrigen Magazinen kam eines in die rechte Gesäßtasche, das andere in die linke. Gleich darauf leistete ein Schalldämpfer dem auf der rechten Seite Gesellschaft. Erst jetzt sah Julien auf.
    Unwillkürlich legte ich die Arme um mich. Der Junge, den ich kannte, hatte sich vor meinen Augen in einen Vourdranj verwandelt. Den Killer, von dem ich zwar gewusst hatte, dass er sich in den Tiefen von Juliens Wesen verbarg, dem ich aber noch nie leibhaftig gegenübergestanden hatte. Ich hatte ihn schon töten gesehen, ja, aber auf eine unerklärliche Weise war das etwas anderes gewesen. Als er aufstand, machte ich einen Schritt rückwärts. Er verharrte mitten in der Bewegung. Ein Raubtier, dem nur zu bewusst war, dass seine Beute kurz davor stand, die Flucht zu ergreifen. Nur dass ich eigentlich nicht seine Beute war - und obendrein die letzte Person, die er jemals mit Absicht verletzten würde.
    »Bist du fertig?« Betont langsam wandte er sich um und hob seinen Mantel vom Boden auf, ehe er mich wieder ansah. Sein Seesack lag scheinbar vergessen in der offenen Schranktür.
    Ich nickte. Mein Mund war vollkommen ausgedörrt. Er wies an mir vorbei zur Treppe. »Dann lass uns gehen.«
    Stumm drehte ich mich um, stieg die Stufen hinunter und verließ das Haus. Ich hörte, wie Julien hinter mir die Tür abschloss. Auf halbem Weg zur Corvette hatte er mich schon eingeholt und war bereits um die Schnauze des Wagens herum, als ich die Beifahrerseite erreichte. Er öffnete gerade seine Tür, als mein Handy klingelte. Die Stirn in unwillige Falten gelegt hielt er inne, als ich es aus meiner Jackentasche fischte und ranging.
    »Ja?«
    »Ist dein Freund noch bei dir? Ts, ts, ts. - Frag ihn, was er glaubt, wie lange sein Bruder wohl braucht, um auszubluten?«
    »W...was?«
    »Du hast mich schon verstanden, mon ange.«
    Das Entsetzen in meiner Stimme musste Julien verraten haben, wer am anderen Ende war, denn er stand schneller vor mir, als ich noch einmal Luft holen konnte. Im gleichen Moment knackte es in der Leitung. Als er die Hand nach meinem Handy ausstreckte, schüttelte ich de n Kopf.
    »Aufgelegt.«
    Julien nahm es mir dennoch ab, klickte sich hastig ins Menü - und zischte enttäuscht. Bastien hatte wohlweislich seine Nummer unterdrückt.
    »Was wollte er?« Angespannt gab er es mir zurück.
    »Er ...« Ich tat einen bebenden Atemzug. »Ich soll dich fragen, was ... was du glaubst, wie lange Adrien braucht, um ... auszubluten.«
    Für eine geschlagene Sekunde starrte Julien mich reglos an. Dann fuhr er sich abrupt durchs Haar. »Hat er wirklich >Adrien< gesagt?«
    »N-nein, er sagte dein >Bruder<, aber ...«
    Er nickte brüsk und öffnete mir die Autotür. »Steig ein.«
    Ich gehorchte und schob das Handy in meine Jackentasche zurück, als könne es mich beißen, während Julien auf die Fahrerseite glitt. In meiner Magengrube saß ein Zittern.
    Die Vette erwachte mit einem Röhren zum Leben. Die Hinterräder drehten durch, als er aus dem Stand Vollgas gab. Dreck spritzte. Ich klammerte mich am Türgriff fest und versuchte mich selbst damit zu beruhigen, dass Juliens Reflexe bedeutend besser waren als die jedes Menschen. Es tat einen dumpfen Schlag, als wir vom Zufahrtsweg auf die Straße einbogen - der Fluch eines tiefergelegten Wagens. Aber wir hatten zu viel Schwung, um aufzusitzen. Eine Hupe heulte und blieb hinter uns zurück.
    Julien fuhr wie ein Besessener, und ich hörte nach der dritten Kreuzung auf zu zählen, wie vielen anderen Wagen er die Vorfahrt nahm, wie viele unseretwegen eine Vollbremsung machen musste - und wie oft er rote Ampeln schlichtweg ignorierte.
    Es war kein Wunder, dass wir das Ruthvens in Rekordzeit

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