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Das Herz Des Daemons

Das Herz Des Daemons

Titel: Das Herz Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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verschwunden war, den Backpackern den Stift zurückgab und zu uns herüberkam.
    Julien stemmte sich umständlich aus seinem Sitz in die Höhe und sah seinem Bruder entgegen. Ich stand ebenfalls auf.
    Adriens Haar war stoppelkurz geschnitten und wasserstoffblond. Mich - und auch Kate, ihrer Miene nach zu urteilen - hatte daheim bei seinem Anblick fast der Schlag getroffen. Meinem Einwand, das würde ihnen keiner abnehmen, waren die Zwillinge mit dem Hinweis begegnet, dass Julien für noch weit schlimmere Farbexperimente in der »jüngeren« Vergangenheit bekannt war: eine Seite lang und blau mit neontürkisen Strähnen, die andere kurz und grün, schien noch eine der harmloseren Varianten gewesen zu sein. Eine verspiegelte Sonnenbrille verbarg seine Augen. Seine Miene war nicht zu deuten, während er seinem Bruder das zweite Ticket reichte.
    »Gib es zurück oder verbrenn es, es ist mir gleich.«
    Julien nickte wortlos und schob es in seine Lederjacke. Adrien sah ebenso wortlos dabei zu, dann holte er langsam Atem.
    »Ich habe ihr auch deine Nummer gegeben und ihr gesagt, sie soll jederzeit anrufen, wenn etwas ist oder sie irgendetwas braucht. Und falls sie es sich doch überlegt und mir eine Chance gibt, würdest du dich um ihren Flug und alles Weitere kümmern.«
    Abermals nickte Julien schweigend.
    »Und ich habe ihr versprochen, dass du den Bastard findest und zur Strecke bringst, der sie angegriffen hat und sich um ein Haar an ihr vergangen hätte.«
    Wieder nickte Julien. »Erledigt.«
    Einen Moment standen sie sich dann stumm und irgendwie hilflos gegenüber, bis Adrien sich räusperte.
    »Ich denke, ich gehe besser. Es ist nicht gut, wenn man uns zu lange zusammen sieht, und sie müssen meinen Flug ohnehin jede Minute aufrufen.« Er langte an seinem Bruder vorbei nach dem Seesack und schwang ihn sich über die Schulter.
    Julien schien plötzlich nicht mehr zu wissen, wohin mit seinen Händen. Mit einer brüsken Bewegung zog Adrien ihn an sich. Einen Moment klammerten sie sich aneinander, und ich hätte nicht sagen können, wer wen härter umarmte. Letztlich war es wohl Julien, der seinen Zwilling nicht loslassen wollte. Die ganze Zeit über hatte Adrien nicht ein Mal Französisch gesprochen, selbst als er und Julien sich meinetwegen gestritten hatten - so laut, dass es durch die Badezimmertür zu hören gewesen war. Doch jetzt murmelte er ihm etwas in ihrer Muttersprache zu, was ihn zuerst den Kopf neigen und nach ein paar weiteren Worten schwach auflachen ließ. Dann gab Adrien seinen Bruder nach einem letzten festen Druck frei, trat einen halben Schritt zurück und nickte mir zu.
    »Dawn.«
    Für mich gab es keine Umarmung. Ich hatte auch nicht damit gerechnet. Adrien machte nach wie vor keinen Hehl daraus, was er davon hielt, dass Julien mit mir zusammen war.
    Er hatte mir erklärt, dass es nichts damit zu tun hatte, dass Samuels Handlanger ihn in jener Seitenstraße schier zu Tode geprügelt und ihm dabei nicht nur beinah das Genick gebrochen, sondern ihn auch so schwer am Kopf verletzt hatten, dass er eine ganze Zeit nicht gewusst hatte, wer, geschweige denn was er war. Er hatte sogar gegen seine eigenen Instinkte angekämpft, da sie nicht zu dem passten, was er um sich herum als
    »normal« beobachtete, nachdem er in einem Wehr des Penobscot River in der Nähe von Darven Meadow zu sich gekommen war; halb unter Wasser, eingeklemmt zwischen Ästen und Abfall. Wahrscheinlich hatte er nur deshalb überlebt, weil Samuels Handlanger seine
    »Leiche« mit vermeintlich gebrochenem Genick einfach in den Penobscot geworfen hatten, um sie zu
    »entsorgen«, statt sie zu verbrennen. - Und weil er nur eine knappe Stunde vor dem Zusammenstoß mit ihnen getrunken hatte, sodass das frische Blut geholfen hatte seine Verletzungen zu heilen; bis seine Kraft
    »aufgebraucht« war und der Prozess zum Stillstand kam. Es war Kates Blut und das der Typen gewesen, die ihn in der Gasse aufgehalten hatten, das ihn wieder hatte
    einsetzen
    lassen.
    Doch
    erst
    durch
    die
    Geschehnisse in der Lagerhalle war auch ein großer Teil seiner Erinnerung zurückgekehrt.
    Nein, es hatte schlicht damit zu tun, dass Julien seiner Meinung nach auch ohne eine Verbindung mit mir, der Princessa Strigoja, genug Probleme hatte. Sie würde noch mehr Aufmerksamkeit auf ihn lenken und ihn - zusätzlich zu dem, was von Gérards Seite zu erwarten war - darüber hinaus zum Ziel von Neid und den
    zwingend daraus resultierenden Intrigen machen. Julien hatte

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