Das Herz Des Daemons
Radu, Großnichte der Fürsten Mircea und Vlad. - Dawn, das ist Timoteo Riccardo di Uldere. Der Sovrani von Ashland Falls.« Er nickte zu dem Mann hin, der sich gerade in einem perfekten Handkuss - einem, bei dem die Lippen des Herren die Knöchel der Dame nicht berührten - über meine Hand beugte.
»Sovrani?« Ein wenig hilflos sah ich Julien an.
Di Uldere kam ihm mit der Antwort zuvor. »Der Lamia, der diese kleine Stadt und deren Umgebung als sein Territorium
für
sich
und
seine
Gescnaffenen
beansprucht. Der Herr der Unterwelt von Ashland Falls, wenn Ihr so wollt, Principessa«, erklärte er mir mit einer Spur Humor in der Stimme, während er sich aufrichtete, meine Hand losließ und zurücktrat. Dann wanderte sein Blick zu Julien. Er musterte ihn eingehend.
»Sie gehen auf die Jagd, Vourdranj?«, erkundigte er sich schließlich in sachlichem Ton.
»Ja.«
Di Uldere nickte verstehend. »Und Sie bitten mich, die Principessa in dieser Zeit zu beschützen?«
Jetzt war ich es, die voneinem zum anderen sah. Das konnte nicht sein Ernst sein?!
Julien neigte den Kopf. »Ja.«
»Aber ...« Mein Ansatz eines Protestes wurde von beiden Seiten überhört.
»Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, sie mit allem zu beschützen, was mir zu Gebote steht, Vourdranj. Und ihr - naturalmente - jeden Wunsch zu erfüllen, soweit er in meiner Macht liegt. - Darf ich fragen, wer das Ziel Ihrer Jagd ist?« Mit vollendeter Eleganz geleitete di Uldere mich zu einem der beiden Ledersessel, die vor seinem Schreibtisch standen. Ich hatte nur die Wahl, mich gegen ihn zu stemmen wie ein bockiges Kleinkind oder mich zu setzen. - Ich setzte mich. Aber nicht ohne ihnen einen ärgerlichen Blick zuzuwerfen. Beiden!
Sie bedachten mich mit diesem ganz bestimmten Lächeln, das mich innerlich zum Kochen brachte.
»Ich habe nicht weniger von Ihnen erwartet, Sovrani. Und was ihre Wünsche angeht... Erfüllen Sie ihr alle bis auf einen: Ich will, dass sie hierbleibt, bis ich wiederkomme.«
Ich verbiss mir ein ärgerliches Zischen. Julien kannte mich viel zu gut. Doch als etwas für einen winzigen Augenblick über seine Züge huschte, bevor er weitersprach, zog sich meine Kehle zusammen. »Ich versuche meinen Bruder zu finden. Offenbar war Bastien d'Orane schneller als ich – und nun macht er sich einen Spaß daraus, mich mit seinem Leben zu erpressen.«
Wenn man Julien hörte, hätte man meinen können, es berühre ihn überhaupt nicht, was möglicherweise gerade mit Adrien geschah. Ich wusste es besser. Ohne nachzudenken, streckte ich die Hand nach ihm aus. Julien ergriff sie und drückte sie kurz. Offenbar konnte sich auch di Uldere vorstellen, was in ihm vorging, denn er nickte verstehend.
»Ihnen ist bewusst, dass das vermutlich eine Falle ist, nevvero?« erkundigte er sich nach einem Moment jedoch halblaut.
Juliens Antwort war ein kaltes, freudloses Lächeln, ehe er sich zu mir herabbeugte und meine Hand zu seiner Wange hob. Ich saß wie erstarrt. Für vielleicht eine halbe Minute verharrte er so, die Augen geschlossen, dann hauchte er mir einen Kuss aufs Handgelenk, legte meinen Arm beinah übertrieben vorsichtig auf die Sessellehne zurück und wandte sich zur Tür. Unvermittelt schossen mir Tränen in die Augen.
»Julien!« Ich sprang auf, rannte ihm nach und warf mich in seine Arme. Unter dem Leder seines Mantels spürte ich die Pistole. »Er hat recht! Es ist eine Falle!«
Ich redete Unsinn und ich wusste es: Julien war sich sehr wohl darüber im Klaren, dass Bastien ihn sicher nicht allein erwartete. - Vermutlich war ihm das schon sehr viel länger klar.
Er hielt mich fest, lehnte die Wange gegen mein Haar.
»Willst du, dass ich mich zwischen Adrien und dir entscheiden muss?«, fragte er schließlich leise. Erschrocken hielt ich den Atem an, schüttelte den Kopf. Ich spürte, dass er nickte. »Dann lass mich gehen und warte hier auf mich.«
Für eine Sekunde klammerte ich mich noch an ihn, dann schluckte ich den Kloß in meinem Hals hinunter und trat zurück. Möglichst unauffällig fuhr ich mir über die Wangen.
»Bleib nicht zu lange. Ich muss morgen noch für Chemie lernen.« Ich versuchte unbeschwert zu klingen. Ein flüchtiges Lächeln erschien auf seinen Lippen, bevor er nickte. »Ich denke dran.« Damit war er hinaus. Schlagartig war der Kloß in meiner Kehle wieder da. Ich starrte die Tür an, machte einen Schritt darauf zu - und zuckte zusammen, als di Uldere plötzlich hinter mir stand.
»Vielleicht könnte ich ihm
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