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Das Herz Des Daemons

Das Herz Des Daemons

Titel: Das Herz Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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ergriff.
    »Kannst du Walzer tanzen?«
    Seine Frage überraschte mich ein bisschen, trotzdem nickte ich.
    Im nächsten Moment zog er mich auch schon auf die Tanzfläche und in Walzerposition. Bisher hatte ich der Musik keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, jetzt legte ich den Kopf schief und lauschte. Eindeutig ein Walzer, wenn auch ein wenig schnell. Das Lied kam mir vage bekannt vor: Hijo de la Luna oder so ähnlich. Aus den Achtzigern oder Neunzigern, wenn mich nicht alles täuschte.
    Julien gab mir den perfekten Einsatz und ich fand sofort den Takt. Wir wirbelten über die Tanzfläche. Er führte so gekonnt, dass ich mir dessen kaum bewusst war. Und obwohl er seine Augen keine Sekunde aus meinen löste, schien er stets ganz genau zu wissen, wo die anderen Paare sich gerade befanden. Nicht dass ein Walzer besonders viele auf die Tanzfläche gelockt hätte. Schon nach den ersten Takten erschien ein gefährlich träges Lächeln auf seinen Lippen. »Du tanzt gut?«
    Ich bedachte ihn mit einem indignierten Blick. »Ich hatte einen Tanzlehrer.« Sein Ton hätte mich warnen müssen.
    »Auch linksherum?«
    »Den Tanzlehrer?«
    Julien lachte. »Den Walzer.«
    Mit einem verächtlichen Schnauben reckte ich das Kinn. »Natürlich.«
    »Na dann ...« Er wechselte, ohne zu stocken, aus der Rechts-in die Linksdrehung und nahm mich in die Bewe gung mit. Nur dass seine Hand sich ein klein wenig fester gegen meinen Rücken drückte, verriet mir, dass er bereit war, mich notfalls zu halten, sollte ich doch ins Stolpern geraten. Es war vollkommen unnötig. Ich lehnte mich in die Schwünge und Bögen, immer wieder unterbrochen von ruhigerem Wiegen, das in Juliens Armen wie Schweben war. Schwerelos. Dabei ging es quer über die Tanzfläche und an ihrem Rand entlang. Ein Rausch im Dreivierteltakt, währenddessen ich mich in seinen Augen und seinen Armen verlor. Es war, als wären wir allein auf der Welt. Als gäbe es nur uns. Nur das Jetzt. Für eine kurze Ewigkeit. Doch die Zeit hatte nicht genug Erbarmen mit uns, um anzuhalten. Schon verklangen die letzten schwermütigen Tone, noch einmal drehten wir uns als perfekte Einheit, dann war das Lied bereits vorbei - viel zu schnell für meinen Geschmack. Als Julien schließlich stehen blieb, war mir ein klein wenig schwindlig. Einen Augenblick herrschte Stille. Dann dröhnten Techno-Beats durch die Turnhalle und machten mir abrupt klar, dass der Traum vorbei war. Die Welt hatte uns wieder. Ich trat einen Schritt aus Juliens Armen zurück, doch er ließ meine Hand nicht los. Vom Büfett aus starrte Mr Arrons sichtlich verblüfft zu uns herüber. Er war nicht der Einzige. Eine ganze Menge Blicke folgte uns, als wir uns zwischen den anderen hindurch an den Rand der Tanzfläche schoben.
    Juliens Hand strich über meinen Rücken. »Willst du etwas trinken?«
    »Bist du DuCranier?«
    Ich hielt vor Schreck den Atem an. Julien war bei seinem »richtigen« Namen neben mir erstarrt. Jetzt drehte er sich langsam zu dem Typen um, der hinter uns stand. Ich hatte den Kerl noch nie zuvor gesehen. Schlaksig, in Jeans und einer Lederjacke, die ihre besten Zeiten schon hinter sich hatte, gehörte er vermutlich zu der Sorte Jungs, die nur in Rudeln stark waren und denen man dann besser nicht allein begegnete. Zwei weiß geschminkte Geister in Lumpen und Plastikketten machten gerade einen vorsichtigen Bogen um ihn, wobei sie auch wiederholt unruhig zu Julien herübersahen. »Warum?« Julien schob mich halb hinter sich. »Weil ich hier was für diesen DuCranier habe.« Der Typ wedelte mit einem braunen A4-Kuvert.
    »Also, bist du's oder nicht?«
    Statt zu antworten, schnappte Julien ihm den Briefumschlag aus der Hand, bevor der Typ ihn wegziehen konnte.
    »Von wem ist das?« Er ignorierte dessen empörtes
    »He!« und riss die Lasche auf. Ich versuchte an ihm vorbei in den Umschlag zu spähen.
    Der Kerl schob die Unterlippe vor. »Keine Ahnung. So 'n blonder Schönling. Hat nenFuffziger dafür rüberwachsen lassen, dass ich das Zeug einem Typen hier auf der Party gebe, der ganz in Schwarz ist, obendrein vergessen hat seine Sonnenbrille abzunehmen und >DuCranier< heißt. Ich würd sagen, die Beschreibung passt. Nur dass das Kleid von deiner Schnecke nich weiß ist, wie der Kerl gesagt hat.«
    Beim letzten Satz hob Julien langsam den Kopf. Der Typ machte einen hastigen Schritt zurück.
    »Wann war das? Und wo?«
    Der
    Kerl
    zuckte
    die
    Schultern.
    »Vor
    'ner
    Dreiviertelstunde vielleicht. Auf dem Parkplatz

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