Das Herz Des Daemons
doch helfen«, versuchte ich es zaghaft.
»Ihr helft ihm mehr, wenn er Euch hier in Sicherheit weiß. - In più: Er ist ein Vourdranj; Ihr würdet ihm nur im Weg sein und ihn behindern, ja ihn sogar durch Eure Anwesenheit in Gefahr bringen. Es ist besser so.« Betont langsam trat er vor mich. »Und nun sagt mir, was ich tun kann, um Euch das Warten ein wenig erträglicher zu machen, Principessa!« Aufmerksam musterte er mich. Ich hob die Schultern. Irgendwie gelang es mir nicht, den Blick von der Tür abzuwenden.
»Dann setzt Euch wenigstens. Er ist nicht schneller zurück,
wenn
Ihr
ihm
im
Stehen
nachstarrt,
Principessa.«
Mit einem gepressten Laut stieß ich die Luft aus. Wo er recht hatte, hatte er recht. Und da war noch etwas ...
»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie aufhören würden mich Principessa zu nennen. Noch habe ich meinen Wechsel nicht hinter mir.« Vielleicht würde ich ihn ja nie hinter mir haben. »Mein Name ist Dawn.« Absolut unelegant ließ ich mich in einen der Sessel fallen.
»Ecco ... also doch ein Wunsch. Und einer, den ich erfüllen kann.« Er kauerte sich neben mich, bis er mit mir auf Augenhöhe war. »Va bene, Dawn. -Wenn Sie ansonsten tatsächlich keinerlei Wünsche haben, darf ich Ihnen wenigstens etwas zu trinken bringen lassen?
Cola? Saft? Einen Kaffee oder Tee? Immerhin sind wir hier im Ruthvens.« Mein Kopfschütteln entlockte ihm ein Seufzen. »Sie machen es mir wahrhaftig schwer, ein guter Gastgeber zu sein.«
Er richtete sich auf, doch nur, um sich mir gegenüber seitlich auf die Kante seines Schreibtischs zu setzen. Als sein Blick dabei an meinem Hals hängen blieb, erstarrte ich.
»Le chiedo perdono.« In einer entschuldigenden Geste breitete er die Hände aus. »Es lag nicht in meiner Absicht, Sie zu erschrecken. Ich habe nur die Rubine von Signora Wilhelmina bewundert.«
Ich brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, was er gesagt hatte. »Rubine?«, platzte ich heraus. Beinah hätte ich mich an dem Wort verschluckt.
Verwirrt sah er auf mich herab. »Ma certo! Was haben Sie geglaubt?«
Ich räusperte mich beklommen. »Na ja, ich dachte, es wären ... Swarovski-Kristalle?«
Di Uldere schaffte es irgendwie, nicht lauthals loszulachen, obwohl ihm überdeutlich anzusehen war, dass genau das eigentlich seine erste Reaktion gewesen wäre. Stattdessen schüttelte er mit eisern beherrschter Miene den Kopf. »Ich bezweifle, dass Fürst Vlad oder einer seiner Brüder es dulden würde, dass Sie etwas anderes als exquisite - und vor allem echte - Steine tragen, Dawn. Und dieses Halsband ist unter unseresgleichen beinah legendär. Es gehörte Signora Wilhelmina Harker, Fürst Vlads Geliebter. Sie war eine der wenigen Nicht-Lamia, mit der sich einer der alten Fürsten jemals im Rat gezeigt hat. Wann immer sie an seiner Seite saß, trug sie stets dieses Schmuckstück. Das Rot der Rubine für ihr Blut und die silbernen Dornen als Symbol dafür, dass dieses Blut mit einem hohen Preis einhergehen würde, sollte tatsächlich jemand versuchen davon zu kosten. Eine Warnung an jeden Narren, der sie für nicht mehr als eine einfache Blutquelle halten mochte. - Dass er Ihnen erlaubt, es zu tragen, bedeutet nicht nur, dass er Sie sehr gern haben muss, sondern auch, dass Sie unter seinem Schutz stehen. Und das bedeutet automatisch, dass Sie auch unter dem der Fürsten Mircea und Radu stehen. - Die Basarabs hinter sich zu wissen, ist eine nicht zu verachtende Tatsache.«
Basarab. Auch Julien hatte diesen Namen erwähnt, allerdings war ich bisher nicht dazu gekommen - und hatte irgendwann vergessen -, ihn danach zu fragen.
»Aber ich dachte ... Der Nachname meines Vaters war doch Tepjani ...«
Er nickte. »Das ist er auch. Sie haben recht, Dawn. Tepjani ist der Name, den er in der Öffentlichkeit führte. Aber seine Blutlinie war die der Basarabs.«
»Die Lamia unterscheiden zwischen dem normalen Nachnamen und der >Blutlinie«
»Esatto. - Nachdem wir bedeutend länger leben als die Menschen, sind wir gezwungen, immer wieder unsere Namen zu wechseln, um unter ihnen nicht aufzufallen.
In
diesen
modernen
Zeiten
der
Computernetzwerke und des Internets noch mehr als früher. Ein >gewöhnlicher< Nachname verliert dabei schnell an Bedeutung. Da die Blutlinie aber nur unter unseresgleichen bekannt ist - und wir ja alle dasselbe Geheimnis teilen -, ist sie die Konstante in unseren Identitäten. Gleichzeitig gilt es jedoch als unhöflich, sich mit seiner Blutlinie vorzustellen oder einen
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