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Das Herz Des Daemons

Das Herz Des Daemons

Titel: Das Herz Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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versprechen Sie mir, hierzubleiben und Signore DuCranier nicht nachzulaufen?«
    Mit einem bemüht spöttischen - und zugleich frustrierten - Schnauben blies ich gegen eine der Strähnen, von denen sich mittlerweile mehrere aus meiner Frisur gelöst hatten, und schaute auf. »Ich wüsste ja noch nicht einmal, wo ich nach ihm suchen sollte.«
    »War das ein Ja?« Die Geste, mit der er die Hände im Schoß verschränkte, hatte etwas von einem gütigen Priester, der bereit war, die Beichte eines seiner Schäfchen anzuhören.
    Ich verdrehte die Augen. »Ja.«
    »Bene.« Nachlässig stand er vom Schreibtischrand auf. »Wenn Sie sieh die Zeit an meinem Computer vertreiben wollen - prego! Ich persönlich finde Solitär, Mahjong, Sudoku und dergleichen wenig reizvoll, aber vielleicht bietet es Ihnen ja zumindest etwas Ablenkung. Ich habe auch nichts dagegen, falls Sie es vorziehen, ein wenig im Internet zu surfen.« Auf halbem Weg zur Tür blieb er noch einmal stehen. »Sollten Sie doch irgendwelche Wünsche haben, drücken Sie auf dem Telefon die Sterntaste und die Eins, dann sind Sie direkt mit der Bar verbunden. Man wird Ihnen bringen, was auch immer Sie möchten.« Er wartete mein Nicken ab, bevor er den Raum endgültig verließ.
    Einen Moment saß ich da und starrte ein weiteres Mal die Tür an. Doch dann riss ich meinen Blick davon los, stand auf, schlüpfte aus meiner Jacke, wahrend ich um den Schreibtisch herumging, und ließ mich in den hochlehnigen
    Ledersessel
    fallen.
    Irgendwelche
    Rechnungen waren über der Tastatur achtlos zu einem Stapel zusammengeschoben, auf der rechten Seite lagen zwei Ordner aufeinander. Die Maus wartete auf ihrem mattschwarzen Pad.
    Gewöhnlich hielt ich auch nicht viel vonMahjong und Co., aber im Moment war tatsächlich alles besser, als die Uhr anzustarren, die von hier aus gut sichtbar an der Wand neben der Tür hing. Ich schnappte mir die Maus und der Bildschirm erwachte zum Leben. Vor dem Hintergrund des Kolosseums in Rom saß ein bunter Wust an lcons. Die Spiele waren in den Tiefen der üblichen Menüleisten verborgen. Mehr gelangweilt als enthusiastisch klickte ich mich zu ihnen durch und versuchte mich an Mahjong.

    Ungefähr eine Dreiviertelstunde später beobachtete ich die Zeiger der Uhr, wie sie Sekunde um Sekunde vorwärtstickten. Die Nadeln und Klammern aus meinem Haar lagen ordentlich vor mir aufgereiht auf dem Schreibtisch - in der inzwischen x-ten Anordnung. Ich hatte die Spiele schon lange aufgegeben. Stattdessen war ich ziellos durchs Internet gewandert, hatte in irgendwelchen Foren herumgelesen, Susan eine SMS
    geschrieben, um sie - wenn auch mit ziemlicher Verspätung - von unserem überhasteten Aufbruch zu informieren. Und hatte immer wieder auf das Zifferblatt gestarrt in der Hoffnung, die Zeiger nur durch meinen Blick schneller vorrücken zu lassen. Doch sie schienen festgeklebt zu sein. Mehr als einmal hatte ich mich dabei erwischt, wie ich Juliens Nummer im Telefonbuch meines Handys aufrief. Ich hatte es jedes Mal hastig wieder beiseitegelegt, als mir klar wurde, welche bodenlose Dummheit ich im Betriff war zu begehen: Immerhin war es beinah schon ein Klischee, dass ein klingelndes, summendes oder auch nur vibrierendes Handy den Helden in irgendwelchen Filmen regelmäßig in ungeahnte Schwierigkeiten brachte. Dennoch hatte ich es bisher nicht geschafft, es wieder in meiner Jackentasche zu versenken. Ich machte beinah einen Satz, als es unvermittelt lossang. Mit einem seltsamen Zittern in der Magengrube griff ich danach. Die Rufnummer war unterdrückt. Das Zittern verstärkte sich, erfasste meine Hände. Irgendwie schaffte ich es, ranzugehen.
    »Ja?« Das Zittern war sogar in meiner Stimme zu hören. Dann hätte ich um ein Haar das Handy fallen lassen. Der Laut, der mir entgegendrang, war ein seltsam gedämpftes Stöhnen, das sich zu einem entsetzlichen Schrei steigerte, der von einem Augenblick auf den anderen abbrach.
    »Julien!« Ich wusste, dass ich hysterisch klang, doch es war mir absolut egal.
    Für einen kurzen Moment herrschte Stille, dann lachte Bastien.
    »Ich fürchte nein, mon ange. Weißt du, inzwischen hat dein Freund Adrien sich zu uns gesellt.«
    Mein Freund? Adrien? In meinem Schock brauchte ich Sekunden, um zu begreifen, was Bastien meinte. Für ihn war mein Freund Adrien und nicht Julien. Also war es doch Julien, den ich gehört hatte. O Gott!
    Erneut drang ein qualvoller Laut aus dem Handy. Mir wurde schlecht.
    »Möchtest du uns nicht auch

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