Das Herz des Eisplaneten
besser…« Er verstummte und blickte flehend zu Clodagh hinüber.
Sie drehte sich um und gewährte ihm ein ausdrucksloses Lächeln.
»Ja?«
»Wenn du ihn füttern könntest? Bunny sagt, daß du gut für Leute sorgen und solche Sachen erledigen kannst, und um ehrlich zu sein, bei mir ißt er nie besonders viel.«
Bunny, die einige Male mitangesehen hatte, wie Diego seinen Vater fütterte, hegte den Verdacht, daß das Problem wohl darin lag, daß Diego es als widerlich und abstoßend empfand, seinen vormals so geistreichen und lebensfrohen Vater mit einem Löffel füttern zu müssen. Sie wußte, daß ihn das traurig und wütend machte.
Clodagh musterte Diego verständnisvoll. Sie blickte auf die Schüssel herab, die sich soeben gefüllt hatte, dann reichte sie sie mit einem gütigen Lächeln an ihn weiter.
»Nein, es ist besser, wenn du das selbst tust, mein Junge. Irgendwo tief in seinem Innern kennt dein Pa dich noch und liebt dich auch.
Wenn er überhaupt für irgend jemanden essen wird, dann für dich.«
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»Ja, das stimmt wohl«, erwiderte Diego niedergeschlagen und rückte einen Stuhl vor seinen Vater. Bunny bemerkte, daß er dabei darauf achtgab, keine der Katzen zu verschrecken, obwohl Marduk eine Pfote hob, als wollte er nach dem Löffel schlagen.
Mit einer Grimasse wandte Bunny den Blick ab, als sich der Löffel den Lippen des Manns näherte: Das war der abstoßende Teil, wenn das Zeug nämlich vom Löffel fiel und das Kinn herabtropfte.
Wenigstens brauchte Diego seinem Vater nicht auch noch die Lippen zu öffnen, um ihm die Nahrung in den Mund zu schieben. Doch als sie wegsehen wollte, sagte Diego plötzlich: »He, Paps! hervorragend! Das war ja großartig. Nimm noch einen Bissen.«
Als Bunny die beiden wieder ansah, beherrschte ein zufriedenes Grinsen Diegos Miene: Die Augen seines Vaters waren zwar immer noch stumpf, und er saß auch noch unverändert schlaff da, doch wenigstens kaute er das weiche Gulasch. Dadurch ermutigt, füllte Diego den Löffel aufs neue; die Katze auf der Schulter seines Vaters schnüffelte an dem Löffel, versuchte aber nicht, danach zu schlagen.
Bunny fand, daß Dr. Metaxos' Augen sogar ein wenig zentrierter aussahen, während er kaute.
In diesem Augenblick ging die Tür auf, und Aisling stürmte wie ein Wirbelwind herein, dicht gefolgt von Steve Margolies. Draußen vor der Tür erblickte Bunny Sinead, die einem der Lockenfellpferde vor dem Haus etwas ins Ohr flüsterte.
»Clodagh«, rief Aisling fröhlich, »Sinead und die Lockenfelle haben unten am Fluß ganze Arbeit geleistet und den Schnokeln aus der Patsche geholfen. Inzwischen sind alle an Land und auf dem Weg hierher. Wir haben sämtliche Schnokel bei Adak abgeliefert, aber der ist so beschäftigt, daß ich mir dachte, ich schau mal bei dir nach, um zu sehen, ob du vielleicht etwas für ihn zu essen hast. Er wird wohl die ganze Nacht dort zubringen. Und der auftauende Fluß ist auch nicht das einzige Problem. Weißt du noch, wieviel Qualm wir gesehen haben und wie der Boden gebebt hat? Das stammt von einem Vulkanausbruch drüben, wo Odark Lavelle und Siggy mit deinem Jungen und seinem Pa gefunden hat.« Als sie die ungläubigen, erstaunten Mienen bemerkte, grinste Bunny breit. »Und die
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Bergbauarbeiter, Ingenieure und Firmenleute, die dort mit der Arbeit anfangen wollten, wurden von dem Vulkan erwischt.« Die Reaktion der anderen auf diese Nachricht bereitete Bunny soviel Freude, daß sie sich mit der Zunge über die Lippen fahren mußte.
Nur Clodagh wirkte nicht überrascht.
»Und außerdem ist auch noch ein Shuttle abgestürzt, fast direkt über dem Vulkan, wie Adak erzählt, und die Überlebenden haben geschrien wie am Spieß. Na ja, und dieser aalglatte Rotschopf von einem Hauptmann, der immer hinter Yana hergehechelt ist, ist mit ihr und Giancarlo und irgendeinem anderen Soldaten hingeflogen, um nachzusehen, ob irgend jemand von den Shuttle-Passagieren überlebt hat. Sie haben es bis zu dem Bergbautrupp geschafft, und dann«, Aislings Miene verdüsterte sich vor Empörung, »wollte dieser Hauptmann doch tatsächlich die ganzen verletzten Bergbauarbeiter und alle anderen einfach im Stich lassen, obwohl sie gerade mit Asche und Lava bombardiert wurden, um statt dessen nach dem Shuttle zu suchen! Könnt ihr euch so etwas vorstellen, daß der doch glatt die Verwundeten liegenlassen wollte, seine eigenen Leute? Und daß er verrückt genug war, mit dem Hubschrauber in diese Mauer aus Hitze
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