Das Herz des Eisplaneten
Tage später, als Yana einen Becher mit einem heißen, verwässerten Getränk in den Händen hielt und langsam erwachte, wurde sie von Hundegewinsel aufgeschreckt. Bunnys Gesicht erschien vor dem Fenster, eingerahmt von ihrem Parkakragen und den Handschuhen. Yana bedeutete ihr mit einem Winken, daß sie eintreten solle, worauf Bunny den Kopf durch die Tür schob.
»Wenn Sie immer noch mit mir zu Onkel Sean wollen, dann kommen Sie. Ich warte draußen bei den Hunden, aber Sie sollten sich beeilen. Die Fahrt dauert gute zwei Stunden, und es kann sein, daß wir ihn erst noch aufspüren müssen, wenn wir dort sind.«
Yana nickte, schob zwei weitere Scheite in den Ofen, zog sich die Stiefel an und zerrte den Einteiler und die Jacke über ihre Uniform.
Dann nahm sie Handschuhe, Mütze und Atemschutz und begab sich hinaus.
»Setzen Sie sich dort hin«, sagte Bunny und zeigte auf die entsprechende Stelle im Schlitten. Dann umwickelte sie sie mit Fellen und Flickendecken. »Es wird kalt, wenn man nur still sitzt. Später,
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wenn Sie sich besser fühlen, zeige ich Ihnen, wie man die Hunde führt. Das Lenken hält warm.«
Dann legte Bunny ihr zwei der großen ovalen Netze in den Schoß, die Yana über Clodaghs Tür hatte hängen sehen. »Wenn man das Dorf verläßt, sollte man immer, die gesamte Überlebensausrüstung mit sich führen«, erklärte Bunny. »Ich glaube zwar nicht, daß wir Schneeschuhe brauchen werden, aber man kann nie wissen.«
Da landete etwas Warmes auf Yanas Oberschenkeln und grub sich in die Felle ein. Sie beugte sich vor und blickte in ein vertrautes orangefarbenes Gesicht, das sie aus einer Höhle anblinzelte.
»Hoppla! Bunny, können Sie vielleicht die Katze loswerden?«
»Das ist schon in Ordnung. Es ist eine von Clodaghs Katzen, die kommen überall mit hin.« Dann pfiff sie die Hunde zusammen, zog die Bremse aus dem Eis und stieß sich mit einem Fuß ab. Mit viel Gewinsel begannen die fuchsgleichen roten Hunde damit, den Schlitten über die eisbeschichtete Fläche zwischen den Häusern zu ziehen. Dann hielten sie auf den Fluß zu.
Eine Weile verlief die Fahrt sehr ruhig. Der Schlitten schoß über die immer noch vom Licht der Monde und Sterne beschienene weiße Oberfläche. Bunny rief den Hunden gelegentlich etwas zu oder wies Yana auf die eine oder andere Fährte hin, die sie dann als
›Schneegans‹, ›Fuchs‹ oder ›Elch‹ identifizierte. Dann stieß sie einen etwas schärferen Pfiff aus, rief »Ha!«, und schon schlugen die Hunde einen ziemlich scharfen Bogen über die Uferböschung und liefen zwischen die schlanken, schneedrapierten Bäume.
Von nun an begann der Schlitten zu poltern, rasten die Hunde die Hügel empor und wieder hinunter, wobei das Gefährt manchmal für einen Augenblick mitten in der Luft zu erstarren schien, wenn sie über eine Unebenheit fuhren. Bunny steuerte mit Bremse und Stimme, und als Maud, der Leithund, einmal zurückblickte und sie anwinselte, rief Bunny sofort »Ha!«, worauf Maud sich wieder befriedigt dem Weg zuwandte. Die meiste Zeit trabten die Hunde in gemächlichem Tempo vor sich hin.
Schließlich führte der Weg jedoch ein ganzes Stück in die Tiefe, dann erstreckte sich vor ihnen eine riesige, baumlose Ebene aus Eis
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und Schnee bis an den Horizont, die nur von riesigen, zerklüfteten, kerzengerade aufragenden Eiszähnen unterbrochen wurde. In der Nähe heulten andere Hunde.
Mit einem Pfiff befahl Bunny ihren Hunden anzuhalten, und da erkannte Yana, daß der korallenfarbene, fast quadratische Hügel zwischen ihnen und den riesigen Eiszähnen eines dieser seltsam angestrichenen Gebäude war. Als die Hunde ihren Trab
verlangsamten und sie um eine Ecke bogen, erblickte Yana vor einem halben Dutzend kleiner Häuser, auf deren Dächern jeweils ein heulender roter Fuchshund die Neuankömmlinge begrüßte, ein Schnokel, wie Bunny es zu fahren pflegte.
»Wir sind da«, sagte Bunny. »Und es sieht so aus, als wäre er auch zu Hause.«
Yana hatte sich über Bunnys Onkel noch keine Gedanken gemacht, sie rechnete damit, daß er in etwa so ähnlich aussah wie die anderen Blutsverwandten, die siel bereits kennengelernt hatte. Doch Dr. Sean Shongili glich niemandem, den sie jemals kennengelernt hatte, weder hier auf Petaybee noch sonstwo – trotz der Tatsache, daß sie das eindeutige Gefühl hatte, ihm schon einmal begegnet zu sein.
Bunny hatte mit einem fröhlichen »Släinte, Onkel Sean«, das in dem Hundegebell untergegangen war, an die
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