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Das Herz des Eisplaneten

Das Herz des Eisplaneten

Titel: Das Herz des Eisplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Scarborough
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Als ich erwachte, war ich auf Station Andromeda und konnte mich nicht rühren. Ich wurde künstlich beatmet. Wie ich hörte, haben vier oder fünf von uns überlebt, aber man hat uns nicht mehr zusammen gelassen. Als wir uns ausreichend erholt hatten, um wieder sprechen zu können, wurden wir wochenlang darüber verhört, wie wir es denn geschafft hätten, die anderen zu überleben. Ich glaube, die dachten zunächst, daß ich mit den Terroristen im Bunde gewesen sei.
    Aber dann bekamen einige der Verwaltungsbeamten auf Bremer kalte Füße und lieferten die Terroristen aus. Wir wurden freigesprochen, die wurden hingerichtet…« Sie zuckte mit den Schultern, wußte nichts mehr zu sagen. »Tolles Lied, wie?«
    Diesmal erhob er sich vom Bett und legte die Arme um sie. Sie versuchte nicht zu weinen, nicht um Sympathie zu buhlen. Die konnte sie jetzt nicht gebrauchen. Statt dessen entwickelte sie ein plötzliches, drängendes Verlangen, von Sean Shongili festgehalten zu werden.
    »Ich… über die Kinder aus Petaybee kann ich Ihnen nichts Genaueres sagen«, sprach sie gegen seine Schulter gelehnt.
    Er umarmte sie noch etwas fester, und sie schmiegte sich an ihn, schloß die Augen, fühlte sich erleichtert, darüber gesprochen zu haben. Erleichtert auch deswegen, weil er ihr bisher noch nicht gesagt hatte, was sie statt dessen hätte tun sollen, um die Kinder zu retten, für die sie die Verantwortung gehabt hatte.
    Da sagte er zu ihrer Überraschung: »Ziehen Sie sich an.«
    »Was?«
    »Sie sind doch nicht etwa müde, oder?«
    »Nein, schlafen kann ich jetzt bestimmt nicht«, erwiderte sie und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht, um ihm in die Augen sehen zu können.
    »Ich möchte Sie an einen bestimmten Ort führen.«
    »Wohin denn?«
    »An einen Ort, den wir zur Reinigung verwenden. Kommen Sie.«
    Sie zog sich ihre Flickenhose und den Parka an, die Handschuhe, die Mütze, den Mundschutz, dann schob sie die Medizin in ihre Tasche.
     
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    »Nehmen wir das hier auch mit«, sagte Sean und steckte sich das Aufnahmegerät in seine eigene Tasche.
    »Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, daß ich jetzt singen könnte…«
    »Wir werden mal sehen, was Sie selbst glauben«, erwiderte er und schob sie in Richtung Tür. Ein Anflug von Verlangen ließ ihre Knie weich werden, und gleichzeitig schämte sie sich, als würde sie die ganze Tragödie nur ausnutzen, um seine Aufmerksamkeit zu erringen.
    Sie setzte sich zu ihm in das Führerhaus seines Schnokels. Mit lautem Dröhnen hallte der Motor durch das stille Dorf. Kurz darauf hatten sie es beinahe hinter sich gelassen, vorbei an Bunnys schlafenden Hunden und Clodaghs Haus, vorbei an der Firmenstation, und fuhren auf die schneebedeckte Ebene hinaus.
    Die Maschine glitt über den Schnee und durchfurchte
    Verwehungen, versprühte weißes Glitzern hinter sich, und das Summen des Motors war das einzige Geräusch, so als würden sie auf dem Wind reiten. Nach einigen Augenblicken beugte Sean sich vor und wies nach oben, und Yana sah ein langgezogenes, verflochtenes Band aus regenbogenartig gestreiften Federn, das wie der Kriegsschmuck eines altmodischen Filmkriegers am Himmel waberte.
    Stumm beobachteten sie es beim Weiterfahren. Eine große Katze sprang vor ihnen davon; dann bannten die Scheinwerfer ihres Schnokels einen Wolf, und sie mußten ihm ausweichen, um ihn nicht zu verletzen. Eigentlich braucht sie gar kein Licht. Der Schnee reflektierte das Licht der Monde, der Sterne, und das Nordlicht selbst warf tiefe Schatten, vor denen sich aufragende Gegenstände in scharfem Relief abzeichneten. Zum erstenmal bemerkte Yana, daß sich die Siedlung in Sichtweite einer Kette von Hügeln und Berge im Osten und Südosten befand. Sie fuhren zwischen den ersten Hügeln hindurch und folgten einem sich schlängelnden Paß. In diesem geschützten Gelände war noch mehr von jener Vegetation auszumachen, die Yana bereits am Fluß bemerkt hatte:
    hochgewachsene Koniferen und eine Menge Strauchwerk.
    Hier, im Schatten der Hügel, war es etwas dunkler, und Sean brachte das Schnokel zum Stehen.
     
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    »Wir müssen zu Fuß hinein«, erklärte er. »Per Schnokel oder Schlitten kommt man dort nicht hin, aber die Strecke ist nicht anstrengend.«
    Yana nickte und folgte ihm. Sie fand, daß ihr die Luft guttun würde.
    Gedrungene Bäume und Sträucher wuchsen neben den von
    Menschenhand angelegten Gehweg.
    Sean hatte die Führung übernommen und griff nun nach ihr, um sie nach vorn zu

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