Das Herz des Eisplaneten
»Sämtliche Annehmlichkeiten auf diesem Planeten stammen nämlich von der Firma.«
»Wir müssen unsere Leute wieder zurückhaben, Mann«, versetzte Sean, und Yana fiel ein, daß er ja im Nachteil war, weil er nicht wußte, mit wem er es bei Torkel zu tun hatte. »Meine Familie hat die Spezies jetzt schon seit vier Generationen an die Besonderheiten dieses Planeten angepaßt, und unter uns gesagt, die Firma hat wahrhaftig nicht allzuviel von dem geliefert, was es hier gibt. Unsere Leute haben schwerwiegende Anpassungsprobleme…«
»Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf, mein Herr?« fragte Torkel höflich, aber mit einem scharfen Unterton in der Stimme. Sean und er standen einander im Raum gegenüber, jeder hatte die Beine gespreizt und die Arme leicht gehoben wie zwei Revolverhelden kurz vor dem Showdown.
Die Katze, die mitten auf dem Tisch gelegen und ihren Bauch geputzt hatte, sprang plötzlich auf, machte einen Satz zur Tür und forderte mit drängendem Miauen, hinausgelassen zu werden. Yana schritt zwischen den Männern zur Tür, und als sie wieder zurückkehrte, hatten sie sich immerhin soweit beruhigt, daß sie
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einander nur noch böse anblickten. Yana trat bebend zwischen die beiden und bedeutete jedem von ihnen näher zu kommen.
»Hauptmann Torkel Fiske, Nachfahr der Terranisierungs-Fiskes, dies ist Sean Shongili, Nachfahr der Genetik-Shongilis«, sagte sie schnell, als würde sie einen Appell für frischgebackene Offiziere durchführen. »Möchten sich die Herren vielleicht jeder in eine Ecke zurückziehen und dann mit blitzenden Urkunden und Diplomen hervortreten?«
Einen Augenblick lang schienen sie Yana nicht zu hören; dann grinste Torkel sie plötzlich wohlwollend an und streckte die Hand aus, um ihre Schulter zu drücken.
»Darauf war wirklich Verlaß, daß Sie ihr Bestes tun, um die Situation zu entschärfen, Yana. Mein Gott, was habe ich Sie vermißt, Shongili, ich bin tatsächlich hocherfreut, Sie kennenzulernen.
Entschuldigen Sie bitte, wenn ich ein wenig dick aufgetragen habe, aber wir waren alle sehr betroffen vom Tod dieser armen Frau, da sie doch maßgeblich dazu beigetragen hat, diesen Jungen Diego und seinen Vater zu retten.«
»Ich denke, da könnte ich etwas behilflich sein, Torkel«, mischte Yana sich wieder ein. »Lassen Sie mich diesen Obduktionsbericht sehen, sobald er eingetroffen ist. Und bitte – ich meine, wir verfügen über hinreichendes Beweismaterial, aus dem hervorgeht, daß Petaybee nicht genau das ist, was die Firma angefordert hat, und Sean dürfte durchaus recht behalten, was die Anpassungsfehler betrifft.«
Torkel schüttelte den Kopf. »Das ergibt nicht allzuviel Sinn, Yana, wenn man bedenkt, daß sich die Hälfte der heutigen Intergal-Streitkräfte ursprünglich einmal aus Bewohnern von Petaybee zusammengesetzt hat.«
Yana zuckte mit den Schultern und reichte ihm eine Tasse Kaffee, wünschte sich, sie hätte im Raumbasisgeschäft noch mehr Tassen erworben. Er nahm sie entgegen und hielt ihre Hand mit der anderen.
»Die Rekruten sind noch jung, Hauptmann«, sagte Sean. »Ihr Wachstum ist noch nicht abgeschlossen, und wenn sie Petaybee verlassen, um in den Dienst der Intergal zu treten, haben sie auch noch nicht die volle Erwachsenenreife erlangt.«
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»Es sei, wie es sei, Shongili. Yana, wir werden später darüber reden. Ich sehe schon, daß alle im Augenblick viel zu aufgebracht sind, um vernünftigen Argumenten zugänglich zu sein.«
»Ich kann Sie und Diego zurückbringen, Herr Hauptmann«, erbot sich Bunny. Yana war bereits aufgefallen, daß ihre junge Freundin während des ganzen Gesprächs klugerweise den Mund gehalten hatte, so daß sie – zumindest was Torkel betraf – einen beneidenswert neutralen Standpunkt einnahm.
»Danke, junge Dame, aber ich habe mein eigenes Fahrzeug mitgebracht«, erwiderte Torkel. Er wandte sich an Diego, als wollte er etwas zu ihm sagen, doch als er Diegos finstere Miene erblickte, überlegte er es sich anders.
Sie zogen ihre Winterkleidung an, als es plötzlich an der Tür klopfte. Yana öffnete, und da saß die Katze, mitten auf der Schwelle, dahinter Clodagh, nur mit einer leichten Jacke und einem Strickschal bekleidet.
»Ich bin froh, daß ich sie noch erwische, Hauptmann. Diego«, sagte sie mit einem sanften Blick auf den Jungen. »Adak hat eine Nachricht empfangen und sie zum Latchkay gebracht, wo er Sie suchte. Dr.
Margolies ist auf der Raumbasis eingetroffen.«
Torkel dankte ihr mit einem
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