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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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er mußte |282| das Motorrad auf die Seite legen. Das war schwierig, das Geheimnis bestand darin, die Handgriffe nach oben zu drehen und das hintere Ende der BMW festzuhalten. Man mußte mit den Knien arbeiten, nicht mit dem Rücken. Die Motoren des Hubschraubers kamen immer näher. Man schien ihn trotz allem entdeckt zu haben.
    Thobela legte seinen Helm auf den Tank, zog Jacke und Hose aus – sie waren zu hell für die Nacht. Er versuchte auszumachen, wo der Helikopter sich befand, und als er um die Ecke der Brücke schaute, sah er, daß er nur dreißig oder vierzig Meter entfernt war, nicht weit über dem Boden. Er konnte den Wind der großen Rotoren im Gesicht spüren, er sah die roten und weißen Blinklichter, und er konnte durch die offene Tür des Oryx vier Gesichter ausmachen, jedes unter einem Infrarot-Nachtsichtgerät.
     
    Da Costa, Little Joe Moroka, Cupido und Zwelitini warteten, bis die Oryx landete und die großen Motoren schwiegen, bevor sie heraussprangen.
    Der Helikopter war auf einer Wiese gelandet, in unmittelbarer Nähe des Flusses und der Straße, neben ein paar Thorn Trees. Als erstes gingen sie zum Fluß, wie magisch angezogen durch den uralten Magnetismus des Wassers. Hinter ihnen drehte sich der Rotor des Hubschraubers immer langsamer und blieb schließlich stehen. Die Geräusche der Nacht breiteten sich aus, Frösche, die verschreckt geschwiegen hatten, Insekten, und irgendwo in der Ferne bellte ein Hund.
    Da Costa marschierte zum Wasser, zog seinen Reißverschluß herunter und ließ einen dicken Strahl im Mondlicht glitzern.
    »Hey, die Farmer müssen das verdammte Wasser trinken«, sagte Cupido.
    »Die Buren trinken Brandy und Coke«, erwiderte Da Costa und spuckte seinen Kaugummi in einem beeindruckenden Bogen aus.
    |283| »Nicht schlecht«, sagte Zwelitini. »Für einen Weißen.«
    »Meinst du, du kannst es besser?«
    »Natürlich. Wußtest du nicht, daß wir Zulus solche Lippen haben, damit wir Weiße und Xhosas anspucken können?«
    »Wollen wir wetten, Eure Hoheit?«
    »Zehn Rand, daß ich besser bin als du.«
    »Drei Versuche.«
    »Meinetwegen.«
    »Hey, was ist mit uns?« fragte Cupido.
    »Dies ist die RU, mein Bruder. Komm und spuck mit uns.«
    »Augenblick«, sagte Da Costa. »Ich muß erst den Captain anfunken. Ihm sagen, daß wir auf Position sind.«
    »Laß dir Zeit. Die Nacht ist noch jung.«
    So redeten und scherzten und spuckten sie. Sie hatten keine Ahnung, daß ihre Beute sich nur zwölf Meter entfernt befand.

31
    Sie berichtete dem Direktor in seinem Büro von Miriam Nzululwazis Tod, und sie konnte sehen, daß die Information ihn verstörte. Sie bemerkte, wie der Streß der ganzen Angelegenheit nun doch langsam seinen Tribut von ihm forderte. Das leise Lächeln war verschwunden, Mitgefühl und Sorge für sie fielen geringer aus, seine Freundlichkeit war wie ausgelöscht.
    Er spürt den Druck, dachte Janina. Das schneeweiße Hemd hatte seinen Glanz verloren, die Falten wirkten wie kaum sichtbare Risse in seiner Rüstung.
    »Und Vincent?« fragte er mit müder Stimme.
    »Hat gekündigt.«
    »Sie haben das akzeptiert.«
    »Ja, Sir.« In ihrer Stimme lag Endgültigkeit.
    Der Zulu schloß die Augen. Er saß regungslos da, die Hände im Schoß, und einen Augenblick fragte sie sich, ob er |284| betete, obwohl sie wußte, daß dies nur eine Angewohnheit von ihm war. Andere Menschen würden mit den Armen wedeln oder ausatmen oder die Schultern heruntersacken lassen. Dies war seine Art, die Welt für einen Augenblick auszuschließen.
    »Bei unserer Arbeit gibt es immer Verluste«, sagte er leise.
    Janina glaubte nicht, daß sie darauf antworten sollte. Sie wartete, bis er die Augen aufschlug, doch das tat er nicht.
    »Das ist der Teil, den ich hasse, aber es ist unausweichlich.«
    Er öffnete die Augen. »Vincent.« Nun doch eine Geste, ein vages Winken. »Er ist zu idealistisch, zu weich und sensibel. Ich werde ihn versetzen. Irgendwohin, wo wir für seinen Idealismus Verwendung haben.«
    Sie wußte immer noch nicht, was sie sagen sollte, zumal sie eine andere Meinung hatte. Vincent hatte versagt. Für sie existierte er nicht mehr länger.
    »Was tun wir mit … Mrs. Nzululwazi?«
    Mit der Leiche? Warum sagte er es nicht? Sie lernte viel in dieser Nacht. Sie sah Schwäche.
    »Ich werde dafür sorgen, daß sie ins Leichenschauhaus kommt, Sir. Ohne weitere Fragen.«
    »Und das Kind?«
    Das Kind hatte sie ganz vergessen.
    »Sir, das beste wäre, wenn die Familie sich um den Jungen

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