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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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war, und eine Windmühle, das alte Haus, die Fenster mit Pappe vernagelt, die Mauern von der Sonne der Karoo ausgeblichen, ein Blechdach ohne Regenrinnen, das Wasser lief in Bächen herunter. Er fuhr auf die Rückseite und hielt.
    Lebte hier jemand? Kein Lebenszeichen, aber er blieb auf dem Motorrad, die Hand am Gashebel. Keine Wäsche auf der Leine, keine Spuren, kein Auto.
    Er drehte den Schlüssel, schaltete den Motor aus und öffnete den Helm.
    »Hallo ….«
    Nur der Regen auf dem Dach.
    Steif stieg er ab, klappte den Ständer des Motorrades aus, achtete darauf, daß es auf dem weichen Boden nicht umkippte. Er zog die nassen Handschuhe aus, nahm den Helm ab.
    Es gab eine Hintertür, von der die Farbe längst abgeblättert war. Er klopfte, ein hohler Klang – »Hallo« –, er drehte an einem uralten Türknauf – abgeschlossen? –, er stemmte seine heile Schulter gegen die Tür, drückte: Pech.
    Er ging um das Gebäude herum, er sah zur Straße. Kein Geräusch, kein Verkehr.
    Auf der anderen Seite befand sich keine Tür. Er lief zurück und versuchte, durch ein Fenster zu schauen, durch einen Spalt zwischen Pappe und Rahmen, aber es war zu dunkel im Inneren. Er kehrte zu der Tür zurück, drehte am |161| Knauf, warf sich mit der Schulter voran dagegen, es knallte, die Tür schwang auf. Eine Feldmaus trippelte über den Boden, verschwand in einer Ecke, der Geruch von Verlassenheit und Moder.
    Ein kleiner Kohleofen, früher schwarz, jetzt von mattem Grau, stand vor einer Wand, der Griff der Kohlenschütte abgebrochen. Ein schiefes Regal, ein eisernes Bettgestell mit einer Kokosfasermatratze. Ein alter Holztisch, zwei Plastikkisten für Milchflaschen, ein Emaille-Waschbecken, Staub und Spinnweben.
    Einen Augenblick stand er da und überlegte. Man konnte das Motorrad von der Straße aus nicht sehen. Seit Wochen war niemand hiergewesen.
    Thobela traf seine Entscheidung. Er holte seine Tasche vom Motorrad, schloß die Tür wieder und setzte sich auf die Matratze.
    Nur für eine Stunde oder zwei. Nur gegen die schlimmste Müdigkeit.
    Er zog den Lederanzug und die Stiefel aus, suchte warme Klamotten aus seiner Tasche heraus, schüttelte den schlimmsten Staub von der Matratze und legte sich hin, mit der Tasche als Kissen.
    Nur ein oder zwei Stunden.
    Dann würde er sich die Karte anschauen und überlegen, was zu tun war.
     
    Die Nachricht, daß der Flüchtling den Helikoptern entkommen war, daß er die Straßensperre umfahren hatte und ein Soldat der Spezialeinheit mit dem Helikopter nach Bloemfontein geflogen werden mußte, verbreitete sich unter den Gesetzeshütern wie ein Buschfeuer. Als Allison Healy sich bei ihrer Quelle in Laingsburg meldete, hatte die Geschichte bereits die barocken Elemente einer angehenden Legende angenommen.
    »Außerdem ist er ein Ex-MK. Ein vierzig Jahre alter Ex-MK legte die Geheimdienstleute herein«, sagte Erasmus so |162| begeistert, daß sie keinen Zweifel daran hegte, wem seine Sympathien galten.
    »Ich weiß, daß er Kriegsveteran ist«, sagte sie, »Aber warum sind sie hinter ihm her?«
    »Woher weißt du das?« Erasmus verlangte es nach noch mehr Tratsch.
    »Ich hatte einen Besucher. Einen alten Freund von ihm. Warum sind sie hinter ihm her?«
    »Das sagen sie uns nicht. Das ist das einzige, was die Ärsche uns nicht sagen.«
    »Danke, Rassie. Ich muß weitermachen.«
    »Ich rufe dich an, wenn ich was Neues höre.«
    Sie steckte ihr Telefon zurück in die Tasche und ging zu Fuß zur Absa-Zweigstelle in der Heerengracht. Am Informationsschalter mußte sie Schlange stehen. Die neuesten Entwicklungen wirbelten in ihrem Kopf umher. Ihr Telefon klingelte erneut.
    »Allison.«
    »Hi, ich bin John Modise. Ich habe eine Talkshow auf SAFM.«
    »Hallo, John.«
    »Du hattest die Geschichte über den Schwarzen auf dem Motorrad als erste.«
    »Ja.«
    »Was hältst du davon, heute vormittag Gast in unserer Show zu sein? Telefoninterview.«
    Sie zögerte. »Ich kann nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Du mußt das verstehen, John. Ihr seid einer unserer Konkurrenten.«
    »Das verstehe ich, aber eure nächste Ausgabe kommt erst morgen raus. Da kann viel passieren …«
    »Ich kann das nicht machen.«
    »Wußtest du, daß der Typ bei Umkhonto-we-Sizwe war?«
    »Ja«, sagte sie, aber ihr Herz sank. Ihr Vorsprung schwand. »Woher weißt du das?«
    |163| »Mein Producer hat es von der Polizei in Beaufort West. Er ist ihnen vor einer Stunde knapp entkommen.«
    Jetzt sangen sie alle wie

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