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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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herauszufinden, soviel wurde Allison nun klar, bestand darin, immer weiterzugraben. Fragen zu stellen und die Spreu vom Weizen zu trennen.
    Nic meldete sich mit Orlando Arendses Telefonnummern. »Du kannst es versuchen, aber es wird nicht einfach«, sagte er.
    Sie begann sie anzuwählen, eine Nummer nach der anderen.
    »Orlando wer?« war ohne Ausnahme die Reaktion. Sie spulte atemlos ihre Geschichte herunter, bevor aufgelegt wurde: Es ging um Thobela Mpayipheli, sie wollte bloß Hintergrundinformationen, |213| sie würde ihre Quellen vertraulich behandeln.
    »Verwählt, Lady.«
    »Haben Sie die richtige Nummer?«
    Dann war die Leitung tot, und sie versuchte es mit der nächsten Nummer. »Ich bin Allison Healy, ich arbeite bei der
Cape Times
, ich möchte wirklich gerne mit Mr. Orlando Arendse in absoluter Vertraulichkeit …«
    »Woher haben Sie diese Nummer?«
    Das traf sie unvorbereitet. »Von der Polizei«, lag ihr auf der Zunge, aber sie hielt sich zurück. »Ich bin Reporterin, es ist mein Job, Leute zu finden, aber bitte, es geht um Thobela Mpayipheli …«
    »Tut mir leid, falsche Nummer.«
    Sie rief ergebnislos alle fünf Nummern an. Dann ging sie nach draußen, um zu rauchen, sie nahm kurze, wütende Züge von ihrer Zigarette. Vielleicht sollte sie drohen. »Wenn Arendse nicht mit mir redet, dann schreibe ich seinen Namen und seinen Beruf in jeden Artikel, den ich über diese Sache verfasse.«
    Nein. Lieber sollte sie es noch einmal versuchen.
    Als Allison den Notizblock mit den Telefonnummern zu sich heranzog, klingelte ihr Telefon.
    »Sie wollen mit Mr. O reden?«
    Eine Sekunde lang hatte sie keine Ahnung, worum es ging. »Mit wem?« fragte sie, dann sagte sie eilig: »O ja, das will ich.«
    »Im Museum gibt es ein Blauwal-Skelett. Seien Sie um eins dort.«
    Noch bevor sie antworten konnte, war die Leitung wieder tot.
     
    Die große Walhalle lag im Zwielicht. Gedämpftes Blau ahmte den tiefen Ozean nach, und die vom Band abgespielten Laute des riesigen Tieres erzeugten eine surreale Atmosphäre, während das farbige Paar, ein junger Mann und eine junge Frau, |214| Hand in Hand von einem Ausstellungsstück zum nächsten wanderten. Allison zog die beiden überhaupt nicht in Betracht, bis sie direkt neben ihr standen und der Mann ihren Namen aussprach.
    »Ja?« entgegnete sie.
    »Ich muß Ihre Handtasche durchsuchen«, sagte er entschuldigend, und sie stand erstaunt da, bis sie es begriff.
    »Oh.« Sie reichte ihm die Tasche.
    »Und ich muß sie abtasten«, sagte das Mädchen mit der Andeutung eines Lächelns. Sie mochte neunzehn oder zwanzig sein, hatte langes, pechschwarzes Haar, volle Lippen und trug viel, aber geschmackvolles Make-up. »Bitte heben Sie Ihre Arme.«
    Allison reagierte automatisch, fühlte die Hände geschickt über ihren Körper gleiten, dann trat das Mädchen zurück.
    »Ich behalte das bis hinterher«, sagte der Mann und hielt ihren Kassettenrekorder hoch. »Kommen Sie bitte mit uns mit.«
    Draußen blendete sie das Sonnenlicht. Vor ihnen lag der Kompanje-Park, Tauben, Brunnen und Eichhörnchen. Sie gingen wortlos auf beiden Seiten neben ihr her und führten sie zu einem Teehaus, in dem zwei farbige Männer saßen; sie waren älter und wirkten ernst.
    Ihre beiden Begleiter nickten, die beiden Männer erhoben sich, und das Mädchen bedeutete Allison, sich zu setzen. »War nett, Sie kennenzulernen«, sagte sie, dann waren die beiden fort. Allison saß da, die Handtasche unter den Arm geklemmt, und sie wäre nicht überrascht gewesen, wenn gleich Pierce Brosnan aufgetaucht wäre und gesagt hätte: »Bond, James Bond.«
    Sie wartete. Nichts passierte. Familien und Geschäftsleute saßen an den anderen Tischen. Wer von denen gehörte zu Orlando Arendse? Sie zog ihre Zigaretten hervor und steckte sich eine zwischen die Lippen.
    »Erlauben Sie«, sagte eine Stimme neben ihr und ein Feuerzeug erschien. Sie schaute auf. Er sah aus wie ein Schuldirektor |215| in einem maßgeschneiderten Anzug, mit blauem Hemd und rot gepunkteter Fliege. Sein Haar wurde an den Schläfen grau, und in das tiefbraune Gesicht waren die Falten eines harten Lebens eingegraben.
    Während sie ihre Zigarette in die Flamme hielt, sagte er: »Bitte vergeben Sie mir das Mantel-und-Degen-Spiel, doch wir mußten sichergehen.« Er setzte sich ihr gegenüber hin und sagte: »Rubens.«
    »Wie bitte?«
    »Es war nur ein Scherz, Miss Healy; Rubens hätte Sie gemalt. Ich mag Rubens.«
    »Das ist der Maler, der die dicken Frauen

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