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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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and out.«

27
    Im Redaktionsbüro der
Cape Times
las Allison Healy die Geschichte, die aus dem Büro des
Star
in Johannesburg gekommen war.
     
    »Ein gewalttätiger Mann, ein aggressiver Störenfried, möglicherweise sogar ein Psychopath« , so beschreibt ein ehemaliger Waffenkamerad des flüchtigen Thobela Mpayipheli den Mann, der in mehreren Provinzen von Geheimdienst, SA National Defence Force und SAPS gesucht wird.
    Es handelt sich um Brig. Lucas Morape, ein ranghohes Mitglied der Logistik-Einheit des SANDF-Hauptquartiers in Pretoria. Morape diente mit Mpayipheli in Tansania und auf einer kasachischen Militärbasis in der ehemaligen Sowjetunion, wo
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als Teil der Ostblock-Unterstützung des Freiheitskampfes in den achtziger Jahren Umkhonto-we-Sizwe-Soldaten ausgebildet wurden.
    »Einmal hat er einen russischen Soldaten im Eßsaal mit bloßen Fäusten fast totgeschlagen. Die Vorgesetzten brauchten Wochen, um den diplomatischen Schaden, den diese sinnlose Brutalität angerichtet hatte, zu minimieren.«
    Mpayipheli hat angeblich sensible Geheimdienstinformationen von seinem Chef in Kapstadt erhalten und ist Richtung Norden unterwegs. Er ist heute früh während eines schweren Unwetters einem militärischen Einsatzkommando in Three Sisters entwischt. Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist unbekannt.
    In einer Pressemitteilung beschreibt Brig. Morape Mpayipheli weiterhin als einen jähzornigen Querkopf, der schließlich ein solches Problem für den ANC darstellte, daß er vom Trainingsprogramm ausgeschlossen werden mußte. »Mich überrascht die Information, daß er am Kap für einen Drogenhändler gearbeitet hat, nicht im geringsten. Das paßt perfekt zu seinem psychopathischen Profil.«
     
    »Psychopathisches Profil«, sagte Allison leise zu sich selbst und schüttelte den Kopf. Plötzlich war jeder ein Psychiater. Und wie auffällig gut die Meinung des Brigadiers zu den Bemühungen der Ministerin paßte …
    Die Räder rollten, der große Motor des Staates stand unter Dampf. Mpayipheli hatte keine Chance.
    Ihr Mobiltelefon klingelte.
    »Allison Healy.«
    »Hier ist Zatopek van Heerden. Sie haben nach mir gefragt.« Gereizt.
    »Danke, daß Sie mich zurückrufen, Herr Doktor.« Sie versuchte, fröhlich zu klingen. »Es geht um Mr. Thobela Mpayipheli. Ich würde Ihnen gerne ein paar …«
    »Nein.« Er klang barsch und ärgerlich.
    »Herr Doktor, bitte …«
    »Kommen Sie mir nicht mit ›Doktor‹.«
    |253| »Bitte, helfen Sie mir, ich …«
    »Wo haben Sie gehört, daß ich ihn kenne?«
    »Orlando Arendse hat es mir gesagt.«
    Er schwieg so lange, daß sie schon glaubte, er hätte aufgelegt. Sie fragte sich, wie sie ihn ansprechen sollte, als er fragte: »Haben Sie Orlando Arendse gesagt?«
    »Ja, der …«
    »Der Drogenbaron.«
    »Ja.«
    »Orlando hat mit Ihnen gesprochen?«
    »Ja.«
    »Sie haben Mut, Allison Healy. Wo wollen wir uns treffen?«
     
    Dreißig Minuten südlich von Petrusburg, auf der anderen Seite des Riet River, schlägt die Straße einige weite Kurven zwischen den Hügeln des Free State hindurch, bevor sie wieder schnurgerade wird. Es reichte, damit Thobela sich wieder auf das Motorrad konzentrierte: Der Motor lief in der Hitze optimal, eine beruhigende Konstante, ein faßbarer Herzschlag unter ihm. Plötzlich wurde ihm klar, daß er weiterfahren könnte, an Lusaka vorbei, Richtung Norden, Tag um Tag, er und die Maschine und die Straße bis zum Horizont. Plötzlich begriff er die Sucht, von der die weißen Kunden erzählt hatten.
    Die Sonne leuchtete in einem wundervollen Orange, als wüßte sie, daß ihre Arbeit schon fast getan war.
    Er hatte die Magie des späten Nachmittags in Paris entdeckt, in den zwei Jahren Einsamkeit, nachdem die Mauer gefallen war. Er war mit ihr gestürzt, seine Ansprechpartner waren alle eng verknüpft mit der Grenze in Berlin, er war vom gefeierten Attentäter, dem Liebling von Stasi und KGB zum unausgebildeten Arbeitslosen geworden. Ein wohlhabender Lebemann mußte die Desillusionierung ertragen, nur noch dreißig Dollar auf dem Konto zu haben – und kein Einkommen mehr. Aus Arroganz wurde Depression; wütend |254| und zögernd hatte er die neue Wirklichkeit akzeptieren müssen, bis er das Selbstmitleid abschüttelte und von Tür zu Tür ging und nach Arbeit suchte, wie jeder andere auch. Monsieur Merceron hatte seine Hände sehen wollen – »Diese Hände haben noch nie gearbeitet, aber sie sind dazu erschaffen, das zu tun« –, und er bekam den Job, westlich

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