Das Herz des Jägers
Augenblick dachte ich, Sie würden versuchen abzuhauen.«
Zum ersten Mal empfand Janina Angst, als sie mit dem Direktor die Treppe zu seinem Büro hochging.
Als er sie im Einsatzraum angeschaut hatte, veränderte sich etwas zwischen ihnen, das Gleichgewicht hatte sich verschoben. Er hatte eine leichte Kopfbewegung gemacht, und sie wußte, was er wollte. Sie folgte ihm, ihre Mitarbeiter hatten keine Ahnung, was los war, und schauten ihnen schweigend nach.
Aber nicht die Veränderung des Gleichgewichtes zwischen ihr und dem Zulu ließ ihr Herz erzittern, sondern das Wissen, daß sie die Lage nicht mehr länger unter Kontrolle hatte.
Der Direktor wartete, bis sie sein Büro betreten hatte, |244| schloß die Tür. Er schaute sie an, ohne zu zwinkern. »Das ist nicht die CIA, Janina«, sagte er.
»Ich weiß.«
»Wer dann?«
Sie setzte sich, obwohl er sie nicht darum gebeten hatte. »Ich weiß es nicht.«
»Und die Festplatte, die Mpayipheli hat?«
Sie schüttelte den Kopf.
Er ging langsam durch den Raum, um seinen Schreibtisch herum. Sie sah seine Ruhe. Er setzte sich nicht, er blieb hinter seinem Schreibtisch stehen, er schaute auf sie herunter.
»Haben Sie mir wirklich alles erzählt, Janina?«
Ein einzelner Mann, die Situation war surreal. Thobela bewegte sich wie in einem Traum, als er von der BMW stieg, er zog die Handschuhe aus und nahm den Helm ab. »Das ist ein schönes Motorrad«, sagte der Verkehrspolizist.
Einen Augenblick dachte er über die Ironie nach: Der Verkehrspolizist betrachtete das Ablegen seiner Accessoires als Unterwerfungsgeste, er selbst wußte, daß er es tat, um sich besser bewegen zu können, sollte er reagieren müssen. Aber da ihm keine Gewalt drohte, zwang er sich zu friedlichen Gedanken. Er konnte die Waffe in dem schimmernden Lederholster an der Hüfte des Offiziers sehen.
»Solche Motorräder haben wir hier selten.«
Thobela fühlte sich immer noch unwirklich, das Gespräch war unvorstellbar banal. »Es ist das bestverkaufte Motorrad mit mehr als fünfundsiebzig Kubikzentimetern im Land«, sagte er und bemühte sich, ruhig zu klingen.
»Ach was?«
Er wußte nicht, was er noch sagen sollte. Das Motorrad stand zwischen ihnen – er wollte die Entfernung verringern, aber zugleich Abstand aufrechterhalten.
»Sie sind ganz schön schnell gefahren.«
»Das stimmt.« Würde er einen Strafzettel bekommen? Würde es so lächerlich einfach sein?
|245| »Zeigen Sie mir Ihren Führerschein.«
»Natürlich.« Er zog den Schlüssel aus dem Zündschloß, öffnete die Gepäcktasche, versuchte nebenbei die Thorn Trees und Büsche im Auge zu behalten. Wo steckten die anderen?
»Da kriegt man richtig was rein, oder?« Der Mann schien ernsthaft zu staunen.
Thobela öffnete den Reißverschluß der blauen Sporttasche, suchte nach seiner Geldbörse, zog seinen Führerschein heraus, gab ihn dem Polizisten. Er behielt das Gesicht des Mannes im Auge, er suchte nach Anzeichen für Heimlichtuerei oder Verrat.
»Mpay …«
»Mpayipheli.« Er half dem Mann, den Namen auszusprechen.
»Ist dies Ihr Motorrad, Mr. Mpayipheli?«
Dann wußte er sicher, was hier vor sich ging, und der Drang zu kichern wurde überwältigend, er stieg einfach ohne Warnung in ihm auf, als sein Hirn die Möglichkeit realisierte, daß dieser Provinzbulle absolut keine Ahnung hatte. Beinahe hätte er gelacht. Er ließ es weiter aufsteigen, achtete aber darauf, nicht einfach loszuprusten. »Ich könnte mir so eines niemals leisten.« Er lachte kurz auf.
Der Polizist lachte mit ihm, sie verbrüderten sich – zwei Männer mit mittleren Einkommen bewunderten die Spielzeuge der Reichen. »Was kostet so eine Maschine?«
»Knapp über neuntausend.«
Der Mann pfiff durch die Zähne. »Wem gehört das Teil?«
»Meinem Boß. Er hat einen Laden am Kap. BMW.« Wieder perlte das Lachen in ihm auf, jeden Augenblick konnte er unter der Plane hinten im Chevy aufwachen, das konnte doch alles nicht wahr sein.
Der Verkehrspolizist reichte ihm den Führerschein zurück. »Ich hatte eine Kawasaki, als ich in Bloemfontein gearbeitet habe.« Er versuchte, die Bindung noch zu stärken.
»Ich habe zu Hause eine Honda Benly.«
|246| »Die halten ewig.«
Sie wußten beide, daß der Augenblick der Wahrheit näher kam. Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Der Verkehrspolizist zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Ich sollte Ihnen wirklich einen Strafzettel schreiben.«
Verdammt, er konnte nicht mehr. Das Gelächter
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