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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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brauchte er Benzin.
     
    Der Verkehrspolizist der Free State Traffic Authority hielt an der Station in Koffiefontein. Er öffnete den Kofferraum seines Polizeiwagens, hob das Geschwindigkeitsmeßgerät in seinem Koffer heraus, trug es mühevoll hinein, stellte es ab und schloß die Tür.
    Seine beiden Kollegen aus der Verwaltung wollten gerade gehen. »Du hast dich verspätet«, sagte die eine, eine weiße Frau Mitte Fünfzig.
    »Du hast den Motorradfahrer nicht erwischt, oder?« fragte die andere, eine junge Sotho mit einer Brille und einem modischen Haarschnitt.
    »Welchen Motorradfahrer?« fragte der Verkehrspolizist.
     
    |257| Allison Healy fand das Grundstück in Morning Star nur mit Mühe. Sie kannte sich hier nicht aus, niemand kannte sich in dieser Gegend des Kaps aus.
    »Nachdem Sie durch das Tor gefahren sind, gabelt sich die Straße. Fahren Sie nach links, es ist das kleine weiße Haus«, hatte Dr. Zatopek van Heerden zu ihr gesagt.
    Sie fand es schließlich, den Tafelberg im Hintergrund. Weit weg über dem Meer erstreckte sich eine Wolkenbank; so weit man sehen konnte, hingen breite, graue Fahnen vor der untergehenden Sonne.
     
    Lizette rannte schon aus dem Haus, bevor sie angehalten hatte, und als Janina die Wagentür öffnete, schlang ihre Tochter theatralisch die Arme um sie. »Mama.« Ein dramatischer Ruf, dazu die Umarmung, und ihr war danach, über ihr Kind in diesem eigenartigen Alter zu lachen. Die Arme um den Hals geschlungen, genoß sie die Wärme des Körpers ihrer Tochter, sie roch den Duft ihres Haares.
    »Hallo, mein Mädchen.«
    »Ich habe dich vermißt.« Eine reine Übertreibung.
    »Ich hab dich auch vermißt.« Sie wußte, daß die Umarmung zu lange dauern würde, daß es an ihr war, sie zu beenden, sie würde sagen müssen: »Warte, laß mich aussteigen«, und Lizette würde fragen: »Willst du den Wagen nicht wegstellen?« und sie würde sagen: »Nein, ich muß bald wieder zurück.« Sie schaute auf. Lien stand auf den Stufen der Veranda, ruhig und würdig, nur um deutlich zu machen, daß sie ihre Gefühle unter Kontrolle hatte, daß sie älter war, stärker, und Janinas Herz lief beinahe über vor Stolz.
    »Mama«, rief Lien von der Veranda, »du hast wieder vergessen, deinen Blinker auszuschalten.«
     
    Vincent Radebe schloß vorsichtig die Tür des Verhörzimmers hinter sich. Er konnte das Schluchzen nicht mehr länger ertragen.
    Er wußte, daß er die falsche Entscheidung getroffen hatte. |258| Das war ihm dort drinnen klargeworden, als sie ihr Gesicht an seine Knie preßte. Sie war bloß eine Mutter, sie hatte mit diesem Spiel nichts zu tun, sie wollte nur eines: bei ihrem Kind sein.
    Er blieb eine Sekunde still stehen, um seine Gefühle zu analysieren, weil sie neu und ihm unbekannt waren, und dann verstand er, was geschehen war. Der Kreis hatte sich geschlossen – er war schließlich zu dem geworden, was er nicht sein wollte, und ihm wurde klar, daß er hier raus mußte, er mußte diese Arbeit aufgeben. Er wollte sie nicht mehr tun. Vielleicht konnte er sie auch nicht tun. Sein Ideal war gewesen, seinem Land zu dienen, dieser neuen, noch so zarten Demokratie, sie aufzupäppeln und aufzubauen, sie nicht zu zerbrechen. Doch was tat er jetzt? Er entschied sich, seine Kündigung zu schreiben und Janina Mentz in die Hand zu drücken, seine Sachen zu packen und zu gehen. Er wartete auf die Erleichterung darüber, aber sie blieb aus. Er ging zur Treppe, den Kopf voll Dunkelheit.
    Später würde er sich fragen, ob es sein Unterbewußtsein war, das dafür gesorgt hatte, daß er die Tür nicht abschloß.
    Später würde er noch einmal durchspielen, wie er den Raum verließ, und jedesmal drehte er den Schlüssel.
     
    Captain Tiger Mazibuko steckte die Lappen und das Waffenöl in die olivgrüne Leinentasche und erhob sich. Er ging entschlossen hinüber zu Little Joe, Zongu und Da Costa. Er hatte immer noch ein schlechtes Gewissen, weil er Moroka angeschrien hatte.
    »Wollt Ihr was erleben?« fragte er.
    Sie schauten zu ihm auf, sie nickten erwartungsvoll.
    »Wie viele von uns brauchen wir für vierzig Hell’s Angels?« fragte er.
    Da Costa verstand sofort und lachte.
    »Nur ein oder zwei«, sagte Little Joe und wartete auf Zustimmung.
    |259| »Nehmen Sie alle von Alpha, Captain«, sagte Zongu. »Wir haben es verdient.«
    »Genau«, sagte Mazibuko. »Macht keine große Sache daraus. Holt die Männer still zusammen.«
    In diesem Augenblick hörte er jemand heranrennen und wandte sich

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