Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
um. Es war der Soldat mit der Brille, der Laufbursche des Colonels.
    »Captain, der Colonel …«, sagte er atemlos.
    »Was jetzt? Leute auf Hondas?«
    »Nein, Captain, es ist Mpayipheli.«
    Mazibuko stand sofort unter Strom. »Was?«
    »Der Colonel wird es Ihnen …«
    Er packte den Soldaten am Hemd. »Du sagst es mir jetzt.«
    Der Blick ängstlich hinter der Brille, die Stimme zitternd. »Sie wissen, wo er ist.«

28
    Er erkannte die Symptome, sein Puls stieg stetig an, dazu das sanfte Glimmen der Hitze, der feine Schweiß auf Handflächen und Stirn, der leichte Schwindel in einem Hirn, das nicht mit dem Überangebot an Sauerstoff fertig werden konnte. Er reagierte gewohnheitsmäßig, atmete tief ein, behielt alles unter Kontrolle. Er hielt an der ersten Tankstelle an der Hauptstraße in Petrusburg und schaute zu, wie zwei Männer auf ihrer F 650 GS davonfuhren. Er rollte vor zur Säule; sein Motor lief noch, als der Tankwart sagte: »Ist das zu glauben, schwarz wie ich.«
    Thobela reagierte nicht.
    »Weißt du, wofür B-M-W steht?« fragte der Tankwart, ein junger Schwarzer von vielleicht achtzehn oder neunzehn Jahren.
    »Wofür?«
    »
Bankrot maar windgat
, sagen die Buren. Bankrott mit Wahnsinn.«
    Er bemühte sich zu lachen, schaltete den Motor aus.
    |260| »Voll?«
    »Bitte.« Er schloß den Tankdeckel auf.
    »Was werdet ihr tun, wenn ihr den Xhosa-Biker gefunden habt?»fragte der Tankwart auf Tswana, als er seinen elektronischen Schlüssel in die Tanksäule einschob. Die Zahlen verwandelten sich in schwarze Nullen.
    »Wie bitte?«
    »Ihr seid doch bloß im Weg. Der Mann braucht freie Bahn.«
    »Der Xhosa-Biker«, wiederholte Thobela, und langsam dämmerte es ihm. Er beobachtete die übereinanderpurzelnden Zahlen an der Tanksäule.
    Schließlich fragte der Tankwart: »Wo kommst du her?«
    Die Tanksäule zeigte neunzehn Liter an, das Benzin lief immer weiter.
    »Vom Kap.«
    »Vom Kap?«
    »Ich bin der Xhosa-Biker«, sagte er aus einer Laune heraus.
    »Das träumst du wohl, Bruder.« Einundzwanzig Liter, der Tank war voll. »Der richtige Biker ist in Kimberley, und sie werden ihn nie kriegen. Und weißt du was? Ich wünsche ihm alles Gute, denn es ist höchste Zeit, daß jemand mal mit der ganzen Gier aufräumt.«
    »Ach?«
    »Man muß ja kein Atomphysiker sein, um sich zu denken, was er hat. Die Nummern der Schweizer Bankkonten der Regierung. Vielleicht hebt er das Geld ab und verteilt es an das Volk. Das wäre doch mal toll. Du schuldest mir 74,65 Rand.«
    Thobela Mpayipheli reichte ihm das Geld. »Wo ist die Straßensperre?«
    »Es gibt zwei, aber die BMWs dürfen durch. Wäre besser, wenn nicht, denn ihr werdet bloß im Weg sein.«
    Thobela steckte seine Geldbörse weg und schloß die Gepäcktasche ab. »Wo?« Seine Stimme war ernst geworden.
    |261| Der Mann kniff die Augen zusammen. »Raus nach Kimberley. Links an der großen Kreuzung.« Er deutete die Straße entlang.
    »Und die andere?«
    »Auf dem Kiesweg nach Paardeberg. Weiter weg, hinter der Genossenschaft nach links.«
    »Und wenn ich nach Boshof will?«
    »Wie heißt du?« fragte der Mann auf Xhosa.
    »Nelson Mandela.«
    Der Tankwart schaute ihn an, und dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. »Ich weiß, was du vorhast.«
    »Was?«
    »Du willst auf ihn vor Kimberley warten.«
    »Du bist wirklich zu gerissen für mich.«
    »Nach Boshof geht’s geradeaus über Poplar Grove, ungefähr zwanzig Kilometer, dann links über den Modder, und an der nächsten Brücke wieder rechts.«
    »Was ist der Modder?«
    »Mann, der Modder River.«
    »Danke.« Thobela hatte den Helm aufgesetzt und schob nun die Finger in den Handschuh.
    »Wenn du ihn triffst, sag ihm: ›
Sharp, sharp.
‹«
    »
Sharpzinto, muhle, stereke
.« Er fuhr los.
    »Du sprichst unsere Sprache, mein Bruder, du sprichst unsere Sprache«, hörte er den Tankwart ihm nachrufen.
     
    Miriam Nzululwazi kniete neben dem Sessel im Verhörzimmer und weinte. Die Angst war zu groß geworden, das Gewicht der Wände war zu drückend, so daß sie aus dem Sessel glitt; sie hatte die Augen geschlossen, damit sie nicht sehen konnte, wie sie näher kamen, die Erinnerung an die Zelle am Caledon Square spukte in ihrem Kopf. Die Angst war zu groß geworden, und mit ihr kam die Erkenntnis, daß Pakamile warten und warten würde, darauf, daß seine Mutter ihn abholte, aber zum ersten Mal würde er vergebens warten, denn sie kam niemals zu spät, in sechs Jahren war sie immer |262| da gewesen, um ihn

Weitere Kostenlose Bücher