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Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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Wettlauf, und er schlug mich im Schwertkampf. “
    „Typisch für meinen Bruder ... “ Als Comyn die Ereignisse jenes Tages schilderte, entschied Ross, dass er an dieser Küste endlich einen Mann gefunden hatte, in dessen Gesellschaft er sich wohlfühlte. Sicher konnte er Lady Marys Vetter befragen und ehrliche Antworten erwarten. „Wo wart Ihr, als Lion starb?“
    „Bedauerlicherweise in Shurr More. Ah ..." Comyn grinste spöttisch. „Da ist ja unsere kleine Braut.“
    Obwohl Ross sich gelobt hatte, gelassen zu bleiben, fuhr er herum, und sein Herz hämmerte schmerzhaft gegen die Rippen. Verschwunden war das mutwillige, kühne Mädchen mit den blonden Zöpfen, das sein nächtliches Abenteuer geteilt hatte. Eine atemberaubende Schönheit stand vor ihm. Er hatte sich gefragt, wie sie mit offenem Haar aussehen würde. Nun wusste er es. Goldene Wellen fielen auf ihren Rücken hinab. Nur an den Schläfen waren zwei dünne Strähnen geflochten, am Hinterkopf von einer Spange zusammengefasst, die das Haar aus dem Gesicht hielten. So wurden die hohen Wangenknochen betont, das zierliche Kinn, der schlanke Hals. Das schlichte rote Kleid schmiegte sich eng an ihre Brüste, und als Ross beobachtete, wie sie sich hoben und senkten, von schnellen Atemzügen bewegt, wurde sein Mund trocken. Aber er würde dieser verführerischen Herausforderung widerstehen.

Sie stieg auf das Podium, stellte eine Silberplatte auf den Tisch, die mit einem Tuch bedeckt war, und da sah Ross, dass sie ihren linken Fuß ein wenig nachzog. Offenbar hatte sie sich verletzt, als sie ihm in der vergangenen Nacht zu Hilfe gekommen war.
    Unwillig runzelte sie die Stirn. „Was machst du hier, Comyn?“
    „Ich möchte an deiner Hochzeitsfeier teilnehmen“, entgegnete er lächelnd und erhob sich, um sie zu begrüßen.
    „In dieser Burg bist du nicht erwünscht.“ Sonnenlicht glänzte in ihrem Haar und passte zum Feuer, das aus ihren Augen sprühte.
    „Meg!“, tadelte ihre Mutter. „Entschuldige dich sofort!“
    „Schon gut, Cousine Mary.“ Beschwichtigend hob Comyn seine Hand. „Im Lauf der Jahre habe ich mich an Megans scharfe Zunge gewöhnt.“
    Erstaunt blickte Ross von Megans geröteten Wangen zu Comyns verkrampften Lippen. Warum hatte sie sich mit so einem liebenswürdigen Mann verfeindet?
    „Aber ich werde mich nie mit deiner Tücke abfinden!“, fauchte sie.
    Neugierig starrten die anderen Männer das zornige Mädchen an. Nur Lord Nigel interessierte sich nicht für die Szene, sondern attackierte sein Brathuhn, als hätte er Angst, es könnte davonfliegen.
    „Vorsicht! mahnte Comyn. „In so nachsichtiger Stimmung wirst du mich nicht immer antreffen.“
    Megan würdigte ihn keiner Antwort und wandte sich schließlich zu Ross. „Es tut mir leid, dass ich nicht hier war, als Ihr in die Halle kamt. Aber das habe ich eigens für Euch zubereitet.“ Sie zog das Tuch von der Silberplatte und schob sie zu ihm hinüber.
    Der Geruch von Meerwasser stieg ihm in die Nase, und er würgte beinahe. „Fisch“, sagte er mit schwacher Stimme.
    „Gebackener Stör, erst gestern gefangen. Meine Lieblingsspeise. Ich dachte ...“
    Mühsam schluckte Ross und griff nach seinem Weinbecher.
    „Fühlt Ihr Euch nicht wohl?“, fragte sie.
    „Wenn man nicht am Meer aufgewachsen ist, hat man vermutlich so früh am Morgen keinen Appetit auf Fisch“, bemerkte Comyn und schob die Silberplatte zu Lord Nigel hinüber, der sich begierig auf den Stör stürzte.
    Erleichtert seufzte Ross auf. „Danke, Comyn.“
    Megan starrte ihn gekränkt an. „Ich bin eigens so zeitig aufgestanden, um diesen Fisch für Euch zuzubereiten.“
    „Zum Frühmahl esse ich nur Käse und Brot“, entgegnete er kühl.
    „Wie Ihr wollt.“ Erbost warf sie ein Stück Brot vor ihn auf den Tisch, und ihr Arm stieß den Becher um. Wein ergoss sich auf Ross’ Knie.
    Aufgeregt befahl Lady Mary ihren Dienerinnen, Tücher zu bringen, und Davey erbot sich, frische Kleidung zu holen.
    Wortlos schüttelte Ross den Kopf und musterte Megan, die betreten den Blick senkte.
    „Entschuldige dich, Kind! befahl ihre Mutter.
    „Tut mir leid“, flüsterte sie.
    „Schon gut“, erwiderte er.
    Als sie neben ihm Platz nahm, sah er ihren Mundwinkel zucken. Offenbar konnte sie ihren Lachreiz nur mühsam bezähmen. Diese kleine Hexe ... „Habt Ihr das absichtlich getan?“, zischte er.
    „Nein, es war ein Versehen“, erwiderte sie leise. „Aber Ihr hättet Euch sehen sollen - pompös wie ein Bischof

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