Das Herz des Loewen
„Anscheinend habe ich keine Wahl.“
„Traust du mir immer noch nicht? Tat ich dir jemals etwas zuleide?“
Ross hob die dunklen Brauen. „Und die Sandflöhe?“
„Das war doch nicht so schlimm, nur ein dummer kleiner Streich.“
Wie der Kuss, der seine Begierde entfacht hatte ... Nur mühsam widerstand er der Versuchung, ihr noch einmal den lächelnden Mund zu verschließen. Verdammt, viel zu schnell verlor er den Kampf gegen Megans verführerische Reize.
Als sie zum Bett eilte und den Korb holte, bemerkte er, dass sie hinkte. „Schmerzt dein Bein immer noch?“
Langsam drehte sie sich um, den Blick gesenkt. „Aye.“
„Tut mir leid. Wärst du mir letzte Nacht nicht zur Hilfe gekommen, müsstest du dich jetzt nicht damit herumplagen. Hat jemand nach deinem Fuß gesehen?“
„Machst du dir etwa Sorgen um mich?“
Natürlich nicht. Warum sollte er sich um seine Feindin sorgen? Statt zu antworten, erinnerte er sie: „Ich dachte, du wolltest meine Schulter verbinden.“
„Natürlich.“ Sie ergriff den Korb und kehrte zu Ross zu-rück. Jetzt hinkte sie nur ein klein wenig. Ihre Augen strahlten vor Eifer, ihr Lächeln erschien ihm wie berauschender Mohnsaft und genauso gefährlich.
Während Megan die Wunde säuberte, bemerkte sie: „Wir beide haben viel gemeinsam, findest du nicht? Wir schätzen unsere Familien und die Ehre, und jeder von uns hat einen geliebten Menschen verloren ... “
„Wir sind grundverschieden“, unterbrach er sie in kühlem Ton, um das erregende Gefühl in seiner Brust zu verdrängen. Zum Teufel mit seiner Schwäche! Megan Sutherland jagte ihm Angst ein wie nichts zuvor in seinem Leben, denn die Sehnsucht nach ihr hing plötzlich nicht mehr mit reiner Fleischeslust zusammen.
„Gewiss, ich bin nicht so tapfer wie du ...“
„Ha!“, rief er, obwohl er sich gelobt hatte, Gleichmut zu zeigen. „Nach der letzten Nacht würde ich sagen, dein Mut grenzt an Tollkühnheit.“
Oh nein, ich bin nicht mutig, dachte sie traurig. Sonst hätte ich keine Angst vor Pferden, wäre mit Siusan geritten oder zumindest davongeschlichen, um sie zu besuchen. „Meine Kühnheit kann sich nicht mit deiner messen. Du bist so wacker und stark wie die Helden in den Legenden.“
Als er sie kichern hörte, umspielte ein schwaches Lächeln seine Mundwinkel und milderte seine strengen Züge. „Ah, du hänselst mich schon wieder. “ So musste er als Junge ausgesehen haben, glücklich und unbeschwert. Könnte sie ihm doch helfen, die Stimmung jener Zeiten zurückzugewinnen ... „Nun, ich mache gern Spaß. Einer meiner Fehler ...“
„Du hast ganz andere Fehler - dein hitziges Temperament und deinen Eigensinn. Diese Hänselei finde ich ganz unterhaltsam - manchmal“, fügte er hastig hinzu.
„Ich bin eigensinnig? Ich halte mich eher für entschlossen.“ Entschlossen, ihn zu heiraten, seine Liebe zu erringen ... „Vor allem bin ich fest entschlossen, dich von der Ehrbarkeit unseres Clans zu überzeugen. Wollen wir in den Ort gehen und sehen, was in diesem Lager verwahrt wird?“
„Das wäre viel zu leichtsinnig ...“
„Meine Leute würden mir den Zugang nicht verweigern.“ „Und wenn uns die Männer auflauern, die uns gestern an-gegriffen haben? Wenn sie das Lager bewachen?“
Megans Atem stockte. „Natürlich! Die Seeleute von der Hawk sind an allem schuld. Wir müssen sie dingfest machen! “ Sie sprang auf und eilte zur Tür.
„Warte! Und meine Schulter?“
Zerknirscht kehrte sie zurück. Ihre Impulsivität erinnerte ihn an seinen Vater - und an Lion. Wie schmerzlich er um seinen Bruder trauerte ... Plötzlich wünschte er, es wäre nicht der Laird von Sutherland, der ihn getötet hatte. Um Megans willen hoffte er, schurkische Fremde der Tat zu überführen, zum Beispiel die Seemänner der Hawk.
Welch ein seltsamer Wunsch - ein weiterer Beweis, dass er den Reizen dieses Mädchens zusehends verfiel...
7. KAPITEL
„Schau nicht so drein, als würdest du erwarten, jeden Augenblick könnte dich ein Feind mit gezücktem Schwert ansprin-gen“, zischte Megan, während sie Ross eine Stunde später auf einem scheinbar ziellosen Spaziergang durch das Dorf führte.
„Genau das ist gestern Nacht geschehen“, erinnerte er sie.
„Aber du machst dich verdächtig.“ Ihre kleine Hand lag auf seinem Unterarm, nach höfischer Sitte. Aber im Gegensatz zu den Damen bei Hofe waren ihre Hände nicht zart und lilienweiß. Ihre Finger waren gebräunt, sogar ein bisschen rau, und ihr grünes
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