Das Herz des Loewen
unbehagliche Gefühl nicht abschütteln, Ross hätte irgendetwas herausgefunden.
Archie war wütend gewesen und hatte aufgeregt die Hände gerungen. „Wir müssen ihn loswerden!“
„Natürlich!“, hatte Comyn gespottet. „Und dann fallen Lionel Carmichael und König David über uns her. Nein, wir warten ab und stellen fest, wie viel er weiß.“
Nun spielte er mit Ross Schach, um ihn auszuhorchen und zu beobachten. Bis jetzt hatte er nicht viel in Erfahrung gebracht - nur dass sein Gegner vorsichtig, aber gefährlich taktierte. „Wenn Eammon Euer Feind ist, warum habt Ihr Euch dann bereit erklärt, Megan zu heiraten?“
„Damit der König meinen Clan nicht mit Acht und Bann belegt.“
Wie edel .„. Höhnisch kräuselte Comyn die Lippen. Nun, Ross konnte es sich leisten, eine edle Gesinnung zu zeigen. Er war nicht verwaist und auf die Barmherzigkeit anderer angewiesen, sondern er würde die ausgedehnten Ländereien seines Vaters erben. Und er liebte nicht die jüngere Schwester seiner Verlobten. „Megan wird Euch Ärger machen.“
„Leider ist eine scharfe Zunge kein stichhaltiger Grund,
eine Braut zurückzuweisen.“
Nein, aber ihr lahmes Bein, hätte Comyn beinahe erwidert, doch dann hielt er sich zurück. Einerseits wünschte er, Ross und Megan würden heiraten und aus Curthill verschwinden, andererseits wäre es vergnüglich, die Hochzeitspläne des Mädchens zu vereiteln. Auf diese Weise könnte er Megan heimzahlen, dass sie ihm verheimlichte, wo Siusan untergetaucht war.
Natürlich hatte er schon Rache geübt. Tagtäglich erfreute er sich an ihrem verkrüppelten Bein, an der Entfremdung zwischen Eammon und der Tochter, unter der sie so schmerzlich litt. Ohne es zu ahnen, mussten sie alle teuer bezahlen, weil sie Comyn einen Strich durch die Rechnung gemacht hatten. Eammon war nicht bereit gewesen, die MacKays zu bekämpfen und das MacDonell-Erbe zu bewahren. Und Lady Mary hatte Megans Leben gerettet, statt sie sterben zu lassen - nach dem von Comyn verursachten Unfall, der nicht nur Ewan, sondern auch das Mädchen aus dem Weg räumen sollte. Dann wäre Siusan die einzige Erbin des Lairds gewesen.
Die Rache erschien ihm umso süßer, weil sie nicht wussten, dass sie seine Opfer waren. Nur Siusan hatte sich dem Netz seiner Intrigen entzogen.
„Stimmt etwas nicht, MacDonell?“, fragte Ross und runzelte die Stirn.
Sofort konzentrierte sich Comyn wieder auf das Spiel. „Ich habe nur über meinen nächsten Schachzug nachgedacht.“ Und das stimmte. Wie sollte er herausfinden, wie viel Ross über die Lagerhütte wusste? Während er dem Gegner einen Bauern wegnahm, eilte ein Mann aus Ross’ Gefolge in die Halle.
„Herr, Mistress Megan ist zu ihrem Vater hinaufgegangen!“
Ross wandte sich zum Kamin und sah den leeren Stuhl. „Verdammt!“ Erbost sprang er auf und rannte hinaus. Seine beiden Gefolgsleute, die vor der Tür Wache gehalten hatten, folgten ihm.
Zum Teufel mit Megan ... Auch Comyn stürmte hinterher, denn er fürchtete um die Früchte seiner jahrelangen Arbeit. „Eammon wird sie sicher nicht empfangen!“, rief er. „Immerhin hat er Felis eingeschärft, Mistress Megan und Lady Mary den Zugang zu den Gemächern des Lairds entschieden zu verwehren.“ Rasch durchquerten sie die Vorhalle, an deren Wänden die Schilde längst verstorbener Sutherlands hingen, und liefen die steinernen Stufen zum Turm hinauf.
Als Megan sie erblickte, rief sie empört: „Aus dem Weg! Ihr habt kein Recht, mich aufzuhalten.“
Dicht auf Ross’ Fersen folgte Comyn, der sich einem seiner eigenen Söldner und zwei Carmichael-Kriegern gegenübersah.
„Aber ich habe das Recht, Megan!“, stieß Ross hervor, die Hände in die Hüften gestemmt.
Sie ließ sich indes nicht beirren. „Gebt den Weg frei!“ „Nein!“ Obwohl seine Augen Feuer zu sprühen schienen, sprach Ross in ruhigem Ton. „Ich dachte, wir hätten vereinbart, die Dinge auf meine Weise zu erledigen. “
„Ich tue, was ich tun muss, um meinen Clan zu retten“, erwiderte sie, und in diesem Augenblick wusste Comyn Bescheid. Sie hatten seine Schatzhöhle gefunden und seine Machenschaften durchschaut.
Wütend ballte Ross die Hände. „Wie dumm und kindisch du bist. Sei froh, dass wir noch nicht verheiratet sind. Sonst würde ich dich züchtigen zur Strafe für deine Frechheit.“ Kaum merklich zuckte Megan zusammen, dann hob sie herausfordernd den Kopf. „Du wirst mich nicht anrühren. Nicht jetzt - nicht vor der Hochzeit. Und
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