Das Herz des Loewen
so weit es die Fesseln gestatteten. Obwohl ihr seine Qualen in der Seele wehtaten, zauderte Megan nicht, hielt ihm die Nase zu, sodass er den Mund öffnen musste, und flößte i hm den Kräutertrank ein. Er würgte, schluckte und starrte sie wütend an.
„Chrissy, halt ihm die Schüssel an den Mund. Und Ihr, Davey, müsst seinen Kopf heben, wenn er sich übergibt.“
„Wird ihn das retten?“, fragte der Knappe besorgt.
Megan seufzte. „Hoffentlich. Hätte ich ihn noch früher behandelt, stünden seine Aussichten besser. Nun, wir tun, was wir können. Alles Weitere überlassen wir dem Allmächtigen.“
Glücklicherweise übten die Kräuter sehr schnell ihre Wirkung aus.
„Hexe!“, ächzte Ross wieder, nachdem er sich erbrochen hatte. Völlig geschwächt lag er da und schaute sie mit geröteten Augen an. „Das verzeihe ich dir niemals!“ Seine Lider flatterten und schlossen sich, dann schien er einzuschlafen.
„Und wenn ich dich verliere, werde ich mir selbst nicht vergeben. Schnell, jetzt braucht er die Mistelarznei. Sie wird seinem Herzen helfen, kraftvoll zu schlagen, wenn die Krämpfe wieder beginnen.“
„Wieso wisst Ihr so viel über dieses Gift?“, fragte Andrew. „Wenn man es in kleinen Mengen verabreicht, ist es kein Gift“, erklärte Chrissy. „Damit kann man die Gicht behandeln oder sich eines unerwünschten Kindes entledigen. Manchmal schluckt eine Frau zu viel davon. Vor einem Jahr trank eine unserer Mägde einen Sud aus Herbstzeitlosen. Als Megan und ich an ihr Krankenlager gerufen wurden, war es zu spät.“ Angstvoll blickte Owain auf Ross hinab. „Und unser Herr?“ „In ein paar Stunden werden wir wissen, ob er gerettet ist“, antwortete Megan leise. Lange, grauenvolle Stunden voller Leid ... Mühsam widerstand sie der Versuchung, Ross das schweißnasse Haar aus der Stirn zu streichen. Sie wollte seinen Schlaf nicht stören. „Ich fürchte diese äußere Ruhe täuscht uns über seine Krämpfe und seine Atembeschwerden hinweg. Bevor das Gift seinen Körper ganz verlässt, wird er sogar fiebern.“ Wenn er nicht daran stirbt, dachte sie verzweifelt.
Rhiannon. Schöne Rhiannon. Sie tanzte in den Schatten, außerhalb seiner Reichweite, reizte ihn mit ihrem nackten Körper, der nur von ihrem knielangen, wirbelnden schwarzen Haar bedeckt wurde.
Vor Verlangen wurde sein Mund trocken, und die Begierde durchfuhr seinen Unterleib so schmerzhaft wie ein Schwertstreich. „Rhiannon, komm zu mir, meine Liebste!“, bat er heiser. „Ich brauche dich wie nie zuvor. “
Lachend wich sie ihm aus. „Fang mich doch, und ich werde alle deine Wünsche erfüllen. “
Oh ja, er brauchte sie so dringend, dass er kaum atmen konnte. Sein Magen krampfte sich zusammen, durch seine Adern schien flüssiges Feuer zu strömen. Ein Feuer, dass nur
Rhiannon zu löschen vermochte. „Ich sterbe - ohne dich sterbe ich stöhnte er und wollte zu ihr laufen, aber seine Arme und Beine waren gefesselt. Verbissen kämpfte er gegen die Macht, die ihn festhielt. „Verdammt, lasst mich zu ihr! Rhiannon!“
„ Sie ist böse “, wisperte jemand. Owains Stimme. „ Und sie will Euch nur verführen, um Euch an die Männer ihres Vaters zu verraten. “
„Nein!“ Aber die Warnung dröhnte in Ross’Kopf.
„Narr!“ Rhiannons dunkle, verführerische Augen schimmerten eiskalt. „Es ist schon geschehen. Sieh doch!“
Im wallenden grauen Nebel sah er die Männer, die mit ihm geritten waren, in die Falle tappen, die Rhiannons Vater ihnen gestellt hatte. Überall floss Blut, die Ritter starben, schrill wieherten die Pferde. Hundert Leichen. Und das alles nur, weil er dieser Frau vertraut hatte. Hundert Tote lasteten auf seinem Gewissen.
„Hexe! Mörderische Hexe!“ Wütend stemmte er sich gegen die Fesseln. Jetzt war es Hass, der sein Blut erhitzte, nicht mehr Leidenschaft. Doch die Bande waren stärker als sein Wille, als sein Abscheu. „Ich werde dich töten. “
Rhiannons leises, spöttisches Gelächter umschwebte ihn wie der Nebel. „Nein, du bist zu schwach und gefühlvoll, um eine Frau zu töten. “
„Nein! “ Ihr Bild verblasste, verschwand in den grauen Schwaden, verdrängt von einem anderen Gesicht, das er liebte. „Komm mit mir ins Hochland, zu meiner Hochzeit. “
Lion!
„Geh nicht!“, flehte Ross. Angst um seinen Bruder verscheuchte den Zorn über Rhiannons Betrug. „Die Sutherlands werden dich ermorden. “
„Nein. Ich heirate Siusan mit oder ohne Eammons Erlaubnis. Sie ist alles, was
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