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Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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war.
    „Wir sind nur mit knapper Not entronnen, aber es hat sich gelohnt“, erklärte Ross. Während sie die heftig bewegten Wellen des Hafenbeckens durchquerten, erzählte er dem Waliser von seinem Fund. „Zu schade, dass der Kapitän tot
    ist. Ich hätte ihn als Zeugen gebraucht.“
    „Besser er als Ihr“, entgegnete Owain.
    „Ja, da habt Ihr wohl recht.“ Sobald das Boot am Sandstrand lag, erhoben sich Giles und zwanzig Männer zwischen den Felsen. „Wir hörten das Geschrei an Bord der Hawk und befürchteten das Schlimmste“, berichtete der junge Ritter.
    „Wir sind nur ein bisschen nass geworden, sonst ist uns nichts zugestoßen.“ Ein wildes Triumphgefühl betäubte den Schmerz in Ross’ Schulter. Er befahl Giles und Andrew, die Lagerhütte in ihre Gewalt zu bringen und die Piraten festzunehmen. „Lord Nigel soll sie verhören.“
    Mit Owain, Davey und zehn anderen Männern kehrte er in die Burg zurück. Während sie durch die Halle eilten, widerstand er nur mühsam der Versuchung, zu tanzen und den rußgeschwärzten Deckenbalken zuzurufen, welchen Erfolg er erzielt hatte. Aber den würde er erst feiern, wenn Lord Nigel das Beweismaterial in Händen hielt.
    „Was hat der Bräutigam hier unten verloren! “, rief der noch immer zechende Lord, der neben dem erkalteten Kamin saß und dem Neuankömmling zuprostete.
    Ross ging zu ihm, stieg über verstreute Becher und schnarchende Gestalten hinweg. „Mylord, ich muss Euch etwas Wichtiges zeigen.“
    „Offenbar ist es mir in dieser Nacht beschieden, junge Spunde zu ertappen, die sich draußen herumgetrieben haben.“ Er zeigte auf Comyn, der ihm gegenübersaß.
    „Leider bringe ich Euch schlimme Neuigkeiten, Mylord. Ich fürchte, Laird Eammon ist ein Pirat, ein Schmuggler und Mörder.“
    „Was!“, riefen Comyn und Lord Nigel wie aus einem Mund. „Dafür habe ich Beweise.“ Ross erbrach das Wachssiegel, zog die Pergamente aus der Lederhülle und hielt sie unter die rote Nase des königlichen Onkels. „Die Frachtpapiere und Logbücher dreier Schiffe, die von der Hawk versenkt wurden. Jetzt sitzt sie hier im Hafen fest.“
    Der alte Mann riss die roten Augen auf. „Wenn das stimmt, so ist das eine schwerwiegende Anklage. Morgen wecken wir Pater Simon, der soll das alles entziffern.“
    „Nein!“ Ross packte Seine Lordschaft am Arm. „Wenn wir warten, fliehen die Bastarde. Meine Männer nehmen gerade die Verbrecher fest, die sich im Dorf aufhalten. Wenn sie die verhören ... “ Comyn stieß einen halb erstickten Laut hervor, und Ross wandte sich zu ihm. „Natürlich bedaure ich, dass ich Euch diesen Kummer bereiten muss. Eammon hat Euch praktisch aufgezogen, aber die Gerechtigkeit muss siegen.“ „Ja - gewiss.“ Comyn erhob sich, und Ross sah, dass der Mann Reitkleidung trug, eine raue Wolltunika und ein Kettenhemd.
    „Wo wart Ihr zu dieser späten Stunde?“
    „Nichts liebt ein Hochländer mehr, als nachts über die Berge zu reiten.“
    Wenn sich ein eisiger Sturm zusammenbraute? Welch ein seltsames Volk ... „Jetzt werde ich Lord Eammon zur Rede stellen“, verkündete Ross. „Ich darf keine Zeit verlieren. Womöglich hat er schon von meinem Besuch an Bord der Hawk erfahren und versucht zu fliehen. Mylord, ich würde es begrüßen, wenn Ihr mich begleiten könntet.“
    „Also gut.“ Der alte Mann rüttelte den Knappen wach, der neben seinem Stuhl am Boden kauerte und döste. „Stützt mich, sonst schaff ich’s vielleicht nicht.“
    An Ross’ Seite verließ auch Comyn die Halle. „Ich komme mit. Meine Anwesenheit wird dem Laird in dieser schlimmen Stunde ein wenig helfen.“ In seinen hellen Augen glitzerte eine sonderbare Mischung aus Angst und Entschlossenheit.
    „Ihr seid viel freundlicher, als er es verdient“, erwiderte Ross, aber er verstand Comyns loyale Gefühle. Seine Erregung wuchs, während sie den dunklen Hof durchquerten und die Turmtreppe hinaufstiegen, zur abgeschiedenen Residenz des Lairds. Jetzt war der große Augenblick gekommen, wo er dem Mann gegenübertreten würde, der Lions Tod befohlen hatte.
    „Die Tür ist nicht versperrt“, wisperte Owain.
    Als Ross nickte, stieß der Waliser die eisenbeschlagene Tür zum Gemach des Lairds auf und schlüpfte hindurch. Behände huschten zwei seiner Landsleute hinter ihm her.
    Auch Ross folgte ihnen. Sein Herz schlug wie rasend. Trotz der frühen Morgenstunde brannten immer noch zwei Kerzen in Wandleuchtern aus Messing, das Kaminfeuer loderte hell empor. Der Raum war

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