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Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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- entweder an die ursprünglichen Auftraggeber oder an andere arglose Edelleute in London.
    Heiße Wut stieg in Ross auf. Es war schon schlimm genug, dass Eammon stahl und mordete, aber er ließ auch noch seinen eigenen Clan verkommen. Noch immer sah Curthill wie ein armseliges Fischerdorf aus, mit baufälligen Häusern, von hart arbeitenden Menschen bewohnt, während der Laird mit seiner Hure im Überfluss lebte. Und damit Eammons Geschäfte weiterhin geheim blieben, hatte Lion sterben müssen. Aber nun würde die Wahrheit ans Licht kommen.
    Ross zog eine wasserfeste Lederhülle unter seinem Umhang hervor, die er an einer Halsschnur trug, und füllte sie mit Beweismaterial. „All diese toten Seemänner sollen gerächt werden“, murmelte er und versiegelte den Verschluss der Hülle mit Kerzenwachs. Dann verstaute er die Schatulle. Und keinen Augenblick zu früh, denn schwere Schritte polterten die Treppe zur Kabine hinauf. Blitzschnell löschte Ross die Kerze, ehe die Tür aufflog. „Was zum Teufel ist hier los!“, fragte eine heisere Stimme, und eine riesenhafte Gestalt stürzte sich auf ihn. „Ich werde Euch lehren Bardolph Douglas zu bestehlen!“
    Eisenharte Finger schlossen sich um die Kehle des Eindringlings und schüttelten ihn. Ross rang nach Atem, während er nach seinem Angreifer zu treten versuchte. Aber die kraftvollen Finger drückten immer fester zu. Sein Hals schmerzte, seine Lungen brannten, schwarzes Nichts begann sich vor ihm aufzutun ...
    Plötzlich schrie Douglas auf, ließ Ross los, der zu Boden sank, und taumelte umher. In seinem Rücken steckte Wats Dolch. Verzweifelt ruderte der Kapitän mit den Armen, dann fiel er vorn über und landete hart auf den hölzernen Bohlen.
    „Ich wollte ihn lebend haben“, ächzte Ross, rieb sich die schmerzende Kehle und stand schwankend auf.
    „Tut mit leid. Hätte ich ihn nicht erstochen, wärt Ihr jetzt tot.“
    „Vielen Dank. Aber ich hätte ihm ein Geständnis entlocken müssen.“
    „Aus diesem skrupellosen Kerl hättet Ihr nichts herausgekriegt.“ Wat zog seinen Dolch aus dem Rücken des Kapitäns, wischte die Klinge an dessen Tunika ab und schob sie wieder in seinen Stiefelschaft. „Jetzt müssen wir verschwinden. “
    „Aye.“ Ross schob die Lederhülle unter seinen Umhang. „Aber zuerst werde ich das Schiff unbrauchbar machen.“
    Während Watt wieder Wache hielt, schlich Ross die Treppe hinab und duckte sich unter das Achterkastell. Hier manövrierte der Steuermann, wenn die Hawk übers Meer segelte. Da sie derzeit vor Anker lag, war der Mann nicht auf seinem Posten, aber als Ross die. Taue durchschnitt, ging seine Glückssträhne zu Ende.
    „Jemand hat den Kapitän umgebracht! “, erscholl eine Stimme über ihm.
    „Achtung! Jemand ist an Bord gekommen!“, schrie ein anderer Seemann.
    Ross und Wat verschwendeten keine Zeit und rannten zum Schanzkleid.
    „Hoffentlich könnt Ihr schwimmen!“, stieß Ross hervor.
    „Ich werd’s eben lernen.“ Sie sprangen über Bord, tauchten in schwarze Wassertiefen hinab. Salzwasser brannte Ross in den Augen, in der Nase und der kaum verheilten Schulterwunde. Er biss die Zähne zusammen, strampelte mit aller Kraft und hoffte inständig, er würde nicht unter dem Schiff auftauchen.
    Als er endlich wieder die Nachtluft einatmete, schlug ein Arm nach ihm, und Ross packte Wat an der Tunika. Während er den Mann über Wasser hielt, keuchte er: „Wir müssen Owain und das Boot finden. “
    Wütende Rufe erschollen an Deck: „Da sind sie! Haltet sie auf!“
    „Oh nein, ich springe dort nicht runter. Nachts treiben sich schreckliche Dämonen im Meer herum.“
    Ross grinste. So ein abergläubischer Unsinn konnte manchmal sogar nützlich sein. Ehe die Seeleute ihre Angst überwinden konnten, ruderte Owain den Kahn zwischen das Schiff und die Schwimmer. „Gebt mir Eure Hand!“ Der Waliser zerrte sie ins Boot, legte sich wieder in die Riemen, und sobald Wat zu Atem gekommen war, ergriff er das andere Ruderpaar. Nun mussten sie sich dem Wind entgegenstemmen, und trotz ihrer verzweifelten Anstrengung kamen sie nur langsam voran. Schlimmer noch - das Geschrei der Schiffsbesatzung musste die Soldaten an der Küste alarmieren. Besorgt drehte Ross sich zur Hawk um, und entdeckte die Pfeile, die auf sie zuflogen.
    „Vorsicht!“ Rasch zerrte er einen Schild unter der Ruderbank hervor und hielt ihn über ihre Köpfe. Dreimal prallten Pfeilspitzen dagegen, bevor das winzige Boot aus der Schussweite gelangt

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