Das Herz des Loewen
ihr ebenso zu trauen. Der Schrei ihrer Erfüllung erschütterte ihn in tiefster Seele, und da unterwarf auch er sich einer Macht, die über die Grenzen der körperlichen Verschmelzung hinausging. Und so schenkte er dieser Frau, die ihn wieder empfinden und hoffen und träumen ließ, sein ganzes Herz.
Nachdem sie aus dem Himmel zur Erde zurückgekehrt waren, wollte er Megan von seinem Gewicht befreien, doch sie hielt ihn fest. „Eine Zeitlang will ich noch in deinen Armen liegen. Man sagt, wenn eine Frau sich nach der Liebe nicht bewegt, empfängt sie eher ein Kind.“
„Oh Gott, ich habe mich eben erst an die Ehe gewöhnt, und du möchtest mich schon zum Vater machen?“
Im schwachen Licht musterte sie seine gerunzelte Stirn. „Du wünschst dir doch Söhne.“
„Damit würde ich meinem Vater eine große Freude bereiten, was mir in diesem letzten Jahr nie gelungen ist.“
„Eigentlich müsste er stolz auf dich sein.“
Wie entschieden sie für ihn eintrat ... Lächelnd drehte er sich mit ihr zur Seite, ohne die Umarmung zu lockern, dann streichelte er ihren seidigen Rücken. „Er ist ein hartgesottener Krieger, der meine weniger kämpferischen Fähigkeiten nicht zu schätzen weiß.“
„Zum Beispiel Lesen und Rechnen?“
„Unter anderem.“ Der kühle Tonfall wies auf ein Geheimnis hin.
Nachdenklich starrte sie ins Halbdunkel. Lion hatte so liebe- und hochachtungsvoll von seinem Vater gesprochen und ihn geradezu verehrt. Welche Schwierigkeiten trennten Lionel Carmichael und seinen Zweitgeborenen? Wie konnte sie diese Kluft überbrücken?
„Schlaf jetzt, Meggie. Wir haben einen langen Ritt vor uns.“ Gehorsam schloss sie die Augen, blieb aber noch lange wach, während Ross’ gleichmäßige Atemzüge seinen tiefen Schlummer verrieten. Sie dachte über ihr neues Leben nach.
Der Mord an Lion stand nicht mehr zwischen ihnen, und sie müsste inneren Frieden finden, doch es gab immer noch ungelöste Probleme, Siusans Krankheit, den beklagenswerten Zustand ihres Vaters.
Der Gedanke an den armen Papa erinnerte sie an die rätselhaften Abschiedsworte ihrer Mutter. Welch ein Geheimnis mochte Lady Mary bewogen haben, den Blick abzuwenden und sich feige zu nennen? Plötzlich fröstelte Megan und schmiegte sich enger an ihren Gemahl.
„Wenn wir so weitermachen wie letzte Nacht, werden wir uns vor Kindern kaum retten können“, meinte Megan am nächsten Morgen beim Frühmahl. Heißhungrig verspeisten sie Hafermehlkekse und getrocknete Äpfel.
Ross wandte seinen Blick von ihrem strahlenden Gesicht ab, und es widerstrebte ihm, ihre Freude mit seinen Sorgen zu trüben. Viele Frauen starben im Kindbett. Nur zu gut erinnerte er sich an die Ängste seines Vaters, wann immer die Mutter niedergekommen war. Eben erst hatte er Megan für sich gewonnen, und in der nächsten Zeit wollte er das Eheleben ungestört genießen.
„Da wir gerade von Kindern reden“, fuhr sie fort, „Lucais erzählte mir, der kleine Kieran sei kerngesund und seine Lungen könnten mit den Blasebälgen eines Schmieds wetteifern.“
„Wie alt ist das Kind deiner Schwester?“
„Lions Sohn kam vor drei Monaten zur Welt.“
„Ja, ich verstehe schon.“ Aber er würde erst glauben, dass dieser kleine Kieran sein Neffe war, wenn er ihn mit eigenen Augen gesehen hatte.
Sie spürte seine Skepsis, erhob sich und hinkte zu ihm, um auf seinen Schoß zu sinken. „Glaub mir, Siusan war deinem Bruder treu ... “
„Dein Bein tut dir heute Morgen wieder weh.“
Sofort versteifte sie sich. „Nein, ich fühle mich sehr gut.“ Seufzend schüttelte er den Kopf. „Du kannst nicht jedes Mal die Haare aufstellen, wenn ich dein Bein erwähne.“ „Aber ich lasse mich nicht verhätscheln. Ich kann alles tun, was ich will...“
„Das weiß ich, denn du hast es oft genug bewiesen. Eins muss ich dir indes noch beibringen - dein Pferd zu kontrollieren, bevor ich dir wieder erlaube, allein zu reiten.“
„Den möchte ich sehen, der ein Pferd unter Kontrolle bringen kann, wenn es angeschossen wurde.“
„Was meinst du?“
„Jemand hat meine Stute mit einem Pfeil verwundet. “ „Unmöglich! In dieser dunklen Gewitternacht ... Das hast du dir sicher eingebildet.“
„Im Licht eines Blitzes konnte ich den Pfeilschaft, der aus ihrem Hals ragte, deutlich sehen.“
„Vielleicht war es ein Zweig.“
„Ein Zweig mit Federn?“ Empört verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Warum musst du ständig an meinen Worten zweifeln?“
„Ich
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