Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
Beobachter mit einem ausgeprägten Gespür für die Natur des Menschen und menschliches Verhalten ist es Ihnen doch auch sicher nicht entgangen, dass Ihre Frau seit Monaten mit einer anderen
in die Kiste steigt, während Sie den ganzen Tag mit Ihrem Kind zu Hause sind.«
Wie auf Knopfdruck wurde sein selbstgefälliger Gesichtsausdruck durch einen Ausdruck des Schocks, der Erniedrigung und gleichzeitig heißen Zorns ersetzt.
»Sie haben nicht das Recht, so etwas zu sagen.«
»Also bitte, Tom, Ihre erstaunliche Beobachtungsgabe hat Sie doch sicher auch in Ihrer eigenen kleinen Burg, in der ein Mann der König ist, nicht vollkommen verlassen. Sie wissen, was sie - im wahrsten Sinn des Wortes - treibt.«
»Halten Sie den Mund.«
»Das hat Sie sicher unglaublich getroffen.« Kopfschüttelnd stand Eve auf, schlenderte gemächlich um den Tisch, lehnte sich von hinten über seine Schulter und sprach ihm direkt ins Ohr. »Sie hat nicht einmal die Höflichkeit besessen, sich von einem anderen Kerl ficken zu lasen, während Sie zu Hause sitzen und die Mami für den Kleinen spielen. Was sagt das über Sie aus, Tom? Dass der Sex mit Ihnen so langweilig gewesen ist, dass sie mal gucken wollte, ob es mit einer Frau nicht interessanter ist? Spricht nicht gerade dafür, dass Sie gut bestückt sind, oder?«
»Ich habe gesagt, dass Sie den Mund halten sollen. Ich habe es nicht nötig, hier zu sitzen und mir einen derartigen Schwachsinn anzuhören.«
Er ballte die Fäuste, doch als er von seinem Stuhl sprang, drückte Eve ihn mühelos zurück. »Oh doch, das haben Sie. Ihre Frau hatte an dem Abend, bevor Jacie Wooton abgeschlachtet wurde, keinen geschäftlichen Termin. Sie war bei ihrer Geliebten, bei einer anderen Frau. Das wussten Sie, nicht wahr? Sie wissen
schon seit Langem, dass sie Sie betrügt. Was ist das für ein Gefühl? Was ist es für ein Gefühl zu wissen, dass sie eine andere Frau begehrt, dass sie eine andere Frau liebt und sich ihr hingibt, während Sie Ihr gemeinsames Kind versorgen, sich um den Haushalt kümmern und eine bessere Ehefrau abgeben, als sie je gewesen ist?«
»Hexe.« Er warf sich die Hände vors Gesicht. »Gottverdammte Hexe.«
»Sie tun mir wirklich leid. Sie müssen sich um alles kümmern - das Haus, das Kind, den Job. Schließlich haben auch Sie einen wichtigen Job. Schließlich sind Sie jemand. Trotzdem werden Sie gleichzeitig Hausmann und Vater, das ist bewundernswert. Während sie die Tage in einem großen Büro verbringt und irgendwelche Besprechungen über Klamotten hat, mein Gott.«
Eve stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus und schüttelte den Kopf. »Was für Klamotten die Leute tragen ist ihr wichtiger als die Familie. Sie und der Junge sind ihr vollkommen egal. Sie ist genau wie Ihre Mutter, nur, dass sie noch weiter geht. Sie betrügt Sie und hurt mit einer anderen Frau herum, statt sich darum zu bemühen, eine gute Mutter und Ehefrau zu sein.«
»Halten Sie den Mund. Seien Sie endlich still.«
»Wer könnte es Ihnen verdenken, wenn Sie sie dafür bestrafen wollen, Tom. Sie wollen sich an ihr rächen, und wer zum Teufel wollte das an Ihrer Stelle nicht? Es nagt an Ihnen. Tag für Tag und Nacht für Nacht. Macht Sie regelrecht verrückt. Frauen sind einfach zu nichts nutze, stimmt’s?«
Sie setzte sich dicht vor ihm auf die Tischkante und wusste, dass er angesichts der Enge kaum noch Luft bekam.
»Sie sieht mir ins Gesicht und lügt mich dabei schamlos an. Ich liebe sie. Ich hasse sie für das, was sie mir antut, hasse sie dafür, dass ich sie noch immer liebe. Sie denkt nie an uns. Diese andere Frau ist ihr wichtiger als wir, und ich hasse sie dafür.«
»Sie wussten, dass sie nicht bei einer Geschäftsbesprechung war. Haben Sie sich in Ihren Zorn hineingesteigert, bis sie nach Hause kam? Dann kam sie zurück und hat sich sofort schlafen gelegt. Sie war müde, zu müde, um noch was mit Ihnen anzufangen, weil sie ja schon mit der anderen Frau im Bett war. Haben Sie gewartet, bis sie oben im Bett gelegen hat, bevor Sie aus dem Haus gegangen sind? Haben Sie Ihr Werkzeug mit nach Chinatown genommen und sich vorgestellt, Sie wären Jack the Ripper? Furchteinflößend, mächtig, stünden über dem Gesetz? Haben Sie das Gesicht von Ihrer Frau gesehen, als Sie Jacie Wooton die Kehle durchgeschnitten haben?«
»Ich habe das Haus nicht mehr verlassen.«
»Sie hätte nichts davon gemerkt, wenn Sie gegangen wären. Sie achtet überhaupt nicht mehr auf Sie. Sie sind ihr inzwischen
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