Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
als Eve in den Verhörraum kam. Als er sie kommen hörte, drehte er den Kopf und sah sie mit seinem jungenhaften Lächeln an.
»Ich weiß, ich sollte genervt sein und nach einem Anwalt schreien, aber ich finde es einfach total aufregend, dass ich von Ihnen vorgeladen worden bin.«
»Freut mich, wenn Sie zufrieden sind.«
»Allerdings musste ich Jed bei einer Nachbarin abgeben. Ich traue dem Droiden nicht, wenn ich nicht zu Hause bin. Ich hoffe also, dass es nicht allzu lange dauert.«
»Dann setzen wir uns doch und fangen sofort an.«
»Sicher.«
Sie schaltete den Rekorder an, gab die Daten des Falles ein und klärte ihn vorschriftsmäßig über seine Rechte auf. »Haben Sie verstanden, Mr Breen?«
»Oh ja. Hören Sie, ich habe in den Nachrichten den Bericht über den Überfall in der letzten Nacht gehört. Der Typ hat Theo Bundy nachgeahmt. Was halten Sie von -«
»Warum lassen Sie nicht mich die Fragen stellen, Tom?«
»Tut mir leid. Ist einfach Gewohnheit.« Wieder sah er sie grinsend an.
»Wo waren Sie heute Nacht um zwei?«
»Zu Hause. Ich habe geschlafen. Ich habe bis gegen Mitternacht gearbeitet, und um zwei habe ich längst im Bett gelegen und fröhlich vor mich hin geschnarcht.«
»War Ihre Frau ebenfalls zu Hause?«
»Sicher. Sie hat neben mir gelegen und ebenfalls gesägt, wenn auch auf eine zarte, damenhafte Art.«
»Glauben Sie, Sie kriegen Punkte, wenn Sie möglichst witzig sind?«
»Ein paar kleine Scherze tun ja wohl nicht weh.«
Schweigend lenkte Eve den Blick auf ihre Assistentin.
»Tja, nun«, meinte Peabody. »Wenn Sie ihr auf die Nerven gehen, wird sie Ihnen sogar furchtbar wehtun. Das können Sie mir glauben.«
»Versuchen Sie etwa, die Guter-Bulle-böser-Bulle-Schau vor mir abzuziehen?« Er lehnte sich so weit auf seinem Stuhl zurück, bis dieser nur noch auf den Hinterbeinen stand. »Ich habe sämtliche grundlegenden Vernehmungstechniken studiert. Ich habe nie verstanden, weshalb diese Masche anscheinend noch immer funktioniert. Ich meine, kommen Sie, die ist doch schon uralt.«
»Noch älter ist die Masche, bei der ich allein mit Ihnen in ein Zimmer gehe und bei unserem kleinen Plauderstündchen geraten Sie ins Stolpern und fallen durch einen unglücklichen Zufall mitten aufs Gesicht.«
Er wippte weiter auf dem Stuhl und sah Eve gelassen an. »Das glaube ich nicht. Sie sind ohne Zweifel furchtbar arrogant und neigen durchaus zu Gewalt, aber wenn Sie jemanden vernehmen, misshandeln Sie ihn nicht. Weil Sie nämlich in Ihrem tiefsten Inneren ein guter Bulle sind.«
Von seinem eigenen Intellekt und seiner eigenen Intuition war er anscheinend regelrecht berauscht. »Die Art Bulle, die sich in einen Fall verbeißt und nicht eher davon ablässt, bis sie ihn gelöst hat, weil sie an den Geist von unseren Gesetzen glaubt. Vielleicht nicht an jeden einzelnen Paragraphen, aber an den Geist. Vielleicht nehmen Sie hin und wieder ein paar kleine Abkürzungen, vielleicht tun Sie hin und wieder irgendwelche Dinge, von denen in Ihren offiziellen Berichten nichts zu lesen ist, aber Sie achten ganz genau darauf, welche Grenzen Sie überschreiten dürfen und welche nicht. Und Geständnisse aus Verdächtigen herauszuprügeln ist ganz sicher keins der Dinge, die Sie jemals tun.«
Er wandte sich an Peabody. »Jetzt habe ich sie festgenagelt, oder?«
»Das würde Ihnen nicht mal dann gelingen, wenn Sie es zu Ihrer Lebensaufgabe machen würden, Mr Breen. Sie ist nämlich ein paar Nummern zu groß für Sie.«
»Also bitte.« Er verzog verärgert das Gesicht. »Sie wollen nur nicht zugeben, dass ich dieses Spiel ebenso beherrsche wie Sie beide. Hören Sie, wer Mord studiert, studiert nicht nur die Mörder, sondern auch die Cops.«
»Und die Opfer?«, fragte Eve.
»Sicher, die Opfer auch.«
»All das Studieren, Recherchieren, Analysieren,
Schreiben … das hat Ihre Beobachtungsgabe doch sicherlich geschärft?«
»Schriftsteller sind die geborenen Beobachter. Schließlich gehört das zu unserem Beruf.«
»Wenn Sie also über Verbrechen schreiben, schreiben Sie über die Menschen, die sie begangen haben, die Menschen, die ihnen zum Opfer gefallen sind, die Menschen, die ermitteln, und so weiter und so fort. Sie schreiben also hauptsächlich über Menschen. Kennen sich deshalb mit Menschen aus.«
»Das ist korrekt.«
»Als guter Beobachter nehmen Sie auch nuancierte Abweichungen vom normalen Denken, Verhalten, Tun der Menschen wahr.«
»Das ist ebenfalls korrekt.«
»Als aufmerksamem
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