Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
deshalb -«
»Meine Güte. Dann geben Sie mir den Doughnut eben einfach zurück.«
Als Eve jedoch die Hand ausstreckte, zuckte Peabody zusammen, drückte die Tüte fest an ihre Brust und bedachte sie mit einem feindseligen Blick. »Meiner.«
»Sie sind einfach immer wieder faszinierend.«
»Danke.« Langsam und genüsslich machte Peabody den Beutel auf. »Im Grunde habe ich das Teil redlich verdient. Schließlich verbrauche ich bei all der Lernerei für das Examen und dem damit verbundenen Stress jede Menge Kalorien. Stress saugt die Kalorien einfach auf. Deshalb sind Sie auch so dünn.«
»Ich bin nicht dünn und bin vor allem nicht gestresst.«
»Falls Sie irgendwo ein Gramm zu viel haben, fresse ich das auf. Bei allem Respekt, Madam«, fügte Peabody mit vollem Mund hinzu. »Aber ich habe inzwischen mit den Simulationen angefangen. McNab hilft mir dabei. Er ist im Augenblick richtig nett.«
»Es geschehen eben noch Zeichen und Wunder.«
»Bis zur Prüfung ist es nicht mehr lange, und ich habe mich gefragt, ob Sie mir vielleicht sagen würden, wo meine Schwächen liegen, damit ich noch ein bisschen daran arbeiten kann.«
»Sie stellen alles, was Sie tun, in Frage. Selbst wenn Sie vom Gefühl her wissen, dass Ihr Vorgehen richtig ist, haben Sie einfach nicht genug Vertrauen in sich
selbst. Sie haben ausgezeichnete Instinkte, aber Sie haben nicht den Mut, ihnen zu folgen, wenn nicht auch noch ein Vorgesetzter Ihnen dazu rät. Sie stellen Ihre eigene Kompetenz zu oft in Frage, und das wirft auch ein schlechtes Licht auf meine Kompetenz.«
Es war für Eve nicht überraschend, dass Peabody zwischen zwei Bissen Doughnut ihr Notizbuch aus der Tasche zog. »Sie schreiben diese Sachen auf?«
»Wissen Sie, es hilft mir, wenn ich es geschrieben sehe. Und dann versuche ich es mit Autosuggestion. Ich stelle mich vor einen Spiegel und sage mir mit lauter Stimme, ich bin eine selbstbewusste, kompetente Ordnungshüterin und so.« Sie wurde etwas rot. »Diese Methode ist inzwischen wissenschaftlich anerkannt.«
»Wie auch immer.«
Eve fand eine kleine Lücke und stellte dort das Fahrzeug ab. »Jetzt lassen Sie uns selbstbewusst und kompetent ergründen, wo Carmichael Smith vorletzte Nacht gewesen ist.«
»Zu Befehl, Madam, auch wenn ich mir gleichzeitig ein bisschen Stress wegen des Doughnuts machen muss. Dadurch werden Kalorien abgebaut und alles ist wieder im Lot.«
»Wenn Sie so tun wollen, als hätten Sie ihn nie gegessen, wischen Sie sich vielleicht noch den Rest Gelee von Ihrem Mund.«
Eve stieg aus dem Wagen und sah sich das Gebäude an. Wahrscheinlich war es irgendwann einmal ein dreigeschossiges Apartmenthaus gewesen, inzwischen aber war es ein Einfamilienhaus in einer Straße, die vor lauter Vornehmheit beinahe stank. Wie auch schon in Pepper Franklins Residenz wurden die beiden Vordertüren
und sicher auch die Hintertür von privaten Kameras bewacht.
Geographisch war das Haus nicht allzu weit von Chinatown entfernt, in jeder anderen Beziehung aber war dies eine völlig andere Welt. Hier schlenderten keine kleinen Nutten durch die Straßen und hier verpestete auch nicht der Rauch von irgendeinem Schwebegrill die Luft. Der Aufwand, der für Ordnung und für Sicherheit betrieben wurde, war in dieser Gegend hoch, die Verbrechensrate niedrig.
Eve marschierte über einen Aufgang zum Haupteingang im ersten Stock.
Er war mit einem Sicherheitspaneel, einem Handund einem zusätzlichen Netzhautscanner versehen. Der gute Mr Smith war also offenbar ein äußerst vorsichtiger Mann. Eve drückte auf die Klingel und runzelte die Stirn, als plötzlich neben jeder Menge süßer Geigenklänge eine cremige Männerstimme erklang.
»›Love Lights the World‹«, erkannte ihre Assistentin. »Das ist so eine Art Erkennungslied von ihm.«
»Das hat bestimmt mehr Kalorien als Ihr Doughnut«, knurrte Eve erbost.
»Willkommen«, sagte der Computer mit freundlicher, weiblicher Stimme. »Wir hoffen, Sie haben einen wunderbaren Tag. Bitte nennen Sie Ihren Namen und den Grund für Ihren Besuch.«
»Lieutenant Eve Dallas.« Sie hielt ihre Dienstmarke gut sichtbar vor die Kamera. »New Yorker Polizei. Ich habe heute Morgen einen Termin mit Mr Smith.«
»Einen Augenblick bitte … Danke, Lieutenant. Mr Smith erwartet Sie. Bitte kommen Sie herein.«
Nur einen Moment später öffnete eine dunkelhäutige
Frau in einem blütenweißen Kleid die Tür. Auch im Inneren des Hauses träufelten irgendwelche sanften Melodien ihre Süße in
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