Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
zu behalten. Ohne Li wäre ich hoffnungslos verloren.«
»Ich hätte gern die Namen und Adressen der Leute, mit denen Sie zusammen waren.«
»Diese Angelegenheit ist sehr beunruhigend für mich.«
»Reine Routine, Mr Smith. Sobald Ihr Alibi bestätigt ist, ist der Fall für Sie erledigt.«
»Li wird Ihnen alles geben, was Sie brauchen.« Er winkte mit der Hand. »Es ist wichtig für mein Wohlbefinden und für meine Arbeit, dass meine Sinne nur von positiven Dingen, von Liebe und von Schönheit stimuliert werden.«
»Kein Problem. Sie bestellen regelmäßig bei Whittier’s in London ein ganz bestimmtes Briefpapier. Der letzte Kauf liegt vier Monate zurück.«
»Ich selber kaufe niemals irgendwas. Ich kann unmöglich in irgendwelche Läden gehen. Meine Fans sind derart enthusiastisch, sie brächten mich mit ihrer Liebe und Begeisterung wahrscheinlich um. Ich lasse mir die Dinge entweder nach Hause liefern, oder Li oder ein anderer Angestellter geht für mich in das Geschäft. Ich habe einfach Spaß an schönem Briefpapier. Ich finde, es ist wichtig, Freunden oder Menschen, die irgendeinen Beitrag zu meinem Wohlergehen leisten, persönliche Worte auf gutem Papier zukommen zu lassen.«
»Cremefarben, 180 Gramm, kartoniert. Nicht recycelt.«
»Nicht recycelt?« Er senkte den Kopf über die Tasse und lächelte wie ein kleiner Junge, den man mit der
Hand in der Keksdose erwischt hatte, in seinen Tee. »Ich schäme mich, es zugeben zu müssen, aber ich habe etwas in der Art tatsächlich benutzt. Nicht besonders umweltbewusst von mir, aber es ist einfach herrliches Papier. Li, kommt mein Briefpapier aus London?«
»Ich kann gerne nachsehen.«
»Sie wird nachsehen.«
»Gut. Wenn Sie nichts dagegen haben, hätte ich gern auch eine Probe des Papiers und obendrein die Namen aller Angestellten, die autorisiert sind, für Sie Einkäufe in London zu tätigen.«
»Ich werde mich darum kümmern.« Li glitt lautlos aus dem Raum.
»Ich verstehe nicht, weshalb mein Briefpapier für Sie von Interesse ist.«
»Bei der Leiche wurde eine Nachricht hinterlassen. Und zwar auf dieser Art Papier.«
»Bitte.« Er atmete tief ein, zog dabei beide Hände vor seinem Körper in die Höhe und streckte sie beim Ausatmen nach vorne aus. »Ich will nicht, dass solche Bilder meine Sinne korrumpieren. Deshalb höre ich auch nur meine eigene Musik. Ich sehe auch nie Nachrichten, außer speziell ausgewählte Berichte aus der Unterhaltungsbranche oder dem gesellschaftlichen Bereich. Es ist zu viel Dunkelheit, zu viel Verzweiflung in der Welt.«
»Wem sagen Sie das.«
Als Eve das Haus wieder verließ, hatte sie eine Probe seines Briefpapiers und die Liste seiner Angestellten in London in der Hand.
»Er ist wirklich seltsam«, stellte ihre Assistentin fest. »Aber gut gebaut. Er wirkt nicht wie jemand, der Jagd auf Gesellschafterinnen macht.«
»Er hat eine Vorliebe für Gruppensex, und manchmal sind auch minderjährige Gespielinnen dabei.«
»Oh.« Mit gerümpfter Nase blickte Peabody noch einmal auf das Haus. »So viel zu meinen ausgezeichneten Instinkten.«
»Vielleicht ist er der Ansicht, dass minderjährige Groupies weniger negative Energie verströmen als erwachsene Frauen, die sich seinen Schwachsinn anhören können, ohne spätestens nach fünf Minuten aus seinem Haus zu flüchten und dabei laut zu schreien.«
Sie stieg in ihren Wagen und warf die Tür hinter sich zu. »Wenn ich dieses grässliche ›Love Lights The World‹ nicht gleich aus meinem Schädel rausbekomme, komme ich noch mal hierher zurück und dresche mit einem Knüppel auf ihn ein.«
»Das klingt wirklich positiv«, stellte Peabody mit einem leichten Grinsen fest.
5
Da sie wusste, dass bei der UN strengste Sicherheitsvorschriften herrschten, beschloss Eve, ein mögliches Wettpinkeln mit den Wachleuten zu vermeiden, und stellte ihren Wagen auf einer Parkrampe in der First Avenue ab.
Durch den kleinen Marsch könnte sie gleich ein paar der Doughnuts abarbeiten, überlegte sie.
Seit die Gefahr des Terrorismus wie eine dunkle Wolke über ihnen schwebte, hatte man die Führungen durch das riesige weiße Gebäude, das sich über sechs Blocks erstreckte, strengen Regeln unterworfen, doch hielten die Vertreter der meisten irdischen und anerkannten außerplanetarischen Nationen dort noch immer regelmäßig ihre beratenden oder beschlussfassenden Versammlungen ab.
Immer noch wehten die Flaggen als farbenfrohes Zeichen der Bereitschaft, die Probleme der Menschheit zu
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