Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
verdammter Doughnut bei mir gelandet ist.«
»Was alleine daran liegt, dass mein Timing für gewöhnlich etwas besser ist. Normalerweise lade ich die Doughnuts oder manchmal Brownies einfach bei Ihren Untergebenen ab, und während sie sich wie ein Rudel Kojoten auf die Schachtel stürzen, mache ich es mir schon mal in Ihrem Büro bequem.«
Nach einem kurzen Augenblick der Stille meinte Eve: »Die Doughnuts kommen mit, die Kamera bleibt hier.«
»Ich brauche meine Kamera«, widersprach Nadine und winkte ihre Assistentin eilig hinter sich her.
»Und ich brauche einen sonnigen Strandsonntag, an dem ich splitternackt durch die Brandung hüpfen kann, aber auch das ist mir in nächster Zeit wahrscheinlich nicht vergönnt. Wie gesagt, Doughnuts rein, Kamera raus.«
Um ganz sicherzugehen, dass Nadine ihr Folge leistete, und um zu verhindern, dass ihre Leute randalierten, nahm sie Nadine die Schachtel aus der Hand und marschierte damit hoch erhobenen Hauptes an den Schreibtischen der anderen vorbei.
Als mehrere Kollegen schnuppernd ihre Köpfe hoben, wies sie sie rüde an: »Denkt am besten nicht einmal
daran« und stapfte trotz der lautstarken Proteste und Beschwerden durch die Tür ihres Büros.
»Da drin sind drei Dutzend von den Dingern«, erklärte ihr Nadine. »Die können Sie unmöglich ganz alleine essen.«
»Ich sollte diesen Gierschlunden eine Lektion erteilen und genau das tun. Aber dies ist nur eine Lektion in Autorität und Disziplin.« Sie öffnete die Schachtel, stieß beim Anblick der schimmernden Köstlichkeiten einen abgrundtiefen Seufzer aus und fügte großmütig hinzu: »Und deshalb werde ich sie denken lassen, dass ich alle Doughnuts behalte, werde essen, bis ich satt bin, und ihnen dann die Reste überlassen. Dann brechen sie vor lauter Dankbarkeit bestimmt in Tränen aus.«
Sie wählte einen Doughnut aus, holte sich einen Becher Kaffee und biss dann herzhaft hinein. »Mit Sahnefüllung. Lecker.« Kauend warf sie einen Blick auf ihre Uhr, fing an, langsam von zehn rückwärts zu zählen, und war, als ihre Assistentin durch die Tür geschossen kam, bei eins.
»Dallas! He! Ich wollte nur -«
Eve nahm einen extra großen Bissen und schloss die Tür direkt vor Peabodys unglücklichem Gesicht.
»Das war wirklich gemein.« Trotzdem musste Nadine ein Lachen unterdrücken.
»Ja, aber gleichzeitig unglaublich amüsant.«
»Nun, da wir unseren Spaß hatten, brauche ich ein Statement zu dem Mord an Jacie Wooton und möglichst ein Exklusivinterview. Es wäre einfacher gewesen, einen Termin mit Ihnen auszumachen, wenn Sie sich die Mühe gemacht und einen meiner unzähligen Anrufe erwidert hätten«, meinte sie in vorwurfsvollem Ton.
Eve nahm auf der Kante ihres Schreibtischs Platz. »Ich kann nicht mit Ihnen reden.«
»Stimmt es, dass eine Art Nachricht am Tatort zurückgelassen worden ist, und wenn ja, was war der Inhalt dieser Nachricht? Außerdem muss ich wissen, welche Fortschritte bisher -«
»Nadine, ich kann wirklich nicht.«
Nadine holte sich ebenfalls erst einmal eine Tasse Kaffee, setzte sich auf den wackligen Besucherstuhl, legte ihre schlanken Beine übereinander und stellte mit ruhiger Stimme fest: »Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, diese Dinge zu erfahren, und ich als Vertreterin der Medien habe deswegen die Pflicht -«
»Ersparen Sie uns beiden das Gesülze. Wir können dieses Stück auch bis zum Ende spielen, aber Sie haben mir diese leckeren Doughnuts mitgebracht, und deshalb will ich nicht unnötig Ihre Zeit vergeuden.« Sie gab Nadine einen Moment, um diese Botschaft zu verdauen, und leckte sich den Zuckerguss von ihrem Daumen ab. »Ich werde eine Presseerklärung abgeben, die Sie genau wie alle anderen Journalisten noch in dieser Stunde kriegen. Ich kann Ihnen nicht schon vorher etwas sagen, und ein Interview gibt es jetzt auch noch nicht. Ich muss mich möglichst bedeckt halten -«
Sofort beendete Nadine ihr Schmollen und sah sie durchdringend an. »Was ist anders an diesem Fall? Falls Sie so etwas wie eine Nachrichtensperre in dieser Angelegenheit verhängen -«
»Hören Sie auf. Seien Sie doch mal während eines gottverdammten Augenblicks nicht nur die Journalistin. Sie sind eine Freundin. Ich mag Sie, und abgesehen davon finde ich, leisten Sie nicht nur gute Arbeit, sondern
gehen auch verantwortungsbewusst mit Informationen um.«
»Super, klasse, all das kann ich erwidern, aber -«
»Ich versuche nicht, Sie irgendwie zu linken. Ich behandele Sie einfach wie
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