Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
als Souvenir.«
»Ich dachte, sie hätte allein gelebt.«
»Das hat sie auch. Was bestimmt einer der Gründe war, weshalb er ausgerechnet sie genommen hat.« Sie wandte sich von dem Kästchen mit den hübschen Steinen und Metallen ab und blickte wieder auf Lois. »Er trägt sie hier rein. Wieder hat er seine Ausrüstung dabei, wahrscheinlich in einer Art Werkzeugkasten. Fesseln für die Hände und die Füße. Er zieht ihr den Morgenmantel aus, legt ihr die Fesseln an und sucht sich etwas, womit er sie vergewaltigen kann. Dann weckt er sie auf. Mit Wooton konnte er nicht spielen, aber das hier ist ein anderer Fall.«
»Warum?« Peabody stellte den Schmuckkasten auf die Kommode zurück. »Weshalb ist dies ein anderer Fall?«
»Weil er die Abwechslung, die Vielfalt sucht. Sie schreit, als sie wieder zu sich kommt und ihr bewusst wird, was passiert - als ihr bewusst wird, was passiert ist und was noch passieren wird. Auch wenn ein Teil von ihr es leugnet, es nicht glauben will, schreit sie, kämpft und fleht. Es gefällt ihnen, wenn du anfängst zu betteln. Als er sich über sie hermacht, als der Schmerz beginnt, heiß, kalt, unvorstellbar, fängt sie noch lauter
zu schreien an. Das hat ihn sicher regelrecht in Hochstimmung versetzt.«
Eve sah sich noch einmal Lois’ Hände und dann ihre Füße an. »In dem Versuch, sich zu befreien, hat sie sich die Handgelenke und die Knöchel aufgescheuert. Sie hat bis zum Schluss nicht aufgegeben, hat sich angespannt und auf dem Laken hin und her gewälzt. Auch das hat er genossen. Es erregt sie, wenn du kämpfst, sie fangen an zu keuchen, werden hart. Es gibt ihnen ein Gefühl der Macht, wenn du kämpfst und nicht gewinnen kannst.«
»Dallas«, sagte Peabody mit leiser Stimme und legte eine Hand auf ihren Arm, denn plötzlich hatte Eve ein kreidebleiches, schweißnasses Gesicht.
Eve zuckte mit den Schultern und trat vorsichtig einen Schritt zurück. Sie wusste ganz genau, was Lois Gregg empfunden hatte. Aber für die grauenhaften Alpträume, für die Erinnerung an Blut, Kälte und Schmerzen, war dies eindeutig nicht der rechte Augenblick.
Mit ruhiger, kühler Stimme fuhr sie deshalb fort. »Nachdem er sie vergewaltigt hat, nimmt er sich den Gürtel ihres Morgenmantels. Die Schmerzen und der Schock haben sie inzwischen halb wahnsinnig gemacht. Er steigt zu ihr auf das Bett, setzt sich rittlings auf sie, sieht ihr in die Augen, während er sie erwürgt, lauscht darauf, wie sie nach Luft ringt, spürt, wie ihr Körper in dieser kranken Sex-Parodie unter ihm zuckt. Er kommt in dem Augenblick, in dem sie sich ein letztes Mal unter ihm aufbäumt, in dem ihr die Augen aus den Höhlen quellen. Das ist der Moment, in dem er kommt.
Nachdem er gekommen ist, bindet er den Gürtel sorgfältig
zu einer Schleife, steckt ihr den Brief zwischen die Zehen, zieht ihr den Ring vom Finger und lächelt amüsiert. Typisch Frau, dass sie das Symbol der Ehe trägt, obwohl es keinen Mann in ihrem Leben gibt. Er steckt den Ring in seine Tasche oder in die Werkzeugkiste, sieht sich noch einmal prüfend um und nickt zufrieden mit dem Kopf. Alles ist genau so, wie es sein soll. Eine exzellente Imitation.«
»Von was?«
»Von wem«, verbesserte Eve. »Albert DeSalvo. Dem Würger von Boston.«
Sie trat in den Korridor hinaus, wo sich eine Reihe von Beamten die größte Mühe gaben, die Leute aus den Nachbarwohnungen daran zu hindern in den Flur zu kommen, um zu gucken, was geschehen war.
Roarke, der Mann, der mehr Geld hatte als der liebe Gott, saß mit gekreuzten Beinen auf dem Boden, lehnte mit dem Rücken an der Wand und hatte seinen Handcomputer aufgeklappt.
Er könnte stundenlang dort sitzen und irgendwelche Arbeiten erledigen. Denn auch wenn sie das nie verstehen würde, fand er einfach immer irgendwas zu tun.
Sie ging vor ihm in die Hocke und sah ihm ins Gesicht. »Bei mir wird es noch eine ganze Weile dauern. Du solltest nach Hause fahren. Ich fahre nachher einfach mit den Kollegen aufs Revier.«
»Scheint ziemlich schlimm zu sein.«
»Sehr. Ich muss noch den Sohn befragen, nur ist der …« Sie atmete hörbar aus. »Die Sanitäter haben ihm etwas gegeben, aber er ist immer noch völlig neben der Spur.«
»Nachdem die eigene Mutter ermordet worden ist, ist das ja wohl normal.«
Obwohl ihre Kollegen in der Nähe waren, ergriff sie seine Hand. »Roarke -«
»Dämonen sterben nie. Wir lernen einfach mit ihnen zu leben. Das weißt du genauso gut wie ich. Und ich gehe mit den Dämonen,
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