Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
Untersuchungsset.«
»Wir haben beides mitgebracht, als wir hörten, dass Sie nicht zu Hause sind.«
Sie verzieh ihm die Bemerkungen über den Wagen. »Und der Tatort ist gesichert?«
»Ja, Madam. Der Sohn sitzt in der Küche, zusammen mit einem unserer Leute und einem Sanitäter. Er ist in ziemlich schlechter Verfassung. Er sagt, er hätte sie nicht berührt.«
»Meine Assistentin ist auf dem Weg hierher. Schicken Sie sie, sobald sie ankommt, zu mir rauf. Du musst draußen bleiben«, sagte sie zu Roarke.
»Verstehe.« Doch es tat ihm weh, dass er ausgeschlossen bliebe, während sie sich in diesen Alptraum hineinbegab.
Sie marschierte durch die offene Tür und merkte, dass es tatsächlich keine Spuren gewaltsamen Eindringens oder eines Kampfes in der bescheidenen, ordentlichen Wohnung gab. Die blauen Gardinen, die vor den Fenstern hingen, hielten das Licht der Sonne draußen. Jalousien gab es nicht.
Sie ging in die Hocke und untersuchte die paar Tropfen Blut, die sie am Rand des Teppichs fand.
Aus einem anderen Raum hörte sie unterdrücktes Schluchzen. Der Sohn, der in der Küche saß, ging es ihr durch den Kopf, dann aber verdrängte sie ihr Mitgefühl, stand wieder auf, winkte die Kollegen aus dem Raum, besprühte ihre Hände mit Versiegelungsspray und klemmte sich den Rekorder an den Kragen ihres Hemdes, bevor sie das Schlafzimmer betrat.
Lois Gregg lag auf dem Bett. Sie war nackt, gefesselt
und hatte noch das Stoffband um den Hals, mit dem sie erdrosselt worden war. Unter ihrem Kinn hatte ihr Mörder eine festliche Schleife daraus gebunden, merkte sie.
Der cremefarbene Umschlag, auf dem Eves Name stand, steckte zwischen zwei Zehen an ihrem linken Fuß.
Auf dem Boden lag der von dem Täter zurückgelassene Besenstiel, und das schlichte weiße Laken und Lois’ Schenkel waren blutverklebt.
Sie war eine kleine Frau von höchstens fünfzig Kilo und hatte den karamellfarbenen Teint, der auf ein gemischtrassiges Erbe schließen ließ.
Die geplatzten Äderchen in Gesicht und Augen sowie die herausgestreckte, sichtbar angeschwollene Zunge wiesen auf Tod durch Ersticken hin. Ihr Körper hatte sich gewehrt. Selbst nachdem das Hirn in Dunkelheit versunken war, hatte der Körper weiterhin darum gerungen, dass er Luft bekam. Dass er am Leben blieb.
Eve entdeckte den langen, grünen Morgenmantel direkt neben dem Bett. Mit dem dazu passenden Gürtel hatte er sie erwürgt.
Du solltest bei Bewusstsein sein, während er dich quält. Er wollte dein Gesicht sehen, den Schmerz, das Grauen, das Entsetzen. Ja, das hat er dieses Mal gewollt. Er wollte deine Schreie hören. Ein schönes Haus wie dieses hat doch sicher einen ordentlichen Schallschutz. Das hat er vorher überprüft, er hat dich vorher überprüft.
Hat er dir erzählt, was er mit dir vorhat? Oder hat er dich schweigend malträtiert, während du ihn angebettelt hast?
Sie dokumentierte die Position der Leiche, des Bademantels
und des Besenstiels und nahm auch die sorgfältig zugezogenen Gardinen auf.
Dann griff sie nach dem Umschlag, öffnete ihn und las.
Nochmals hallo, Lieutenant Dallas. Ist heute nicht ein wunderbarer Tag?
Ein Tag, der richtiggehend darum bettelt, dass man an den Strand fährt oder durch den Park spaziert. Es tut mir leid, Sie bei Ihrer Sonntagsbeschäftigung zu stören, aber Sie scheinen Ihre Arbeit ebenso zu lieben wie ich meine, und deshalb denke ich, macht es Ihnen nicht viel aus.
Ich bin etwas enttäuscht von Ihnen, und zwar aus zwei Gründen. Erstens war es nicht besonders nett, dass bisher kaum etwas zu diesem Fall in den Medien gekommen ist. Ich hatte mich schon auf die allgemeine Aufregung gefreut. Aber es wird Ihnen nicht dauerhaft gelingen, die Sache unter Verschluss zu halten. Davon bin ich überzeugt. Zweitens hätte ich gedacht, Sie würden die Jagd auf mich ein wenig aufregender gestalten.
Hoffentlich werden Sie von meinem neuen Angebot dazu inspiriert.
Viel Glück!
Al
»Du bist wirklich ein eingebildetes Schwein«, stellte sie mit lauter Stimme fest, versiegelte das Schreiben und den Umschlag und machte ihren Untersuchungsbeutel auf.
Die vorläufige Untersuchung hatte sie bereits beendet,
als endlich Peabody erschien. »Tut mir leid, Lieutenant. Wir waren in der Bronx.«
»Was zum Teufel haben Sie dort …« Plötzlich brach sie ab. »Was in aller Welt ist das? Was haben Sie da an?«
»Das, hm, ist ein Sommerkleid.« Leicht errötend strich Peabody mit einer Hand über den leuchtend roten Rock. »Es hat
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