Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
so lange gedauert, von dort zurückzukommen, dass ich dachte, ich käme besser gleich hierher, statt vorher noch heimzufahren und mir meine Uniform anzuziehen.«
»Huh.« Außer einem kurzen Rock hatte das Kleid bindfadendünne Träger und ein tief ausgeschnittenes Dekolleté, das McNabs Behauptung untermauerte, dass Peabody das reinste Busenwunder war.
Auf ihren glatten Haaren saß ein breitkrempiger Strohhut, und sie hatte sich die Lippen in demselben Farbton wie ihr Kleid geschminkt. »Wie wollen Sie in diesem Aufzug Ihre Arbeit machen?«
»Tja, ich -«
»Sie haben eben wir gesagt. Heißt das, dass Sie mit McNab gekommen sind?«
»Ja. Ja, Madam. Wir waren zusammen im Zoo.«
»Das ist schon mal etwas. Sagen Sie ihm, dass er sich die Disketten aus den Überwachungskameras vor der Haustür, im Foyer und in den Fahrstühlen angucken soll. Ich gehe davon aus, dass es die in einem solchen Gebäude gibt.«
»Zu Befehl, Madam.«
Sie verließ den Raum, um den Auftrag auszuführen, und Eve ging in das an das Schlafzimmer angrenzende Bad.
Vielleicht hatte er sich ja im Anschluss an die Tat gewaschen, überlegte sie, auch wenn davon nichts zu sehen war. Es herrschte tadellose Ordnung und die Handtücher wirkten frisch. Lois hatte offenbar nichts für irgendwelchen Schnickschnack übrig gehabt, ging es ihr durch den Kopf.
Entweder er hatte die benutzte Seife und das Handtuch mitgenommen, oder er hatte eigenes Waschzeug mitgebracht.
»Die Leute von der Spurensicherung sollen sich die Abflüsse ansehen. Vielleicht haben sie ja Glück und finden irgendwas«, sagte sie, als Peabody zurückkam.
»Ich verstehe das einfach nicht. Das hier erinnert nicht mal ansatzweise an den Mord an Wooton. Das Opfer ist ein vollkommen anderer Typ, und auch die Methode ist ganz anders. Aber er hat wieder eine Nachricht für Sie hinterlassen?«
»Ja. Sie ist bereits versiegelt.«
Peabody studierte das Szenarium und versuchte, sich alles einzuprägen, was sie sah. Wie zuvor schon Eve fielen ihr besonders die kleine Blumenvase auf dem Nachttisch, die kleine Schachtel auf der Kommode mit der pinkfarbenen Aufschrift Ich liebe Oma und die überall verteilten, gerahmten Fotos und Holografien auf.
Es war furchtbar traurig, dachte sie. Es war immer furchtbar traurig, die Bestandteile des Lebens eines Menschen zu betrachten, nachdem dieser Mensch gestorben war.
Doch sie versuchte, den Gedanken abzuschütteln. Auch Dallas schüttelte solche Gedanken immer ab, verdrängte sie oder nutzte sie für ihre Arbeit aus. Ablenken ließ sie sich von ihrem Mitleid nicht.
Peabody blickte noch einmal auf das Bett und wusste, sie musste jetzt statt Frau nur noch Polizistin sein. »Glauben Sie, wir haben es mit zwei Tätern, vielleicht mit einem Team zu tun?«
»Nein.« Eve hob die linke Hand des Opfers hoch. Lois hatte kurze, nicht lackierte Nägel und trug keinen Schmuck. Doch sie hatte offenbar gewohnheitsmäßig einen Ring getragen, denn um ihren Mittelfinger zog sich ein schmaler, weißer Kreis. »Er will uns nur zeigen, wie vielseitig er ist.«
»Ich verstehe nicht …«
»Ich schon. Gucken Sie, ob Sie eine Schmuckschatulle finden oder so. Ich suche nach einem schmalen Ring.«
Peabody zog die Schubladen der Kommode auf. »Vielleicht könnten Sie mir die Sache ja erklären.«
»Das Opfer ist eine ältere Frau. Es gibt keine Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen in ihre Wohnung oder für einen Kampf. Sie hat ihn hereingelassen, weil sie ihn nicht für gefährlich hielt. Wahrscheinlich trug er einen Hausmeisterkittel oder einen Monteuranzug. Sie dreht ihm den Rücken zu und er gibt ihr eins über den Schädel. Sie hat eine kleine Platzwunde am Hinterkopf und auf dem Teppich im Wohnzimmer klebt etwas Blut.«
»War sie eine Prostituierte?«
»Das bezweifle ich.«
»Hier ist der Schmuck.« Peabody hielt ein durchsichtiges Kästchen mit verschieden großen Einsätzen in die Luft. »Sie hat eine Vorliebe für Ohrringe gehabt. Und hier sind auch ein paar Ringe.«
Peabody brachte die Schatulle und Eve nahm die Einsätze heraus. Da sie von Roarke regelmäßig irgendwelchen
Schmuck geschenkt bekam, kannte sie sich inzwischen ein wenig damit aus. Lois hatte überwiegend Modeschmuck besessen, aber auch ein paar echte Stücke gehabt.
Sie hatten ihn offenbar nicht interessiert. Wahrscheinlich hatte er noch nicht einmal danach gesehen. »Ich glaube, dass sie einen Ring am Finger hatte, eine Art Ehering vielleicht, den er ihr abgenommen hat. Als Symbol,
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