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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Zumindest nicht ihr gegenüber.
    »Schafft sie fort«, befahl er seinen Leibwachen. »Vielleicht kann sie mir doch noch von Nutzen sein.«
    Zahirah wehrte sich nicht, als sich die Hände eines Mannes so fest wie eiserne Bänder um ihre Handgelenke schlossen, sie hochzogen und wie einen Sack Getreide durch den Sand zu einem anderen Teil der Höhle schleiften. Widerstandslos ließ sie sich fesseln und sah ergeben ihrem Schicksal entgegen.

29
    »Zwölf Deniers, Graubart. Das ist mein letztes Angebot.«
    Sebastian duckte sich unter die schattige Plane eines Standes im Herzen des geschäftigen Souk und verfolgte den Handel. Es lief nicht gut. Einer der englischen Ritter, ein adeliger junger Mann aus Yorkshire, hatte seine Wachdienstpflichten vernachlässigt, um mit einem Händler um eine ganz besondere Ware zu feilschen. Die fruchtlosen Verhandlungen dauerten nun schon beinahe eine halbe Stunde, und allmählich verlor Sebastian die Geduld. »Himmel Herrgott! Nun gebt ihm schon endlich, was er verlangt. Dieses Stück ist gut und gerne doppelt so viel wert, und das wisst Ihr auch.«
    »Was es wert ist und wie viel ich dafür zahlen will, sind zwei Paar Schuhe«, sagte der hochmütige kleine Lord in seiner normannischen Muttersprache und schenkte Sebastian einen herablassenden Blick.
    Dass dieser arrogante Grünschnabel mit ihm zum Wachdienst eingeteilt worden war und er sich deshalb nun mit ihm den ganzen Tag herumplagen musste, verstimmte Sebastian ebenso sehr wie die Entscheidung des Königs, ihn Garrett of Fallonmour zu unterstellen. Sein neuer Kommandant hatte natürlich umgehend dafür gesorgt, dass Sebastian die anstrengendsten Arbeiten und unausstehlichsten Kameraden zugeteilt wurden.
    Teilnahmslos sah er nun zu, wie der adlige kleine Schnösel in seine Börse griff und eine akzeptable Summe abzählte. Der Händler nahm die Münzen entgegen und händigte ihm die Ware aus: ein schönes
Schatrandsch
-Brett aus Holz mit Figuren aus glänzendem Elfenbein und pechschwarzem polierten Stein. Sebastian ertrug es kaum, das Spielbrett anzublicken – unwillkürlich wanderten seine Gedanken dabei zu Zahirah.
    Zwei Tage waren inzwischen seit ihrer Flucht vergangen. Die Suchtrupps des Königs waren sämtlich mit leeren Händen zurückgekehrt. Vermutlich hielt sich Zahirah schon längst weit entfernt außerhalb der Stadt auf, und darüber war Sebastian froh. Ein Teil von ihm vermisste sie dennoch schmerzlich, und gegen seinen Willen hoffte er in jedem verschleierten Gesicht, das ihm begegnete, ihren betörenden silbergrauen Augen wiederzubegegnen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er je aufhören würde, Ausschau nach ihr zu halten, je die Hoffnung aufgeben würde, sie wiederzusehen.
    Gleichgültig, wie wütend er vor zwei Tagen noch auf sie gewesen war, gleichgültig, wie betrogen er sich von ihr gefühlt hatte, er konnte nicht leugnen, dass sie ihm etwas bedeutete. Zu gern wollte er glauben, dass sie ihm nicht nur Lügen erzählt hatte, dass ihre Täuschung nicht so berechnend gewesen war, wie er angenommen hatte.
    Zudem konnte er ihre Beteuerung nicht vergessen, dass Sinan – ihr Vater, so abstoßend die Vorstellung auch war – sie dazu gezwungen hatte, den König zu ermorden. Wenn er dazu fähig war, seinem eigen Fleisch und Blut solch eine Grausamkeit abzuverlangen und ihre Zuneigung zu ihm als Druckmittel gegen sie zu benutzen, was würde er ihr dann wohl erst antun, wenn sie ihm von ihrem Versagen berichtete? Obgleich sie Sebastian gestanden hatte, dass er in Todesgefahr schwebte, wenn sie ihre Mission nicht vollbrachte, fürchtete er nicht so sehr um sein Leben, als vielmehr um das ihre.
    Er hatte sie in dem Glauben fortgeschickt, er könne sie so vor dem Zorn und der Bestrafung des Königs schützen. Doch inzwischen befürchtete er, dass er sie dadurch eher einer weitaus größeren Gefahr ausgesetzt hatte. Einer Gefahr, die ihr von ihrem eigenen Clan drohte. Leise fluchend schalt er sich einen Dummkopf, weil er sie nicht begleitet hatte. Er würde sich nie verzeihen, wenn ihr etwas zustieß, auch wenn er sich damit zum größten Narren aller Zeiten machte.
    »Verdammt«, zischte er und wünschte, er besäße noch seinen Offiziersrang. Dann könnte er sich jetzt selbst mit einem Trupp auf die Suche nach Zahirah machen und müsste sich nicht auf Befehl eines anderen müßig auf dem Marktplatz herumtreiben.
    Der junge Ritter kam lachend zu Sebastian und riss ihn aus seinen Gedanken. »Mein Bruder ist vor Kurzem

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