Das Herz des Ritters
auch dich vernichten. Und mich wird er in jedem Fall töten.«
»Möglicherweise hat sie ja recht«, meinte Sinan gedehnt. »Aber wollt Ihr es tatsächlich riskieren, mich auf die Probe stellen?«
Zahirah zog die Brauen zusammen, ihre Augen schwammen in Tränen. »Nein«, flüsterte sie tonlos. »Nein.«
Sinan wusste, dass er ihn genau da hatte, wo er ihn haben wollte; das konnte Sebastian an dem selbstzufriedenen Blick erkennen, der in den gnadenlosen Augen des Alten aufblitzte. »Ich höre«, stieß Sebastian grimmig hervor.
»Ihr habt Zutritt zum Palast, ich hingegen werde wohl erst in einigen Monaten wieder darüber verfügen«, erklärte der Alte. »Also lasst uns einen Handel abschließen, Ihr und ich. Der Tod Eures Königs für das Leben Eurer Dame. Bringt mir das Herz des englischen Löwen, und ich überlasse Euch das Mädchen.«
Sebastian verzog den Mund zu einem höhnischen Grinsen. Er roch förmlich, dass an Sinans sogenanntem Handel etwas faul war. »Ich werde nicht ohne sie gehen. Zahirah kommt mit mir oder Ihr könnt den Handel vergessen.«
»Je nun.« Sinan lachte, doch in seinem Gesicht stand keinerlei Belustigung. Seine Augen zogen sich zu schmalen, glitzernden schwarzen Schlitzen zusammen. »Glaubt Ihr tatsächlich, ich würde mich darauf einlassen, sie Euch auszuhändigen, und darauf vertrauen, dass Ihr Euren Teil des Handels einhaltet?«
»Und Ihr – glaubt Ihr tatsächlich, ich würde sie bei Euch lassen und darauf vertrauen, dass Ihr Euren Teil einhaltet?«, erwiderte Sebastian herausfordernd.
Sinan reckte das bärtige Kinn und gab einen grunzenden Laut von sich. »Wie es scheint, kommen wir so nicht weiter, Engländer.«
Sebastian zog das Schwert. »Da bin ich anderer Ansicht. Sie kommt mit mir.«
Als er das Schwert klirrend aus der Scheide zog, weiteten sich Zahirahs Augen vor Furcht. »Sebastian, nein!« Die beiden Leibwächter hoben die Krummsäbel, bereit zum Angriff, sie warteten nur noch auf den Befehl ihres Meisters. Der Mann, der Zahirah festhielt, drückte ihr den Dolch an den Hals.
Sinan stand hinter seinen Wachen und zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Seid kein Narr. Ihr steht kurz davor, sie sterben zu sehen. Ihr Tod wird keine hübsche Angelegenheit werden, das versichere ich Euch. Ebenso wenig wie der Eure. Meine Wachen brauchen nur einen Herzschlag lang, um Euch zu entwaffnen und Euch die Gedärme herauszureißen.«
»Sollen Sie es doch versuchen«, höhnte Sebastian. Er wusste, dass er die beiden Männer von Sinan weglocken musste, um überhaupt eine Chance zu haben, dem König der Assassinen zu Leibe zu rücken. »Habt Ihr es etwa vergessen, alter Mann? Ich habe Eure Männer im Kampf erlebt und eine stattliche Anzahl von ihnen in die Hölle geschickt, wo sie hingehören. Und es würde mir wahrlich größtes Vergnügen bereiten, Euch als Nächsten zum Teufel zu schicken.«
»Nun gut, Ihr habt Eure Entscheidung getroffen.« Hinter der menschlichen Wand seiner Leibwächter bedachte Sinan Sebastian mit einem finsteren Blick. »Tötet ihn.«
Die beiden Fida’i setzten sich in Bewegung.
»Nein!«, rief Zahirah. Verzweifelt wehrte sie sich gegen den Mann, der sie festhielt, und ihre ganze Wut gegen Sinan brach sich Bahn: »Verflucht sollt Ihr sein! Ihr seid ein Ungeheuer. Ich hasse Euch!«
»Sorg dafür, dass sie Ruhe gibt«, bellte Sinan den Mann an, der sie festhielt.
Sebastian sah, wie der Mann Zahirah schlug, sah, wie sie von der Wucht des Schlages das Gleichgewicht verlor und ihre Knie nachgaben. Sie stolperte nach vorn und fiel zu Füßen des Sarazenen in den Sand. Sebastian entfuhr ein Wutschrei, doch er konnte ihr im Augenblick nicht zu Hilfe eilen. Sinans Leibwächter stürmten auf ihn zu; der kalte Stahl ihrer Krummsäbel blitzte silbern auf, als sie die Klingen mit Mordlust in den Augen auf ihn niederfahren ließen.
Den Schlag des ersten Mannes konnte er mit seinem Schwert abwehren. Der andere Mann schlug hart zu, und seine Klinge fuhr über den linken Ärmel von Sebastians Kettenhemd. Er warf sich seinem Angreifer entgegen, hob das Schwert und ließ es auf den Rücken des Assassinen hinunterschmettern. Ungeschützt und nur mit Tunika und Lederwams bekleidet, wurde der Rücken des Mannes unter der Wucht des Schlages wie der Panzer eines Käfers unter einem Stiefelabsatz zermalmt. Sebastian zog das Schwert aus der blutenden Leiche und drehte sich nach dem zweiten Mann um, der mit wutverzerrter Miene erneut auf ihn zustürmte.
Aus dem Augenwinkel sah
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